So fing es an..(Geschichte T11)

    6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

    So fing es an..(Geschichte T11)

      so fing alles an ... Geschichte des T11

      Warum, wie und wodurch ich Funkamateur wurde.....
      Als ich noch ein kleiner Junge war, hat mich schon fürchterlich interessiert, wie das wohl funktioniert: Da redet jemand in einen Kasten mit Draht dran. Am Ende ein Isolierei und dann kommt nichts mehr. Ich habe auch festgestellt, daß der Draht, der in unser Radio geht, ein Isolierei am Ende hat! Trotzdem schwätzt der bis von München, also weit weg, aus unserer Kiste in Schwangau?
      Irgendwann fiel mir ein Buch in die Hände: Da war eine Zeichnung drin, wie ein ganzes Orchester in einer ominösen Kiste verschwindet und über eine hohe Stange mit Draht dran nun in einem Boot auf den Radiowellen auf die Reise geschickt wird. Unterwegs sind die armen Kerle sehr abgemagert - sie ham wohl ihren Proviant vergessen - und sind halb verhungert endlich wieder an einer anderen hohen Stange mit Draht dran angekommen. Dann sind sie an diesem Draht runtergerutscht und in den heißen bauchigen Glasflaschen in einer Kiste wie unsere, verschwunden. Dann kamen sie dick und vollgefressen wieder raus, haben die Instrumente angesetzt und sind durch ein Loch im Kasten musizierend wieder aufgetaucht! Leider habe ich damals nicht erfahren, was die so essen. Denn jedesmal, wenn ich mir so einen Kerl schnappen wollte, hat der nach mir geschlagen. Ich hab nur nie gesehen, mit was sie zuschlagen. Jemand sagte mir, es sei "Elektrizität" und essen täten sie "Strom". Trotz eifriger Suche war es mir damals nicht gelungen, der Sache in unserem Radio letztlich auf die Spur zu kommen.
      Niemand konnte mehr die aufgepopelten Glasbirnen (Röhren, wie ich heute weiß) und die aufgewickelten Würste mit Drähten an den Enden reparieren. Auch die Sicherungen verabschiedeten sich mit Knall und Qualm, als Papa wie gewohnt die Nachrichten hören wollte. "Ist wohl noch schlechte Kriegsware" - schipfte er mit skeptischen Seitenblicken auf mein Unschuldsgesicht und den alten Volksempfänger - und kaufte ein neues Radio! Eine Fügung Gottes, wie sich später herausstellen sollte!
      Da ich also die Sache so einfach nicht klären konnte, beschloß ich, es erst einmal auf sich beruhen zu lassen und älter zu werden - aber jedoch dieses Wunder weiterhin genau zu beobachten.
      Dann kam endlich mein Schlüsselerlebnis: Gerd, der Bruder von DG1MCP, der Gertrud, mit dem ich sehr befreundet war, erzählte mir eines Tages, daß er in seinem Radio hörte, wie sich zwei unterhalten und auch, daß manchmal welche"Zehn Kuh" schreien würden. Das hatte auch sein Interesse geweckt. Sollten Kuh-Hirten von den Almen oder die Viehhändler nun im Radio zu hören sein? Zufällig und Gott sei Dank, haben meine Eltern den gleichen Radiotyp gekauft, und Gerd konnte mir sofort die Handhabung zeigen: Taste KW drücken, kleinen Knopf auf 40 stellen und mit dem großen Knopf suchen - und tatsächlich: Da redeten zwei von De-Igs, Kuh-Tee-Ha und Ess-Meter usw. Da ich eifrig die Schule schwänzte und tagelang und wochenlang heimlich (mein Vater hatte mir streng verboten, den Innereien des Radios wieder (!) auf den Grund zu gehen) diesen Menschen zuhörte, kam ich langsam hinter die ersten Geheimnisse dieser Sekte oder was auch immer das sein sollte. Eines war sicher: Man mußte etwas besonderes sein oder tun, um das zu dürfen denn es ist ja erst mal alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Das lehrte uns schon die Schule und der Herr Pfarrer. Sie sprachen auch alle sehr gepflegt (meistens Preußisch) und waren sehr gescheit.
      So wurde aber aus dem Licht das mir dadurch aufging, langsam ein kleiner Kronleuchter. Irgendwann bekam ich auch mit, warum ich nur Weit-weg-Schwätzer hörte: Die tote Zone sei schuld - und ich beschloß, diese sofort abzuschaffen wenn ich groß bin.
      Nun geschah auch endlich das, was ich inständigst erhofft hatte:
      "Hier ist De Jot zwo We Eff, ich heiße Herbert und mein Kuh-Tee-Ha ist Marktoberdorf". Das " u u eff bee Old Man Herbert " hörte ich noch. Ein alter Mann, der Herbert? Na - egal, wenn er nur geistig wenigstens noch einigermaßen da ist ...
      Dann hörte ich nur noch wie meine Mutter mir nachrief: "Ras nicht so, paß auf" als ich mit Mutters und der von mir frisierten NSU-Quickly in Richtung Marktoberdorf davonfegte. 40 km.
      Endlich war ich in Marktoberdorf. Jeder, den ich fragte, kannte um die 15 alte Herberts. Da kam mir die Idee: Postamt. Und siehe da, der Oberpostbriefträger kannte den Verrückten, der mit der ganzen Welt spricht. Weil er immer so viele Kuh-Esel-Karten dort hinschleppen müsse - aber nie ein Trinkgeld bekommt!
      Adresse notiert - und hin.. Aufgeregt, wie ein Jüngling in der heißen Phase vor der ersten Liebesnacht, habe ich bei H...... geklingelt. Eine freundliche Dame kam an die Tür und erklärte mir dann, dass ihr Gatte Herbert gerade auch wieder mal an dem blöden Kasten sitzen muss, weil er einen Schked habe - und sie nun wieder mal alleine den Flur streichen müsse.
      Dann sah ich den "Alten Mann" Herbert - aufrecht sitzend, direkt vor seinem Altar ! Herbert sah doch noch jung aus - und wie ein Mensch! Sollte das der Funker sein? Ja ! Herbert hat sofort meine Aufregung richtig gedeutet und mir zuerst mit einfachen Worten vieles zu erklären versucht - die Lichter an meinem Kronleuchter wurden immer heller! Sein Altar war ca. 2m hoch (kam mir zumindest so vor). Unten ein schwarzer Kasten mit ganz vielen Knöpfen und obendrauf ein größerer Kasten mit Holzrahmen und Blechfrontplatte und auch mit noch mehr Knöpfen, Instrumenten usw. - und wieder dieser Draht dran, der im Nichts verschwindet - und vorne dran eine ominöse Dose zum reinschwätzen.. Ich durfte auch in die Dose "Grüß Gott" sagen und der, der aus dem schwarzen Kasten sprach, sagte: "Juten Dach Old Man Hans Peter". Alter Mann - zu mir?? - Was ein Tag!
      Von da an stand mein Entschluss fest: Ich werde Funkamateur!
      Nachdem meine Eltern merkten, dass ich unrettbar diesem Hobby verfiel, obwohl sie immer noch hofften dass ich mal Buchhändler werden und den elterlichen Papierladen übernehmen würde, haben sie mir Amateurfunk-Literatur zugebilligt - und von da an ging alles relativ schnell. Die Schule hat mich als unfähig bezeichnet und empfohlen, mich besser von derselben zu trennen. Mein Wissen über die Geheimnisse der Funkerei stieg jedenfalls schneller als das über den Schulkram - von Tag und Nacht zu Tag und Nacht.
      Ich wollte Radiotechniker lernen, aber keine Lehrstelle frei - fast eine Situation wie heute! Also lernte ich Feinmechaniker, gleich um die Ecke.
      Der erste 0V1 pfiff und quakte - der alte umgebaute Volksempfänger-Sender versorgte auf MW die Nachbarschaft mit Musik aus meinem Plattenspieler. Kein HiFi, aber man konnte hören, was es sein sollte. Ich war schon am Verzweifeln, weil ich bald an einem toten Punkt ankam. Keiner war da, der mit mir meinen Wissensdurst teilen wollte oder konnte. Gerd war schon dem anderen Geschlecht verfallen..
      Da erschien ein Artikel im "Allgäuer" , von einem der um die Welt funkt, sogar mit den Händen -!?-: Erwin, DJ2WJ, aus Pfronten Kappel. Wieder die Moped-Tour. Und da kamen sie, die Gründer des OV C21, heute T11, denen es genauso ging wie mir: Der Martl, der Ottl, der Walter, der Sepp, der Roland, noch einige Herberts, der Jürgen und viele mehr. Alle trafen sich beim Erwin, lauschten andächtig seinen geweihten Worten und Funk-Vorführungen - und tranken auch noch sein Bier! Der Erwin hatte wohl gewusst, was er da vom Zaun gebrochen hat mit dem Artikel:
      Die Initialzündung zum OV-Pfronten!
      Mehr als 3 Deutsche auf einem Haufen heißt ja: Einen Klub gründen! Dies wurde dann auch schleunigst vor 40 Jahren im ENGEL vollzogen. Saukalt war's, Schneetrieben, Glatteis - aber ich durfte ausnahmsweise mit Papas Auto fahren! Zum ersten Mal. Denn tags zuvor habe ich meinen Führerschein bekommen! Jetzt wurde auf Teufel komm raus CW geübt. Freilich war ich nicht immer in Pfronten mit dabei. In Heimarbeit am Empfänger habe ich viel gehört.. Im Herbst darauf bestand ich die DE-Prüfung; CW-Tempo 30 und Theorie. Fast wie die heutige A-Lizenz.
      Ich war DE 13026!

      Irgendwann und irgendwie kam ich damals mit Sonny mehr in Kontakt; der war genauso "gspinnet" und wohnte in Füssen. Gemeinsam und heimlich haben wir Sender gebaut und ausprobiert. Um nicht aufzufallen mussten wir dann aber auch ein Rufzeichen benutzen. DL4ORD, die damalige Ami-Clubstation in Füssen, war ja nie auf 80 m in AM qrv... Also kein Problem - so dachten wir.... Nur, daß ich ausgerechnet den Sonntagsgottesdienst im Radio unseres Postbeamten in der Nachbarschaft mit "CQ 80" überlagerte, hatte ich nicht einkalkuliert. Kurz und schlecht: Zwei gelbe Autos standen eines Tages vor der Tür als ich mittags zum Essen heimkam - als Lehrling bei Reissch und Ullmann, mit 35.- DM im Monat! Dann kam die Frage: "Funkst Du"?
      Leugnen zwecklos. Die schlauen Beamten folgten einfach meinem ominösen Draht vom Isolierei in umgekehrter Richtung und landeten so zwangsläufig bei meinem Heiligtum.. Wie das Orchester damals - nur nicht so abgemagert - dachte ich leise bei mir.
      Dann haben die doch einfach alles eingepackt - und mitgenommen! Selbst unser Hund, der ja auf meiner Seite war und kräftig schimpfte, konnte es nicht verhindern..
      Der Sonny aber hatte irgendwie wohl noch rechtzeitig Wind von der Sache bekommen - und vorher alle seine Geräte verschwinden lassen und sein Zimmer aufgeräumt - "das kann kein Schwarzfunker sein". Vom Papa erhielt ich noch dazu eine Ohrfeige. Ich weiß bis heute noch nicht warum; weil ich was unrechtmäßiges getan habe, oder weil ich mich habe erwischen lassen ?
      Tage der Seelenpein vergingen.. dann kam ein Brief von der Oberpostdirektion: "In Zuguterechnung Ihres jugendlichen Alters und weil wir sehen, dass Sie sich ernsthaft auf die Lizenzprüfung vorbereiten, sehen wir von einer Strafanzeige ab und stellen die Geräte sicher bis zur endgültigen Lizenzierung". Mir fiel ein Stein, ach was - eine ganze Geröllhalde, vom Herzen... Wie kam denn das: Der Erwin, DJ2WJ, mein OVV, hatte sich derart für mich bei der Post eingesetzt, bis diese ein Einsehen mit mir hatte! Danke Erwin!
      Nun hatte ich wieder mehr Zeit um CW zu lernen.. Ich will es nun kurz machen: Am 1. Dezember 1958 gelang mir der große Wurf in München: Die Lis bestanden ! Es war für mich die schwerste Prüfung meines Lebens. Erst beim dritten Anlauf hab ich CW endlich geschafft - das CW war (und ist) für mich die große Hürde - und Gott sei Dank: Damals gab es noch keine C-Lizenz, sonst hätte ich sie heute noch! Allen Newcomern, A- und C-Lizenzern kann ich nur versichern: Wenn sogar ich Tempo 60 geschafft habe, schafft Ihr das auch! Wenn Ihr nur wollt!
      Meine Geräte durfte ich sogar gleich wieder mitnehmen. Die Lizenzurkunde nicht, denn diese wurde damals noch hoch offiziell zugeschickt. Am 6. Dezember, nachdem ich brav Mittag gegessen hatte, überreichten mir meine Eltern das lang ersehnte Papier! So schnell bin ich noch nie ins Gartenhaus, in mein Shack, gesaust. Alles war ja parat - und endlich war es soweit: Mein erster QSO-Partner war DL1EI, Mike aus München, am 6.12.58 um 12:50, 80m, AM. Meine Station: ECO VFO mit P2000, 15W HF mit 1 LV30, Schirmgitter-Modulation mit EL12 und EL11, Kristallmike - das hat mir der DK2LR, damals noch unlis bei Radio Möst in Füssen, verkauft und noch neugierig gefragt wozu ich das denn brauche , hi.. Die Antenne eine Windom und der Empfänger ein umgebauter BC 454. Rapport: 5 und 9 !! Alles Eigenbau, aus Armee-Schrott und ausgeschlachteten Radioteilen zusammengebastelt.
      Damals galt noch - Amateurfunk ist: Wenn's trotzdem geht!
      Und diesmal und endlich unter meinem eigenen Call:
      DJ4XN

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