6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

Ausstellung 1961 (Günzburger Zeitung)

Günzburg ruft Basel HB9AAS

Der Amateurfunk schlägt eine Brücke zur Welt - Zahlreiche Besucher bei der Ausstellung der Günzburger Kurzwellenamateure

G ü n z b u r g. Am Wochenende führte der Ortsverband Günzburg des Deutschen Amateur-Radio-Clubs in der Günzburger Turnhalle eine Funkgeräteausstellung durch, die an beiden Tagen zahlreiche technisch interessierte Besucher anlockte. Die übersichtlich aufgebauten Funkanlagen und Geräte sowie die Vorführung von Funkverbindungen gaben den Besuchern einen nachhaltigen Einblick in die Welt des Amateurfunks. Die Ausstellung darf als schöner Erfolg der im Ortsverband zusammengeschlossenen Amateurfunker aus Günzburg und Umgebung gewertet werden. Sie zeigte, wie Freizeitbeschäftigung sinnvoll und interessant sein kann.

Unter den Steckenpferden ist der Kurzwellenamateurfunk wohl eine der dankbarsten und technisch interessantesten Betätigungen. Seine Geschichte beginnt bereits mit den Anfängen des Funkverkehrs. Waren es zunächst nur Fachleute, die sich mit Funktechnik befaßten, so tauchten in den USA schon um das Jahr 1910 die ersten Amateurfunkstationen auf. Von Amerika griff die Bewegung nach England und schließlich auf andere europäische Staaten über. Heute befinden sich in den Vereinigten Staaten allein 80 000 und in Deutschland etwa 4000 lizenzierte Amateure.

Fernab politischer oder wirtschaftlicher Interessen betreibt der Funkamateur seinen Sport. Sein Ziel und seine Bestrebungen sind, die internationale Freundschaft zu festigen und zu fördern. Jederzeit sind die Funkamateure bereit, in Notfällen helfend einzugreifen. Gerade in den vergangenen Jahren konnten sie bei den großen Ueberschwemmungskatastrophen in England, Holland und Italien, bei den schweren Erdbeben in Agadir und Chile, aber auch bei den Wirren am Kongo die öffentlichen Nachrichtenverbindungen über Tage und Wochen ersetzen. Besondere Verdienste erwarben sich die Funkamateure bei der Beobachtung der Ionosphäre und der Erforschung der Wellenausbreitung im internationalen geophysikalischen Jahr. Heute noch sind Industrie- und Sendegesellschaften dankbar für die Forschungsarbeit der Kurzwellenamateure auf dem Gebiet der UKW- und Hochfrequenztechnik und des Fernsehens, weil niemand die Vielzahl der von Bastlern angestellten Versuche finanzieren könnte.

Der größte Teil der deutschen Kurzwellenamateure ist zusammengeschlossen im Deutschen Amateur-Radio-Club, dem DARC. In jedem größeren Ort befinden sich Ortsverbände, in denen in geselligen Zusammenkünften die Mitglieder ihre Erfahrungen austauschen können.

Bereits mehr als sechs Jahre ist es her, seit die Amateurfunker aus Günzburg und Umgebung zum letzten Mal an die Oeffentlichkeit traten. Es war 1955 bei der Gründung des Ortsverbandes Burgau des DARC. Diese Gründung war mit einer Geräteausstellung verbunden, die in Burgau damals großes Aufsehen erregte. Der Ortsverband zählte seinerzeit zehn Mitglieder.

Inzwischen hat sich der Amateurclub gewaltig vergrößert, und, was wesentlich ist, sogar eine Erhöhung der Zahl der Stationen erreicht. Dank der guten funktechnischen Ausbildung innerhalb des Clubs erhielten mehrere Mitglieder die Sendegenehmigung. Damit war die Voraussetzung geschaffen, um innerhalb des Landkreises ein Funknetz aufzubauen. Jeden Sonntag treffen sich nun die Günzburger Amateure auf dem 80-Meter-Amateurband, um sich dort im Sprechfunk über ihr Hobby zu unterhalten. Neben den technischen Mitteilungen wird auch der persönliche Kontakt nicht vergessen. Da auch andere Amateure an diesen Gesprächen interessiert sind, kommt es oft vor, daß die lokale "Sonntagsrunde" sich weit über die Landesgrenzen ausdehnt. Es ist nicht selten, daß sich Amateure aus der Schweiz, aus Frankreich, Italien, ja sogar aus Spanien der Runde anschließen. Selbstverständlich sind dafür hochwertige Sende- und Empfangsgeräte erforderlich, die sich die einzelnen Amateure meist in mühevoller Arbeit gebaut haben.

Um dem technisch Interessierten nun einen Einblick in die Beschaffenheit dieser Geräte und in die Arbeit der Amateure zu geben, veranstaltete der Ortsverband am Wochenende in Günzburg eine Funkausstellung. 48 verschiedene Geräte sowie eine Fülle von Kleinmaterial und Literatur zeugten von der regen Tätigkeit des Clubs. Ein selbstgebautes Netzteil, ein Modulator, ein tragbares Funk-Sprechgerät und zwei komplette Funkstationen und viele andere Geräte wurden gezeigt. Die Clubstation stellte an den beiden Tagen 254 Funkverbindungen her. Sämtliche Funkverbindungen wurden im Sprechverkehr abgewickelt.

Wie so ein Funkgespräch abläuft, sei hier kurz geschildert: Der Günzburger Amateur meldet sich mit einem "Anruf an alle":

Ruf: CQ CQ CQ - Anruf an alle, hier ist die Günzburger Ausstellungsstation DL0GU mit einem allgemeinen Anruf auf dem 80-Meter-Band! - DL0GU beendet seinen Anruf und geht auf allgemeinen Empfang - bitte kommen!

Antwort: Achtung DL0GU, Achtung DL0GU hier ist die Schweizer Station HB9AAS - bitte kommen!

Ruf: HB9AAS, HB9AAS von DL0GU - herzlichen Dank für Ihren Anruf lieber Freund, ich empfange Sie hier in Günzburg mit guter Lautstärke und Qualität, der Name hier ist Fritz. Das Mikrophon geht wieder an Sie zurück - bitte kommen.

Antwort: DL0GU, DL0GU hier kommt HB9AAS wieder für Sie zurück. Herzlichen Dank, lieber Fritz, für die Aufnahme. Ich empfange Sie hier ausgezeichnet mit guter Lautsprecherqualität. Mein Name ist Hans und mein QTH (Standort) ist Basel. Wir haben hier sehr schönes Wetter. DL0GU bitte kommen!

Ruf: HB9AAS - hier kommt DL0GU für Sie zurück. Ich habe alles von Ihnen O. K. und bedanke mich für Ihren Rapport. Lieber Hans, ich betreibe hier eine Ausstellungsstation und bin von zahlreichen Zuschauern umgeben, die mit Spannung unseren Funkverkehr beobachten. Ich freue mich, daß Sie mich so gut aufnehmen können und gebe das Mikrophon wieder an Sie zurück.

Antwort: HB9AAS zurück für DL0GU, vielen Dank, lieber Fritz, für den Anruf, ich arbeite hier mit der kompletten Geloso-Station und habe eine 40 Meter lange Antenne. Ich bedanke mich für die nette Verbindung, wünsche weiterhin viel Erfolg bei der Ausstellung. Damit verabschiedet sich nun die Schweizer Kurzwellenstation HB9AAS, alles Gute noch und did did did da did da.

Ruf: HB9AAS, es kommt noch DL0GU zurück, herzlichen Dank für die nette Verbindung, viel Erfolg und Spaß mit Ihrer Station, und damit verabschiedet sich Günzburg in der Hoffnung auf ein baldiges Wiederhören, did did did da did da.

Von den bisherigen Erfolgen der Günzburger Kurzwellenamateure kündeten fünf Diplome an den Wänden des Ausstellungsraumes, eines davon stammte bis aus Japan. Zahlreiche Bestätigungskarten, die sich die Kurzwellenamateure zur Bestätigung von Funkgesprächen zuschicken, bewiesen die weltweiten Verbindungen der Günzburger Funkamateure. Die Karten stammten u. a. aus Amerika, Japan, Afrika, Australien, Rußland und von Inselgruppen im Pazifik. Im Rahmen der Funkausstellung war es allerdings nicht möglich, über solch weite Strecken zu funken, da ja die Antenneneinrichtungen in der Turnhalle nur provisorisch waren.

Das Prunkstück der Ausstellung war ein Funksprechgerät, das in mühevollen 300 Arbeitsstunden selbstgebastelt wurde und in der Lage ist, 14 Funktionen zu erfüllen.

Zum Abschluß des ersten Ausstellungstages fand in Günzburg ein Amateurtreffen der benachbarten Ortsverbände statt, zu dem neben zahlreichen Amateurfunkern als prominenter Gast auch der Distriktsvorstand von Südbayern, Gradmann, erschien. In einer Ansprache würdigte er die Verdienste des Ortsverbandes Günzburg und bezeichnete die Ausstellung als vollen und verdienten Erfolg.

d/fh

Die Klubfunkanlage der Günzburger Amateurfunker, die auf unserem Bild zu sehen ist, war während der Ausstellung ständig besetzt und suchte Kontakt mit in- und ausländischen Funkamateuren. An den beiden Tagen wurden über 250 Funkverbindungen hergestellt.
Günzburger Zeitung, Nummer 239, 18.(?)10.1961 (Autor: Fritz Haugg DJ6OH)
Diese Website nutzt ausschließlich technisch erforderliche Cookies. Wir benutzen keine Cookies, die eine Einwilligung erfordern würden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. X