Amaterfunk Brücke zur Welt

    6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

    Amaterfunk Brücke zur Welt

      Amateurfunk - die Brücke zur Welt (1971)

      Amateurfunk - die Brücke zur Welt

      Ein Vortrag, gehalten von Wolfgang Näser (DK1KI) im Herbst 1971

      "Nur wer einmal in der Lage war, mit seiner selbstgebauten Sende- station bei selbst kleiner Leistung grosse Entfernungen, ja Ozeane, zu überbrücken, wer es erlebt hat, mit welcher Selbstverständlichkeit der Kurzwellen -Amateur von seinem Hause aus mit gleichgesinnten Freunden dieseits und jenseits der Grenzen spricht, der weiss erst zu ermessen, was dieser hochinteressante Sport bedeuten kann!"
      Rudolf RAPCKE (DL1WA), Ehrenpräsident des DARC e.V., im Geleitwort des Buches "Der Kurzwellenamateur" von Karl SCHULTHEISS, 11., überarb.Aufl. Stuttgart 1961, S.7]

      Meine Damen und Herren,
      ich bin heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen kurz von einem interessanten Hobby zu berichten, nämlich dem Amateurfunk, und um zu versuchen, Ihnen mit einigen Worten dieses Hobby ein wenig verständlich zu machen.
      Was ist eigentlich der "Amateurfunk"? Noch heute existiert leider in weiten Bevölkerungskreisen große Unklarheit darüber. Viele Leute glauben, Amateurfunker seien meist junge Radiobastler,die sich auf abenteuerliche Weise aus alten Teilen irgendwelche Sender zusammenbauen und dann mit diesen Geräten Musik oder anderes unerlaubterweise, also "schwarz" ausstrahlen - so hat man des öfteren in der Presse von Schülern gelesen, die als Schwarzsender Schulaufgaben und Tanzmusik auf Mittelwelle oder gar UKW ausstrahlten und die bald darauf von der Post festgestellt wurden, wobei ihre Geräte beschlagnahmt und die Jungen entweder verwarnt oder gar mit einer Geldstrafe belegt wurden. Andere Leute wiederum glauben, bei Amateurfunkern handele es sich um eine Art von Agenten,die irgendwelche geheimen Nachrichten durchgeben.
      Schwarze Schülersender wie einst "Radio Carola" und schwarzsenderische Agententätigkeit, das darf ich Ihnen versichern, haben mit dem Amateurfunk nichts gemein.
      Der Funkamateur ist laut dem bundesdeutschen "Gesetz über dem Amateurfunk" vom 14.März 1949 eine Person, die
      "sich lediglich aus persönlicher Neigung und nicht in Verfolgung anderer, z.B. wirtschaftlicher oder politischer Zwecke mit Funktechnik und Funkbetrieb befaßt." Par.1, Abs.2]
      Im "Radio Amateur`s Handbook", dem offiziellen Standard-Handbuch der "American Radio Relay League", heißt es in der 42. Auflage 1965:
      "Der Amateurfunk ist ein wissenschaftliches Hobby, eine Möglichkeit, persönliche Geschicklichkeit zu gewinnen in der faszinierenden Kunst der Elektronik und eine Gelegenheit dazu, mit anderen Menschen durch private Kurzwellenstationen in Verbindung zu treten." [Übers. S. 7]
      Auf S. 9 heißt es dort, der Funkamateur befinde sich ständig in der vordersten Reihe des technischen Fortschritts, und anderswo wird gesagt, er sei stets auf der Höhe der neuesten Technologie. Als Gründe dafür werden angeführt:
      die beständige Neugier des Funkamateurs hinsichtlich der Weiterentwicklung der ihn betreffenden Rundfunktechnik,
      seine Bereitschaft, alles Neue gern auszuprobieren.
      "Im Gegensatz zum Rundfunkbastler", schreibt der Präsident des Deutschen Amateur-Radio-Clubs, Karl SCHULTHEISS, in seinem Buch "Der Kurzwellen-Amateur", beschäftige sich der Kurzwellenamateur nicht nur mit dem Empfang von Radiowellen, sondern besitze auch "seinen eigenen Sender, mit dem er mit anderen Amateuren in der Welt in Wechselverkehr tritt". "Wissenschaft und Technik", so führt er an anderer Stelle aus, "haben vor Jahrzehnten wertvolle Anregungen aus dem Amateurbetrieb erhalten. Darauf sind wir stolz." [...]
      Ich möchte versuchen Ihnen klarzumachen, aus welchen Gründen man in der "Vollzugsordnung für den Funkdienst" den Amateurfunk als eigenen Funkdienst anerkannt und ihm bestimmte Frequenzen zugewiesen hat, und Ihnen eine knappe Skizze des Hobbys zeichnen, an dem heute in aller Welt etwa 500.000 lizenzierte Sendeamateure aller Altersstufen und Berufe, Angehörige aller sozialen Schichten und Vertreter verschiedenster Weltanschauungen teilnehmen. [...]
      Wie ist es nun zu dieser weiten Verbreitung des Amateurfunks gekommen? [...] Bekanntlich erbrachte 1888 Heinrich HERTZ, der bekannte Pionier der drahtlosen Nachrichtentechnik, mit seinen Versuchen den Nachweis, daß die bereits von MAXWELL theoretisch vorausgesagten sog. elektromagnetischen Wellen wirklich existieren. Das sind elektrische Schwingungen, mit denen es möglich ist, auf drahtlosem Wege von einem Sender zum Empfänger Botschaften zu übertragen.
      Guglielmo MARCONI stellte 1898 die erste drahtlose Telegrafieverbindung her. Die ersten Funkgeräte bestanden aus primitiven Apparaturen, bei denen noch regelrechte Funken erzeugt wurden (daher der Name Funk) und die praktisch lediglich aus Stromquelle und Schwingungskreis bestanden. Die Empfänger waren gleichermaßen primitiv. Das wichtigste waren damals die Antennen, mit denen gesendet und empfangen wurde. Um die spärliche Sendeenergie gut herausbringen und um möglichst gut empfangen zu können, erreichten damals die Antennengebilde beträchtliche Ausmaße.
      Bald schon nach MARCONIs ersten Versuchen wurden die ersten Großstationen gebaut (ich nenne nur die bekannte Großfunkstelle NAUEN westl. von Berlin), mit deren kräftigen Hochfrequenz-Maschinensendern sehr große Entfernungen auf relativ langen Wellen überbrückt werden konnten. Auch Schiffe wurden schon ziemlich früh mit Funkanlagen ausgerüstet. 1906 und 1912 gab es erste Konferenzen, die sich mit dem neuen Nachrichtenübertragungsmittel befaßten. Sie alle haben sicher von dem tragischen Untergang der TITANIC gehört und von den Ereignissen, die sich im Zusammenhang mit den von diesem Schiff ausgesendeten und empfangenen Funksprüchen abspielten.
      Technischer Fortschritt breitet sich schnell aus, und so befaßten sich bald nicht nur die sogenannten Fachleute, sondern auch interessierte Privatpersonen mit der drahtlosen Nachrichtentechnik. In den USA gab es schon 1910 die ersten Amateurfunkstellen. Auf der ersten internationalen Radio-Konferenz in London 1912 wurden den Amateuren bereits bestimmte Wellen zugewiesen, und zwar die unter 300 m Länge. Damals war man der Meinung, diese sog. "Kurzen Wellen" seien für den behördlichen und kommerziellen Funkbetrieb unbrauchbar und, wie es im amerikanischen Handbuch heißt, glaubte man, die Amateurfunker kämen damit nicht "aus ihren Höfen heraus".
      Aber darin täuschte man sich. Bald schon erreichten die Amateure in den USA mit ihren selbstgebauten Geräten respektable Entfernungen bei sehr geringen Sendeleistungen; und damit der gesamte amerikanische Kontinent von Osten nach Westen, von Norden nach Süden überbrückt werden konnte, vermittelten Funkamateure die von ihnen empfangenen Botschaften [...] weiter , sozusagen auf dem, wie wir heute sagen, "Relais"-Wege. Damit entstand bald die große amerikanische Amateurfunkervereinigung, die "American Radio Relay League" (ARRL).
      in DEUTSCHLAND blieb es lange ruhig, bis im Jahre 1919 die ersten Privatpersonen sich für die Funktechnik zu interessieren begannen. Inzwischen hatte MEISSNER 1913 den rückgekoppelten Röhrensender erfunden, der immer mehr die sog. funkentelegrafischen und die Maschinensender verdrängte. Auch war es inzwischen gelungen, in den USA die ersten tonmodulierten Sendungen auszustrahlen, nämlich ebenfalls 1913, das als Geburtsjahr des Ton-Rundfunks zu betrachten ist.
      Dem privaten Interesse an der Funktechnik wurde in Deutschland jedoch seitens der Behörden größter Widerstand entgegengebracht. Beispiele hierfür sind die ablehnende Verfügung des Kaiserlichen Telegrafen-Bauamts an den damaligen Schüler Richard Dargatz und der Strafbefehl über 3 Millionen Inflations-Mark gegen Rudolf Horkheimer, ausgestellt vom Amtsgericht Rottenburg am 24.8.1923 wegen unerlaubten Errichtens einer "Telegrafenanlage". Dennoch bildeten sich hier und da in den Jahren ab 1923 örtliche Radioclubs. Weiterhin stand die Post dieser als höchst verdächtig betrachteten Bewegung verständnislos gegenüber, bis im Jahre 1925, gleichzeitig mit der Gründung des Deutschen Funktechnischen Verbandes, die ersten Sendelizenzen ausgegeben wurden, und zwar an verbandseigene Stationen.
      Inzwischen hatten sich einige bedeutende Ereignisse vollzogen. 1921 hatten erstmals europäische Funkamateure Signale aus den USA empfangen, und am 27. November 1923 glückte die erste zweiseitige Funkverbindung zwischen amerikanischen Amateuren in Hartford und ihren französischen Freunden in Nizza. Ende 1924 konnte ein 16jähriger Londoner Schüler namens GOYDER mit einem Amateurfunker in Neuseeland in Verbindung treten und somit die auf der Erde größtmögliche Entfernung mittels kurzer Wellen überbrücken. Auch deutschen Amateuren gelang dies bald. Die Klubstation des Funkvereins Stuttgart mit dem Rufzeichen "ky 5" nahm mit einer Sendeleistung von nur 20 Watt Verbindung auf mit Neuseeland am 25. April 1925.
      Damit war von den Funkamateuren der Beweis erbracht worden, daß gerade auf den Kurzen Wellen riesige Entfernungen überbrückt werden konnten. Dies und die darauf folgenden gezielten Beobachtungen zur Reflexion der Kurzen Wellen an der sog. Ionosphäre und zu den damit verbundenen Ausbreitungsbedingungen darf als ein echter wissenschaftlicher Beitrag der damaligen Funkamateure gewertet werden. Ähnliche wissenschaftliche Beiträge leisteten die Funkamateure während des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1956/57 und in jüngster Zeit mit ihren Beobachtungen auf dem Gebiet der Ultrakurzen, Dezimeter- und Zentimeterwellen.
      Kehren wir zurück zur Geschichte: Im April 1925 wurde in Paris der bis heute bestehende weltweite Dachverband der Funkamateure gegründet, die "Internationale Amateur-Radio-Union". Gleichzeitig entstand in München der Deutsche Funktechnische Verband mit 50.000 Mitgliedern, 1927 der Deutsche Sende- und Empfangsdienst (DASD). Während des Dritten Reiches wurden diesem Verband einige Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Dennoch gab es einige hundert Sendelizenzen, die allerdings meist nur an sog. Linientreue ausgegeben wurden, und einen vorbildlich organisierten Freiwilligen Betriebsdienst in der zentralen Station in Berlin. Nach dem Zusammenbruch 1945 arbeiteten zunächst viele bewährte Funkamateure ohne offizielle Genehmigung. Diese Tätigkeit wurde meist von den Besatzungsmächten, besonders den Amerikanern, stillschweigend und wohlwollend geduldet, mußte jedoch mit Rücksicht auf die Behörden zunächst geheim gehalten werden. Zunächst bildeten sich wieder regionale Verbände wie z.B. der Württembergisch-Badische Radio-Club oder der DARC/BZ (BZ für "Britische Zone"), die sich 1949 in Erlangen zum DARC, dem Deutschen Amateur-Radio-Club e.V., zusammenschlossen.
      1948 wurden die ersten Nachkriegs-Lizenzprüfungen von der Post abgehalten und 1949, kurz nach Verabschiedung des sog. Gesetzes über den Amateurfunk, die ersten Nachkriegslizenzen ausgegeben.
      1971, im Jahre dieses Referates, arbeiten in der Bundesrepublik Deutschland etwa 14.000 lizenzierte Sendeamateure, dazu kommt eine beträchtliche Zahl von Höramateuren, und der Deutsche Amateur-Radio-Club besitzt damals etwa 22.000 Mitglieder. [...]
      Daß der Funkamateur Verbindung mit Freunden in aller Welt aufnehmen kann, ist in der Tat etwas Faszinierendes, Erregendes und immer aufs neue Schönes, das in jeder Verbindung, ob mit einer nahen oder sehr entfernten Station, zum Ausdruck kommen kann. Meist baut sich der Funkamateur seine Sende- und Empfangsgeräte noch s e l b s t, dadurch erweitert und vertieft er seine technischen Kenntnisse beträchtlich und kann besonders stolz sein auf die mit den selbstgebauten Geräten erzielten Ergebnisse. Gleichzeitig wird durch den Selbstbau der Amateurfunk zu einem relativ billig und praktisch von jedermann zu betreibenden Hobby. Schon mmit Teilen aus der "Bastelkiste", d.h. mit Teilen aus alten Radios, Verstärkern oder Fernsehgeräten kann man eine kleine Amateurstation aufbauen. Es gibt genug Berichte über weltweite Verbindungen mit Sendeleistungen um 1 Watt herum, die mit Kleinstationen getätigt wurden, und solche Kleinstationen kosteten dem Amateur oft weniger als 100 DM. Mit solchen Stationen wickelt der Funkamateur in der Regel Morseverbindungen ab. Bei ihnen ist der technische Aufwand relativ gering, da hier lediglich ein hochfrequenter Träger erzeugt und im Rhythmus der Morsezeichen getastet wird. Aber auch Sprechfunkstationen kann man noch mit einigen Kenntnissen selbst aufbauen. Ich selbst habe mit einer Eigenbaustation, die mich keine 500 DM gekostet hat, über fünfeinhalbtausend Verbindungen, ausschließlich Sprechfunk, abgewickelt, dabei konnte ich mit einer behelfsmäßigen Antenne für alle Kurzwellenbänder Stationen aus Leningrad, Portugal, Nordirland, Italien, Rumänien usw., selbst aus den USA erreichen. Ich konnte immer wieder feststellen, daß Funkverbindungen dem Amateur am meisten Freude bereiten, wenn sie mit selbstgebauten Stationen und mit Geschicklichkeit und einiger Mühe "erarbeitet" wurden.
      Durch den Selbstbau von Geräten gewinnt der Amateur ein nicht unbeträchtliches technisches Geschick und ein Gefühl für handwerkliches Arbeiten und gestalterisches Schaffen, er kann eigene Ideen in die Tat umsetzen, eigenen Entwürfen mit seinen Händen Gestalt verleihen. Zugleich bekommt er ein Gefühl für die Schwierigkeiten, die sich einem Gerätekonstrukteur oft beim Entwurf in den Weg stellen, und er lernt solche Schwierigkeiten bei der praktischen Erprobung, beim Experimentieren, zu beseitigen. Er lernt, Schwierigkeiten zu meistern, was ihm im täglichen Leben sehr zugute kommen kann. Das ist eine wichtige pädagogische Seite des Amateurfunks. Diese eigenschöpferische Tätigkeit im handwerklichen Sinne kann manchen Menschen ein Gefühl des gesunden Selbstvertrauens verleihen und sie für das Alltagsleben stark machen. - Bisweilen stehen die Amateure vor ihren selbstgebauten Geräten und sind mit Recht stolz auf ihre kleinen Schöpfungen, auch wenn diese manchmal einem Vergleich mit Industriegeräten nicht standhalten. Durch den Geräte-Selbstbau bekommt der ernsthafte Amateur ein Gefühl für funktionale Schönheit und technische Zweckmäßigkeit. Außerdem kann er sich auf diese Weise manchen Pfennig für andere Dinge sparen, und das Hobby wird nicht zur Belastung für eine eventuell große Familie. Es gibt jedoch auch viele Menschen, denen infolge großer beruflicher Belastung ein Geräte-Selbstbau zu zeitraubend und belastend wäre. Für solche Amateurfunker bietet heute die inzwischen rührige einschlägige Industrie die verschiedensten Amateurgeräte an, die als Bausätze oder Fertiggeräte oft schon recht preiswert zu haben sind. Der Amateur, der recht wenig Zeit hat, braucht also auf sein begehrtes Hobby nicht zu verzichten. Freilich weiß heute jeder ernsthafte Amateur, daß sein Hobby mit gewissen Opfern verbunden ist, aber dafür ist unser Hobby Amateurfunk in seiner Art fast unvergleichlich. Man bedenke: mit einer mittelmäßig ausgerüsteten Station läßt sich beinahe jeder Punkt der Erde erreichen! Herrliche Morseverbindungen kommen zustande, und oft werden Sprechfunkverbindungen geradezu mit Telefonqualität abgewickelt, die einem immer wieder große Freude bereiten. Ich erinnere mich an viele schöne Verbindungen mit Stationen aus ganz Deutschland auf dem 80-m-Kurzwellenband: oft habe ich stundenlang mit Freunden aus Hamburg, München oder Berlin sprechen können, und diese Kontakte mit Menschen, die man auf andere Weise vielleicht nie hätte kennenlernen können, sind für mich zu einem bleibenden Wert geworden.
      Wie sieht nun eine solche S t a t i o n aus, mit der der Amateur solche Verbindungen tätigt? Nun, unerläßlich sind ein SENDER und ein für die Anforderungen des Amateurfunks zugeschnittener EMPFÄNGER, letzteren kann man schon recht billig in Form eines alten Armeegerätes aus amerikanischen Beständen erwerben oder selbst bauen. Beim Empfänger ist wichtig, daß er ein oftmaliges Ein- und Ausschalten, d.h. Umschalten von Senden (Bereitschaft) auf Empfang, verträgt. Er muß also rauhen Betrieb, wie der Fachmann sagt, aushalten können. Beim Sender, besonders beim selbstgebauten, ist darauf zu achten, daß er frequenzstabil ist, daß also seine Frequenz während des Betriebes nicht "läuft" und daß das von ihm abgegebene Morse- oder Sprechfunk-Signal sauber, d.h. möglichst unverzerrt und störstrahlungsfrei ist.
      Die Deutsche Bundespost hat in ihrer Durchführungsverordnung zum Amateurfunkgesetz von 1967 dem Amateur gewisse Auflagen für die technische Ausstattung des Amateursenders gemacht, besonders im Hinblick der Störstrahlungsfreiheit, die jedoch auch vom selbstbauenden Amateur bei einiger Mühe leicht eingehalten werden können. Es ist ja hier in Rechnung zu stellen, daß viele Amateure aus früherer bastlerischer Tätigkeit bereits gute Erfahrung besitzen oder innerhalb clubeigener Lehrgänge und bei der Vorbereitung zur postalischen Lizenzprüfung die entsprechenden technischen Kenntnisse in ausreichender Form erwerben, mit denen sie darauf achten können, daß ihre Station in allen Punkten den wichtigen und unerläßlichen Vorschriften genügt. Dadurch, daß der Funkamateur darauf achten muß, daß er andere Funkdienste nicht stört und die Grenzen der ihm zugewiesenen Frequenzbereiche nicht überschreitet, ist ihm eine hohe Verantwortung übertragen, die er freiwillig und gern übernimmt, rechtfertigt er doch damit das von den nationalen Postverwaltungen in ihn und seine Tätigkeit gesetzte Vertrauen. Der ernsthafte Amateur wird sich ohnehin im Laufe seiner Tätigkeit bald kleine Spezialgeräte bauen oder anschaffen, mit denen er das Arbeiten seines Senders und seiner Antennenanlage kontrollieren oder sogar verbessern kann.
      Am wichtigsten neben Sender und Empfänger ist beim Amateurfunk natürlich die ANTENNE, von deren Güte die Qualität der Aussendung und ihre Reichweite entscheidend abhängen. Je besser die Sendeantenne und je höher ihre Anbringung, desto besser sind Reichweite und daher auch Lesbarkeit der Sendung. Eine gute Antenne kann oft mit ein wenig Geschicklichkeit und Mühe sehr billig errichtet werden. Leider stellen sich gerade in diesem Punkt dem heutigen Amateur infolge des immer dichteren Häusermeers besonders in den mittleren und großen Städten enorme Schwierigkeiten gegenüber. Oftmals ist ein Vermieter nicht einverstanden mit der von ihm und vielen anderen Mitmenschen als "häßlich" und "störend" empfundenen großen Antenne des Funkamateurs. Hier bitten die Amateure jedoch um Entgegenkommen und Verständnis, und die entsprechenden Vermieter und Mitmenschen seien gebeten zu bedenken, daß mittels solcher Antennen nicht unbeträchtlich zur Verständigung der Völker über Grenzen hinweg beigetragen und manche internationale dauerhafte Freundschaft geschlossen wird. [...]
      Schon aus einer Posthörkapsel [...] kann man sich ein Mikrofon basteln, das allen Anforderungen des Sprechfunks vollauf genügt. Mancher alte Lautsprecher bewährt sich bestens in der Funkbude des Amateurs, und aus ausgeschlachteten Radioteilen lassen sich wichthge KONTROLLGERÄTE wie Frequenzmesser oder Grid-Dip-Meter selbstbauen. Je länger er in seinem Hobby arbeitet, umso mehr weiß der Amateur aus solchen Teilen "zu machen", und die Devise "aus alt mach neu" feiert im wahrsten Sinne des Wortes hier oft wahre Triumphe.
      [...] Die Post erhebt eine einheitliche Lizenzgebühr von monatlich 3,-DM und läßt dem Funkamateur freie Hand bei der Gestaltung seiner Station [...], er kann sie einrichten, wie er es wünscht und wie es seine finanziellen Mittel erlauben. Statt eines Senders und getrennten Empfängers kann er einen modernen "SENDEEMPFÄNGER", engl. "Transceiver" [aus transmitter (Sender) + receiver (Empfänger)] aufbauen oder erwerben, er kann desgleichen sein Hobby auch auf die ihm zugestandenen Bereiche der Ultrakurz-, Dezimeter und Zentimeterwellen ausdehnen, eine Station in seinem Auto unterbringen und so "mobil" arbeiten, Funkfernschreiben und sogar Amateurfunk-Fernsehen betreiben, und neuerdings konnten sogar Amateure mit Geräten von hohem technischem Standard und ausgeklügelten Antennengruppen Verbindungen über den Mond als passiven Reflektor abwickeln, wobei auf UKW die Entfernung von Schweden bis nach Neuseeland bewältigt wurde. Durch die von einigen technisch besonders versierten Amateuren vorgenommenen Versuche auf kürzesten Wellen, die quasi-optische Eigenschaften besitzen, vermögen wiederum Beiträge zur Wissenschaft geleistet werden, auch durch jüngst erfolgte Starts spezieller Satelliten ausschließlich für Amateurfunk-Übertragungen und durch die damit verbundenen Beobachtungen durch Amateure aus aller Welt.
      Früher glaubte man einmal, auf den Ultrakurzwellen könnten Reichweiten lediglich bis zum sichtbaren Horizont erzielt werden. "Man kann so weit auf UKW senden, wie man sieht", sagte man noch vor zwanzig Jahren selbst in Fachkreisen. Den Gegenbeweis haben hauptsächlich die Funkamateure geliefert. Durch zahlreiche Beobachtungen und im Zusammenhang damit getätigte sogen. Meteor-Scatter-Verbindungen und solche mit Hilfe der "Aurora-Reflexionen" konnten sie nachweisen, daß auch ohne Zuhilfenahme künstlicher Satelliten unter bestimmten Bedingungen UKW-Verbindungen über mehr als tausend Kilometer hinweg getätigt werden können.
      Die Amateurfunktechnik [...] hat [...] einen beachtlichen Aufschwung genommen. In der Anfangszeit baute der Amateur alle Teile seines Senders und Empfängers auf einem Holzbrett auf, die Geräte hatten meist nur wenige Teile, und bei der Abstimmung der Wellenlänge kam es oft nicht so genau darauf an, weil die "Bänder" praktisch leer waren und nur hier oder dort eine kommerzielle Station oder ein Amateur zu vernehmen waren. Mit dem Zunehmen der Zahl von Kurzwellenamateuren und der immer stärkeren Verdrängung der Funkamateure auf heute nur ganz schmale Bereiche mußten sie sich rechtzeitig auf eine sehr genaue und deckungsgleiche Frequenzeinstellung ihrer Sender und Empfänger und auf eine möglichst kleine Bandbreite und größte Verzerrungsfreiheit ihrer Aussendungen einstellen. Während man früher noch zur Modulation des Senders, also zur Ausstrahlung von Sprachsendungen, ein Kohlemikrofon in die Antennenleitung legte und bald darauf recht gute amplitudenmodulierte Sender für den Bedarf des Amateurs und gute Schaltungen zum Selbstbau entwickelte, ist der Amateurfunk innerhalb der letzten zehn Jahre zur modernsten Technik des Sprechfunks übergegangen, der sog. EINSEITENBANDTECHNIK, mit der bei gleicher Sendeenergie das Vierfache an wirksamer und nutzbarer Sendeleistung bei der halben Bandbreite der Aussendung erzielt werden kann. In einer Zeit, da auf den Rundfunk-Kurzwellenbereichen im sog. Gleichwellenbetrieb schon manchmal bis zu zehn Sender auf derselben Frequenz arbeiten, in der auf Mittelwelle chaotische Zustände herrschen und auf dem 80-m-Amateurband gerade an Wochenenden ein fast unentwirrbares Getümmel herrscht, ist eine solche Entwicklung zu hoher Qualität und Präzision der Amateurfunkgeräte wichtig und begrüßenswert. Der verantwortungsbewußte Funkamateur kümmert sich um die Güte seines Senders und Empfängers, weil er weiß, daß er so am besten Rücksicht auf seine Mitmenschen und Funkfreunde üben kann. Er wickelt mit Bedacht und Rücksicht seinen Funkbetrieb ab, denn er ist sich bewußt, daß seine Aussendung oft von vielen unbekannten Hörern in nah und fern mitgehört wird und daß seine Äußerungen zusammen mit der technischen Qualität der Aussendung sein Gütesiegel und Steckbrief zugleich sind.
      [...] Die Amateure müssen darauf achten, daß ihnen die nur noch sehr schmalen Frequenzbereiche nicht entzogen werden, denn die Wellenbereiche sind [...] sehr knapp geworden. Sie müssen dafür sorgen, daß man sie auch in ihren technischen Möglichkeiten nicht beschneidet. Sie müssen also ihre Interessen gegenüber den Behörden und kommerziellen Rundfunkstationen wirksam vertreten: das können sie aber nur dann, wenn sie sich zu einem großen und mächtigen Verband zusammenschließen, einem Verband gemeinsamer Interessen und gegenseitiger Hilfe, [...] mit guter Organisation und würdigen Vertretern, Sprechern bei wichtigen Zusammenkünften und gegenüber anderen Interessengruppen. Ein gut organisierter Verband kann
      ·durch umsichtiges Verhandeln Vorteile für seine Mitglieder erwirken,
      ·durch kluges Anlegen seiner Mitgliedsbeiträge allen zugutekommende Leistungen schaffen wie die Herausgabe einer guten Mitgliederzeitschrift, das Errichten eines Amateurfunkzentrums wie das gegenwärtig in Baunatal entstehende,
      ·kostenlos Lehrgänge abhalten zur Vorbereitung für die Lizenzprüfung,
      ·die Bestätigungskarten (QSL-Karten) kostenlos über eine zentrale Stelle vermitteln. [gekürzt]
      Außerdem können sich Ortsverbände konstituieren und innerhalb dieser können sich die interessierten Amateurfunkfreunde treffen zu einem fruchtbaren Austausch technischer Erfahrungen, zu gegenseitiger Hilfe und zum Weiterlernen, das ja auch in unserem Hobby, wenn man es ernsthaft und nicht zum Spiel oder aus Prestigegründen betreibt, unerläßlich ist.
      Alle diese Möglichkeiten bieten sich z.B. im Deutschen Amateur-Radio-Club, und hierauf können wir in gewisser Weise stolz sein, denn diese Leistungen sind das Ergebnis entbehrungsreicher Bemühungen vieler verantwortungsbewußter Funkamateure in den kargen Jahren nach dem Zusammenbruch von 1945. Manche Funkamateure haben -zigmal mit den Besatzungsmächten verhandelt, nie aufgegeben, sich ihre Dienstreisen förmlich vom Brot abgespart, um zu ermöglichen, daß das geschlagene Deutschland wieder seinen Amateurfunk bekam und daß wir heute gemütlich im Lehnstuhl eine Funkverbindung abwickeln können. Dafür müssen wir diesen Männern und Frauen dankbar sein. Ja: auch eine große Zahl von Frauen gibt es in unserem Hobby, es ist weder an Standesunterschiede und Weltanschauungen noch an das Geschlecht gebunden.
      Der Deutsche Amateur-Radio-Club hat zur Zeit [1971] etwa 22.000 Mitglieder und über 450 Ortsverbände in der gesamten BRD, in denen sich die Mitglieder regelmäßig treffen und in denen auch Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Prüfung der Bundespost abgehalten werden. Der DARC gibt eine Reihe von sog. DIPLOMEN aus, mit denen er die Tätigkeit der Funkamateure weiter anregen und sie für die Erarbeitung besonders schöner Verbindungen belohnen will. Ähnliche Diplome werden auch von den meisten anderen nationalen Amateurfunkverbänden herausgegeben.
      Wie sich die Arbeit innerhalb der einzelnen Ortsverbände abspielt und mit welchem Erfolg, das ist Sache jedes einzelnen Amateurs und seiner Bereitschaft, etwas zum Wohle der Allgemeinheit beizutragen. Bei entsprechendem gutem Willen lassen sich so z.B. Fahrten zur Besichtigung von Sendeanstalten einrichten - so haben Delegationen des Ortsverbandes Arolsen bereits den Sender Meißner, das Frankfurter Funkhaus am Dornbusch und die Studios und Sendestelle der DEUTSCHEN WELLE besichtigt. Es lassen sich auch sog. Ham-Feste organisieren, fröhliche Zusammenkünfte [...] zu gemeinsamer Unterhaltung, Spiel und Tanz. [...]
      In der Bundesrepublik gibt es zur Zeit [1971] drei Lizenzklassen für Funkamateure [...] :
      ·die Klasse A gestattet das Arbeiten auf sämtl. Amateurfunk-Wellenberei chen [...] und in allen [...] erlaubten Betriebsarten, d.h. Morsen und Sprechfunk. Die Lizenzklasse A bekommt man nach Ablegen einer Prüfung, die die Teile MORSEN (Geben und Hören), TECHNIK, BETRIEBSTECHNIK und GESETZESKUNDE umfaßt. Wenn der Amateurfunker ein Jahr lang ohne Beanstandungen in der Klasse A gearbeitet hat, kann er auf Antrag die
      ·Klasse B erwerben, die ihm nicht nur höhere Sendeleistung ermöglicht, sondern auch Voraussetzung ist zum Erwerb gewisser Sondergenehmigungen wie Ameteurfunk-Fernschreiben, -Fernsehen und Betrieb auf dem 160-m-Band.
      ·Die Lizenzklasse C (für die Morse-Kenntnisse nicht erforderlich sind) gestattet nur SPRECHFUNK und beschränkt sich auf den UKW-Bereich (2 m) sowie die Dezimeter- und Zentimeterwellenbereiche (70cm, 23,5cm, 13 cm, 8,8cm, 5,2cm, 3 und 1,5cm). [...]
      Der W e g des Amateurfunkers [...] beginnt für viele damit, daß sie durch Zufall Zeugen einer Amateurfunkverbindung werden, sei es in einer Amateurfunkstelle oder am Rundfunkempfänger. [...] Ein wirklich Interessierter sollte sich an den nächsten Funkamateur wenden oder sich einem DARC-Ortsverband anschließen; möglichst oft sollte er Amateurfunkverbindungen mithören und sich so mit ihrer Abwicklung vertraut machen. Hier lernt er manches, das er im Laufe seiner technischen und betriebstechnischen Ausbildung gut gebrauchen kann, erfährt von bestimmten Antennen und ihrer Wirkungsweise, von Erfahrungen mit bestimmten Geräten und damit erzielten Reichweiten. [...] Meist baut sich der Neuling, oft unter Anleitung erfahrener Amateure, den ersten bescheidenen Empfänger oder läßt sich beim Empfängerkauf von den aktiven Funkamateuren beraten. Wenn er durch seine Hörtätigkeit bereits einiges gelernt hat, kann der "newcomer", wie wir ihn nennen, bereits in vielen Erörterungen über amateurfunkmäßige Probleme seinen gewiß bereitwillig aufgenommenen Beitrag leisten.
      Bereits während seiner Hörtätigkeit sollte der angehende Funkamateur die Anfangsgründe des MORSENs erlernen, besser jetzt als später, denn wenn er sich erst einmal mit dem sende- und empfangstechnischen Wissensstoff beschäftigen muß, wird ihm das Erlernen des Morsens oft zuviel und dadurch verleidet. Das Morsen-Lernen ist nicht schwer, selbst wenn man es im Selbstunterricht betreibt. Der DARC hat einen ausgezeichneten Morsekurs auf Schallplatten herausgegeben zum Preise von 24 DM, den mehrere interessierte Newcomer gemeinsam anschaffen können. Fast jeder hat heute ein Tonbandgerät oder einen Cassettenrecorder. Gegen eine Vervielfältigung des DARC-Morsekursus durch Tonbandkopien in Funkamateurkreisen wird wohl niemand etwas einzuwenden haben. Im Selbstunterricht kann man auch so üben, daß man mittels der Morsetaste und eines Tongenerators, den man sich schon äußerst billig aus zwei Telefonkapseln aufbauen kann, die Zeichen auf Tonband gibt und sie später wieder kontrollierend abhört.
      Meist jedoch ist der angehende Amateur nicht auf den Selbstunterricht angewiesen, denn in vielen Ortsverbänden werden in gewissen Abständen Morselehrgänge durchgeführt, in der Regel von ausgesprochenen Morse-Spezialisten. Glücklicherweise haben wir hierfür in unserem Ortsverband einen ausgesprochen versierten Amateur, den derzeitigen Vorsitzenden. [...][gemeint ist Martin SLUKA, DL2EZ]
      Warum Lizenzprüfungen? Wie bereits gesagt, muß sich der Funkamateur unbedingt auf die ihm zugewiesenen Bereiche beschränken, denn es ist kaum auszudenken, was passieren würde, wenn er aus Nachlässigkeit oder Unverständnis lebenswichtige Dienste wie den Seenotrettungs- oder Flugsicherungsfunk stören und damit vielleicht Unglücksfälle hervorrufen würde. Dem Funkamateur ist also eine große technische Verantwortung in die Hand gegeben. [...] Er muß wissen, wie er seine Aussendung freihält von unzulässigen Verzerrungen und sonstigen Störungen, welche elektrischen Sicherheitsvorkehrungen und Anforderungen er beim Errichten der Station zu beachten und wie er sie gegen Gewitterschäden und unbefugtes Benutzen abzusichern hat. Er ist verpflichtet, seinen Funkverkehr den internationalen Gepflogenheiten gemäß in internationaler Verkehrssprache abzuwickeln und ihn reinzuhalten von Anzüglichkeiten und Beleidigungen, anstößigen Witzen oder politisch-polemischen Äußerungen. - Er hat sich also an gewisse geschriebene und ungeschriebene Gesetze von Anstand und Rücksichtnahme zu halten und muß überhaupt wissen, wo innerhalb seines Hobbys die gesetzlichen Grenzen liegen. [...]
      All dieses Wissen [...] läßt sich nicht von heute auf morgen erwerben, vor allem nicht im Selbstunterricht. Deshalb halten die DARC-Ortsverbände regelmäßig Lizenz-Vorbereitungslehrgänge ab: hier lernt man, wie ein Sender und ein Empfänger arbeiten, welche Sende-Arten und Antennenformen es gibt und wie deren Wirkungsweise theoretisch erklärbar ist; man erfährt vom Transistor, der Diode und Röhre und von deren Funktionen, vom elektrischen Schwingkreis, vom Oszillator und vielem anderem. Man lernt die gesetzlichen Bestimmungen kennen wie das Fernmeldeanlagengesetz und die Durchführungsverordnung zum Amateurfunkgesetz, vertieft sich in die wichtigsten Abkürzungen der internationalen Funkbetriebssprache, man erfährt von der Einteilung in FunkRegionen, von Landeskennbuchstaben und lernt weitere Einzelheiten des praktischen Betriebs, sofern man sie nicht schon als Hör-Amateur kennengelernt hat.
      An verschiedenen Orten, so z.B. im Jugendhof des Landes Hessen auf dem Hohen Dörnberg, werden einmal jährlich dreiwöchige Kurzlehrgänge durchgeführt, in denen all dieses Wissen komprimiert vermittelt und wo am Ende von Beauftragten der Bundespost gleich die Lizenzprüfung abgehalten wird.
      [...] Nach erfolgreichem Ablegen der Lizenzprüfung erhält der Amateur von der Post ein Rufzeichen, das Rufzeichen seiner Station. Es besteht aus zwei Landeskennbuchstaben: DC,DJ,DK oder DL, sie stehen für "Bundesrepublik Deutschland", dann folgt eine Zahl zwischen 0 und 9, dann in der Regel zwei weitere Buchstaben, fortlaufend erteilt wie bei KFZ-Kennzeichen. Arbeitet der Amateur an einem fremden Standort, hängt er seinem Rufzeichen ein -/p an, arbeitet er mobil, so ist es ein -/m.
      W i e nun wickelt sich der Funkbetrieb ab? Zunächst muß man hinweisen auf gewisse Spezialabkürzungen aus den Jahren 1920-24, die ursprünglich nur für Telegrafie gedacht waren. Eine zweiseitige Funkverbindung heißt QSO, ihr Ende QRT, der eigene Standort QTH, kleine Leistung ist QRP, der Funker ist ein OM (für "old man"), die Steuerstufe seines Senders der VFO, die Endstufe die PA, man sendet sich als Grüße "73", wünscht sich "viele 55", das steht für Erfolg. Später entstanden scherzhafte Abkürzungen und Codebezeichnungen: so trinkt man eine "807" oder eine "Braunsche Röhre", beides steht für die Flasche Bier.
      Will der Funkamateur eine Verbindung abwickeln oder, wie er sagt, ein "QSO fahren", dreht er zunächst einmal über die ganze Skala, sucht sich eine freie Stelle und sendet einen sog. "CQ"-Ruf aus, einen "allgemeinen Anruf". Dabei nennt er wiederholt sein Rufzeichen. Dann schaltet er die Station auf Empfang, das geht heute blitzschnell mit kleinen Relais, und meist kommt von irgendwoher gleich eine Antwort. Wer antwortet und von woher, ist stets eine Überraschung, darin liegt einer der Reize unseres Hobbys. Der Funkamateur bedankt sich für das Zurückkommen auf sein CQ und nennt zur Vorstellung seinen Vornamen und Standort, dann ruft er die Gegenstation, die sich ebenfalls vorstellt. - Der Vorname zeigt, daß es hier keinerlei Standes-, Berufs oder Milieuunterschiede gibt; man weiß nicht, ob der OM an der Gegenstation Arbeiter, Arzt, Professor, Beamter, Lehrer oder Pfarrer ist, es kann ein Schüler, ein betagter Pensionär sein, eine Schülerin, Hausfrau oder Wissenschaftlerin.
      Die Funkamateure geben sich Empfangsberichte [...] in bezug auf LESBARKEIT, FELDSTÄRKE und TONQUALITÄT des Sendesignals. Die Lesbarkeit teilt man ein in die Stufen 1 bis 5, die Morse-Tonqualität und Feldstärke in 1 bis 9, sehr laute Signale erhalten "9 plus [einen bestimmten Dezibel-Wert]". [...]
      Die Vorstellung (Beschreibung) der eigenen Station kann mehr oder weniger ausführlich geraten, je nachdem man sie gekauft oder selbst gebaut hat, ob sie einfach ist oder Finessen hat, die den Funkpartner oder nur mithörende Stationen, die sog. SWLs, interessieren könnten. Nach diesen routinemäßigen Angaben kann sich, je nach den atmosphärischen und betrieblichen Bedingungen, ein längeres oder kürzeres Gespräch ergeben, sei es über technische Probleme (ein Erfahrungsaustausch ist für beide Seiten nützlich und fruchtbar) oder rein persönlich, man kann dabei etwas über sein Land und seinen Wohnort berichten. So kann man eigene Kenntnisse vermitteln, wertvolle Eindrücke sammeln, Wissen und Erfahrungen austauschen mit Menschen aus nah und fern auf drahtlosem Wege. - Zum Glück verbietet es die gesetzliche Vorschrift, per Amateurfunk über geschäftliche und politische Dinge zu sprechen. Durch die Ausklammerung von Geschäftsreklame und politischer wie religiöser Ideologie wird es möglich, daß ein Rotchinese mit einem Taiwanesen, ein Israeli mit einem Araber, ein Sowjetrusse mit einem Deutschen freundschaftlich in Verbindung treten kann. [...] Gerade dieser unpolitische, d.h.antiideologische Charakter des Amateurfunks [...] bedeutet eine schöne Art ernstgemeinter Politik, nämlich internationale Kommunikation im Geiste der Freundschaft und eines völkerverbindenden SPORTs. Letztere Zielsetzung liegt hauptsächlich den vielen internationalen Amateurfunkwettbewerben, den sog. CONTESTen, zugrunde, auch kann hier der Amateur die Leistungsfähigkeit seiner Station im Funkverkehr mit vielen Stationen innerhalb kurzer Zeit unter Beweis stellen, dies unter Wahrung sportlicher Fairness. - Sehr reizvoll sind auch die sog. FIELD-DAYs, bei denen der Amateur seine Station an einem meist hochgelegenen Punkt im Freien betreibt, hinsichtlich der Antenne und Stromversorgung auf seine Improvisationsgabe angewiesen ist und dabei, meist zusammen mit Freunden, viele interessante QSOs fahren kann. Solche Feldtage, meist in Verbindung mit Zeltlager und Abenden am Lagerfeuer, werden oft zu unvergeßlichen Erlebnissen.
      Wie bereits des öfteren in der Presse erwähnt, haben Funkamateure bei Naturkatastrophen mit schnell einsatzbereiten Funklinien ausgefallene Telefonleitungen und kommerzielle Funkdienste ersetzt und so eine lebenswichtige Kommunikation gewährleistet: dies schon oft dank volltransistorisierter, batteriegespeister tragbarer Geräte.
      Es soll nicht verschwiegen werden, daß in letzter Zeit von größeren Spezialfirmen versucht wird, den geschäftlich -kommerziellen Gedanken in die Amateurfunkbewegung hineinzutragen und daß bisweilen innerhalb nationaler Funkverbände Streit entsteht um im Grunde nichtige Probleme, daß auch manchmal die Gespräche der Funkamateure auf den Bändern etwas an Niveau zu wünschen übrig lassen. Aber wir sind alle nur fehlerhafte Menschen, und die vielen ernsthaften Funkamateure, die ihr Hobby verantwortungsvoll und im Bewußtsein ihrer Möglichkeiten und der Schönheit ihres Hobbys betreiben, werden diese negativen Trends wohl zurückzudrängen wissen. - Die Funkamateure sind sich im allgemeinen darüber bewußt, daß sie ihre Möglichkeiten dem Opfermut der alten Pioniere zu verdanken haben und dem Entgegenkommen der heutigen Postbehörden. Glücklicherweise haben wir in der Bundesrepublik eine großzügige Postverwaltung und eines der modernsten Amateurfunkgesetze der Welt. Unserem Hobby werden hierzulande keine Hindernisse in den Weg gelegt und es wird jedem ernsthaft Interessierten ermöglicht, aktiv als Sendeamateur an unserem Hobby teilzunehmen. Die Post verläßt sich darauf, daß die Amateurfunker ihre Geräte sauber, funktionstüchtig und störstrahlungsfrei aufbauen, und führt technische Kontrollen nur in angezeigten Störfällen durch. Unser Amateurfunkgesetz ermöglicht es jedem Amateur, nach Ablegung seiner Lizenzprüfung und gegen Errichtung einer sehr geringen monatlichen Gebühr aus seinem Hobby das beste zu machen.
      Aus der Anfangszeit des Amateurfunks hat sich bis heute der schöne Brauch erhalten, daß sich zwei Funkamateure, die zum ersten Mal drahtlos in Verbindung treten, eine sog. Bestätigungs- oder "QSL"-Karte zusenden, sozusagen als Visitenkarte ihrer Station und als Beweis gegenseitiger Freundschaft und Anerkennung. Diese Karten sind meist sehr individuell gestaltet und haben neben RUFZEICHEN und STANDORT noch Rubriken für die Angaben zur eigenen STATION und natürlich den EMPFANGSBERICHT für die das Partners. Diese Karten werden zur Erinnerung aufbewahrt, es wird mit ihnen die Funkbude ausgeschmückt, sie dienen als Nachweis für DIPLOME oder als Material wissenschaftlicher Auswertung, geht es um Ausbreitungsbedingungen auf bestimmten Bändern zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten. Die QSL-Karten dokumentieren zugleich das, was über Ländergrenzen hinweg von den Funkamateuren zur Internationalen Verständigung geleistet wurde.
      Ich will hier noch kurz auf die Arbeit an den sog. KLUBSTATIONEN eingehen, denen von der Post SONDER-RUFZEICHEN zugeteilt werden. Hier kann Funkbetrieb zu Ausbildungszwecken stattfinden, und jene, die aus finanziellen oder anderen Gründen benachteiligt sind, können sich hier nach Herzenslust austoben oder gar bei Contesten profilieren. Clubeigene Stationen sind möglicherweise repräsentativ für den technischen und betrieblichen Stand des jeweiligen Ortsverbandes, zugleich dokumentieren sie - wie die unsrige - nach außen die Aufgeschlossenheit des jeweiligen Magistrats für unser Hobby, werden doch die meisten Klubstationen von den jeweiligen Städten unterstützt, deren Anfangsbuchstaben sich in den Rufzeichen widerspiegeln. Bei der Erteilung solcher Sonder-Rufzeichen können nämlich Wünsche an die Oberpostdirektionen herangetragen werden. So heißt die Klubstation des DARC-Ortsverbandes Arolsen "DL 0 AH", die letzten Buchstaben für "Arolsen/Hessen".
      Je nach technischer Ausstattung können Klubstationen auch als LEITSTATIONEN wirken bei sog. Mobilwettbewerben oder anderen Contesten, überhaupt kann hier, z.B. bei Messen oder anderen Ausstellungen, einem größeren Besucherkreis unser Hobby mit all seinen Möglichkeiten wirkungsvoll demonstriert werden.
      Der AMATEURFUNK, das dürfte inzwischen klar geworden sein, kann dem, der ihn aktiv betreibt, durch die Beschäftigung mit Theorie und Praxis der Rundfunktechnik, im Funkbetrieb, in der Ausübung gegenseitiger Hilfe und Kameradschaft bleibende Werte vermitteln und echte Bereicherung und Lebenshilfe bedeuten.
      Neben dem Erwerb, der Erweiterung und Vertiefung technisch-handwerklicher Kenntnisse und Fertigkeiten kann der Funkamateur im täglichen Verkehr mit aller Welt auch sein geographisches und landeskundliches Wissen vertiefen. Nicht nur ist er gezwungen, auf Karte oder Globus den Standort der Gegenstation zu suchen, wobei sich ihm geographische Lagen und Strukturen wirksam einprägen; er erfährt auch in vielen Funkgesprächen etwas von Land und Leuten in deren Umkreis. Wer sich weite Reisen nicht leisten kann, wird wenigstens auf diese Weise zum "Weltenbummler im eigenen Heim".
      Im internationalen Funkbetrieb können Fremdsprachenkenntnisse erworben oder vertieft werden. Es genügt oft, in einer noch nicht beherrschten Fremdsprache mit einigen QSO-Floskeln zu beginnen; in weiteren Gesprächen lernt man die fremde Sprache wirklich so, wie sie gegenwärtig gesprochen wird. - Die Weltgeltung der e n g l i s c h e n Sprache zeigt sich auch hier, allerdings erreicht man Südamerika besser mit ein wenig Spanisch, und auch Französisch oder Russisch sind sehr willkommen. Das heißt natürlich nicht, daß ein Funkamateur unbedingt mindestens eine Fremdsprache beherrschen muß; auch in der Muttersprache lassen sich oft viele Länder erreichen. Die T e l e g r a f i e beschränkt sich ohnehin auf recht wenige, schnell erlernbare internationale Betriebsabkürzungen, mit denen alle Funkamateure ohne zusätzliche Fremdsprachenkenntnisse ihre Nachrichten austauschen können.
      Neben dem bereits erwähnten i d e e l l e n Gewinn durch Ausübung selbstloser Hilfe und Kameradschaft kann der Beitrag des Amateurfunks zur Verständigung über ideologische, soziale, weltanschauliche und nationale Barrieren hinweg gar nicht hoch genug veranschlagt werden. Genau wie dem international denkenden SPORTLER erscheint es dem FUNKAMATEUR völlig sinnlos, etwa auf den OM aus einem fremden Land, mit dem er durch den Amateurfunk zu einer herzlichen Freundschaft gekommen ist, schießen zu müssen. Der verantwortlich handelnde, auf Verständigung und Toleranz bedachte Funkamateur wird seinem QSO stets eine persönliche Note geben und somit seine Persönlichkeit dem Funkpartner zu vermitteln suchen so, wie er dessen Persönlichkeit zu achten bestrebt ist. Hinter den Apparaten der Gegenstation sitzt ein Mensch, der bereit ist, mit uns zu kommunizieren, und dafür sollten wir dankbar sein und diesen Kontakt als ein Geschenk betrachten. - Auch im Zusammenhang dieser kurzen Einführung soll nicht verhehlt werden, daß es in unserer hochtechnisierten, technokratisch -vernüchterten Zeit in erster Linie darauf ankommt, in verantwortlichem Handeln den Gedanken des menschlichen Sich-Verstehens zu bewahren und zu verteidigen. Dazu kann im technischen Zeitalter mittels technischer Geräte unser Amateurfunk-Hobby beitragen, und das wollen wir.

      NB. Im Anschluß wurde von mir an Ort und Stelle praktischer Funkbetrieb demonstriert mit der mitgeführten "portablen" Station DK1KI/p, bestehend aus dem mehrmals umgebauten Sende-Empfänger HEATH HW-100, dem zugehörigen Eigenbau-Netzteil und einem ebenfalls selbstgebauten Antennen-Anpaßgerät, an das eine sog. Langdraht-Antenne angeschlossen wurde.

       

      (c) Dr. Wolfgang Näser, DK1KI, 1971 ff. * neu gesetzt, Änderungen und Ergänzungen vorbehalten. Stand 25.2.2002

       

       

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