6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

Bericht 2014

Die Sieger aus dem Ausland bei ihrem jeweils letzten QSO im WAG 2014:

Glückwünsche an DL3DTH, DK5DQ, DL5AXX, DL0WRTC (DJ5MW), DL6IAK, DR4A und
9A3VM, R7MM, UA5C, CQ3L (DF7ZS), RT4W, HG7T

Wenn eine CQ-rufende DL-Station noch morgens um drei Uhr von Anrufern umlagert ist, muss WAG-Zeit sein – „Contesten auf der richtigen Seite des pile-ups“, wie es ein Teilnehmer einmal nannte. Auch ohne großes Aluminiumbesteck auf 30m hohen Masten waren DL-Stationen am WAG-Wochenende gefragt, die Größe des Bestecks entschied nur, wann und wo der Andrang entstand. Zwar gelingt nur wenigen wie DJ5MW als DL0WRTC oder einigen großen Multi-Op-Stationen dauerhafter run-Betrieb auf 40m in SSB mit USA während der Nacht, Langeweile hatte dennoch niemand:

"Aber Spass gemacht hat es trotzdem, vor allem die 156 QSO in der letzten Stunde auf 40m SSB, das rüttelt einen noch mal richtig wach nach 24h durchfunken." (DG0OKW@DL5L)
"Erstmals auch CQ gerufen - im mini-pileup steigt der Blutdruck, schliesslich will man alle calls korrekt abfertigen!" (DL9MFY)
"First time in WAG. Tested 2 new antenna's 2 x NVIS for 40 and 80m Super!!"(PA9M)
"Cool contest..nice runs with 100Wtts. Planned to do just 100Qs because of the nice weather..in the end it was more than 300 Qs. See you next WAG."(DL5RDP)

Der Antennenwald bei DP6T (links) - einer MultiOp-Station, die auch für ihren "fahrbaren" 40m-Mast bekannt ist (dp6t.de). Rechts der portable Aufbau der Multiop-Station DL9W von C30.

Achterbahnfahrt der condx mit X-Flare als speziellem Gast

Die Bedingungen blieben in diesem Jahr hinter den Rekordverhältnissen von 2013 zurück, als 10m so richtig zeigte, was in dem Band steckt. 2014 sorgte nach einem feinen Auftakt am Samstagnachnmittag ein X-Klasse-Flare Sonntagmorgen für anschließend etwas gedämpftere bis sprunghafte Bedingungen auf den oberen Bändern. Wer aber nicht ständige Lautsprecherqualität erwartete, wurde dennoch mit regelmäßigen Überraschungen belohnt, etwa herausragenden Momenten auf 80m mit der deutschen DXpedition VK9DLX in S9. Außerdem zeigten sowohl die anschließende condx-Analyse von DL1VDL als auch Teilnehmerbeobachtungen, dass sich die Bedingungen im Lauf des Tages wieder etwas erholten, wobei es nach Norden zu eher schwächelte. Zu allem Überfloss zog dann noch die Konkurrenz vom normalen Wetter erkennbar reichlich Ops für das vermeintlich letzte sonnig-warme Wochenede nach draußen.

Unser Logroboter ernährt sich nur von cbr&stf – verschmäht adif,lnk&cst

Die Bedingungen drückten die Teilnehmerzahl:  1723 Logs aus 82 DXCC (darunter 853 aus Deutschland) nach 1927 im Rekordjahr zuvor. Etwas weniger Kreativität bei der Logerstellung wären für Auswerter und Logroboter hilfreich, also sowohl seltener den aus der Voreinstellung übernommenen "DOK" als DOK in der Sendespalte und gerne auch noch weniger unverdauliche Logformate von adif bis .lnk und  .cst

Unsere Datenbank verzeichnete insgesamt 448.398 QSO-Zeilen und zunächst 11.769 verschiedene Rufzeichen. Der automatische Crosscheck erfasste 83 Prozent aller enthaltenen QSO-Zeilen, für die also jeweils das Log der Gegenstation vorlag.

Die restlichen 77.600 QSOs beschäftigten dann erneut Software und das kleine WAG-Auswerterteam. Das kostete noch einmal reichlich Verbindungen, die nach dem Motto erfunkt wurden „Diese Station reicht doch eh‘ kein Log ein, da kommts auf Call und Nummer nicht so drauf an.“ 30er-Nummern zu Zeiten als die gearbeitete Station schon in den 300ern war, fallen ebenso auf wie nicht ausgebene Calls oder QSOs, die sich nicht in Online-Logs finden. Auch entdeckte QSOs in contestfreien Bereichen fallen weg, wobei die Bereiche nach unserem Eindruck insgesamt sehr gut eingehalten wurden, was natürlich Einzelfälle nicht ausschließt, die sich dann auch mit zusätzlichen Abzügen und Gelben bzw. Roter Karte in der Ergebnisliste wiederfinden können.

Der "natürliche Feind" der Logchecker: Uniques

Das sind Rufzeichen, die nur ein einziges Mal in der ganzen Datenbank vorkommen. Wer arbeitet denn in einem Band voller deutscher CQ-Rufer nur eine einzige Station? Das wäre ja, als schnappte sich jemand vom vollen Buffet nur ein einziges Schnittchen... Meistens entpuppen sich Uniques als Hörfehler - von nicht vergebenen Calls wie KT0CAK oder DK3W bis zu RA1A als eigentlich gearbeitetem OL8M. Von den anfangs 6 300 "Uniques" blieben am Ende 2300 gewertete Uniques übrig.

Und was ist von einem nur ein einziges Mal vorkommenden YO-Call zu halten, das mit gesendeter Nummer 101 geloggt wurde? Ein automatischer Check würde den Fall einfach streichen. Nachhören in den SDR-Aufzeichnungen präsentiert einen tatsächlich fröhlich 101 vergebenden rumänischen Op mit einwandfrei bestätigtem Rufzeichen...

Keine Uniques: DO7ORA, DK6VCO und F5LBL

Das war knapp

Insgesamt kostete der hier näher beschriebene Logcheck 8,9 Prozent der eingereichten Ergebnisse – aber nur im Durchschnitt. TopTen-Stationen sind dort oben nicht nur, weil sie laut und schnell sind, sondern auch genau: Sie büßten im Schnitt nur 3,5 Prozent ein.
Aber selbst auf diesem Niveau sorgten winzige Unterschiede noch für Entscheidungen und Platzwechsel. Wer wäre nicht mit einer Abzugsquote von 1,7 Prozent zufrieden? Ein hervorragender Wert selbst für TopTen-Verhältnisse. Ben, DL6RAI, reichte er aber immer noch nicht, um den ersten Platz in CW-LP über den Logcheck hinweg zu verteidigen. Tom, DL3DTH, büßte nur 0,4 Prozent ein und holte sich damit erneut den Sieg. Congrats an beide für herausragende Genauigkeit bei jeweils mehr als 1200 QSOs. Sie fallen bei 24-Stunden-Betrieb ja auch in Zeiten, bei denen man sich morgens um 0500 Lokalzeit nicht mehr ganz sicher ist, was man hier eigentlich gerade macht...

Das war noch knapper

Insgesamt gab es in diesem Jahr sehr viele extrem knappe Entscheidungen: Bei Mix-LP außerhalb DLs übernahm R7MM erst nach dem Logcheck den Spitzenplatz von RA3Y mit einem Vorsprung von schließlich nur zwei QSOs.
Zwischen DL5YL und DJ5MO in CW-LP lagen am Ende sogar nur 0,018 Prozent, was nicht einmal einem DL-QSOs entspricht. Für Tina (DL5YL, hier im Bild bei einer Aktivität in HB0) standen am Ende 1090 QSOs mit 3030 QSO-Punkten zu Buche sowie 150 Länder-Multiplikatoren. Jelmer (DJ5MO) verzeichnete zwar deutlich weniger QSOs mit 877 Verbindungen, aber einem höheren Punkteschnitt, was mit 2859 Punkten nur einen leichten Punkterückstand einbrachte. Den Ausschlag gab dann hauchdünn seine mit 159 höhere Zahl an Multikplikatoren, die im WAG besonders hohes Gewicht haben. Es sind - verglichen etwa mit dem WWDX - doch weniger Länder erreichbar: Die höchsten Multiplikatorzahlen pro Band waren 47 auf 80m (Multi-Op-Siegerstation DR4A), 77 auf 40m (DP9A), 87 auf 20m (DR4A), 78 auf 10m (DP9A) und 78 auf 15m, wo DL5AXX als Single-Op zeigte, was mit konsequentem SO2R-Betrieb möglich ist.

SO2R füllt den Multi-Speicher

SO2R (=Single Operator/2 Radios) bedeutet, dass zwischen QSOs auf der CQ-Frequenz noch mit einem zweiten Gerät und weiterer Antenne Multiplikatoren auf anderen Bändern gejagt werden. Dabei schaltet sich der Op das NF-Signal beider Bänder getrennt auf den linken und rechten Audio-Kanal, um den richtigen Zeitpunkt für den Anruf zu hören. "Lockout"-Schaltungen müssen dafür sorgen, dass immer nur ein Signal gleichzeitig in der Luft ist - so dass die Run-QRG schon auch mal einige Sekunden länger als normal verwaist sein kann, wenn es dann beim Multiplikator nicht sofort mit zweimal drei Sekunden für ein QSO getan ist. SO2R geht aber auch für geübte Ops nur in Phasen mäßigerer Run-Raten als während Ulfs ersten QSOs auf 40m in diesem Audio:

So scheinbar entspannt wie hier (@CR3L) ging es für CW-HP-Gewinner DL5AXX im WAG meistens nicht zu...

Unerhörte Multis

Jedes Jahr das gleiche Klagelied: Vor allem Stationen aus VK, ZL und den entfernteren Teilen Asiens fühlen sich zu oft und zu lange unerhört. "I guess I need to build a bigger antenna over here, hi", klagte Ron, DU3BC, im Chor mit Australiern und Neuseeländern, die selbst mit HP nicht richtig durchdrangen - und nun weiter über zu wenig in ihre Richtung bewegte Beams oder die QRM-/QRN-Lage in Mitteleuropa rätseln dürfen. Gern bedienten sich die WAG-Teilnehmer im pileup etwa der deutschen Lord Howe-Expedition VK9DLX. Beachtlich: Das eingereichte Checklog der Expedition kostete nur ein einziges QSO bei WAG-Teilnehmern.

Helmut, DF7ZS/CQ3L - einmal bei CW.

Wer sich über Nummern-verteilende Contester hinaus auch auf die Suche nach "000-QSOs" mit DX-Stationen in freier Wildbahn machte, fand Extra-Multis von W1AW/KH0 über V44KAI bis zu ZA/F4DTO.

Beliebter: Kopf-an-Kopf-Duelle live verfolgen

Trotz der geringeren Teilnehmerzahl loggten sich mehr WAG-Teilnehmer als 2013 auf der Livescores-Seite ein, die dann ihre ständig aktualisierten Zwischenstände zeigte. Gleich alle vier Spitzenreiter waren dort in der Katetgorie der HP-mix-Stationen außerhalb DLs zu finden mit zwei deutschen Ops: Frank, DL8WAA, Gast bei UA9MA, tauchte mit lautem Signal als UA9MWA fast überall auf, und Helmut, DF7ZS, nutzte mit einer 99-Prozent-SSB-Aktivität die Möglichkeiten der Station CQ3L auf Madeira und den Sprachvorteil, Pileups auf Deutsch zu lenken, was sich dann so anhörte:

Manfred, DJ5MW, links neben Stefan, DL1IAO, bei der Siegerehrung der WRTC 2014 (Foto: DL6MHW)

Drei neue Rekorde

Einen der drei neuen Rekorde erzielte Manfred, DJ5MW, als DL0WRTC in Mixed-HP. Das Call verweist auf die alle vier Jahre stattfindenen World Radio Team Championship, die 2018 in Deutschland ausgetragen wird (http://www.wrtc2018.de/de/). Bei der 2014er Ausgabe in den USA hatte DJ5MW zusammen mit Stefan, DL1IAO, die Bronzemedaille im Feld der 59 Zweierteams gewonnen. Während der zweijährigen Qualifikationsphase 2015/2016 wird auch der WAG zweimal zu den Qualifikationscontesten zählen.
Bei den weiteren Rekorden verbesserte Bud, AA3B, seine eigene Bestmarke in CW-HP (DX) mit der exzellent geringen Abzugsquote von 0,4 Prozent bei mehr als 1000 DX-QSOs mit DL. Außerdem verbesserte Igor, RJ4P (RT4RO), seinen eigenen Rekord für Mix-HP in Europa

Zum Schmunzeln:

Ein Nichteinreicher gab nach jeder Pause um 10 höhere Nummern als eigentlich dran gewesen wären - und nach der Nachtruhe legte er gleich 80 drauf.

"Wir haben teilweise 10 Minuten [erfolglos] CQ gerufen - könnte natürlich auch an dem defekten N-PL Adapter gelegen haben." (Murphys Opfer bleiben namenlos)

W5... vergibt bei seinen einzigen beiden QSOs innerhalb von 2 Minuten die Nummern 133 und 134 und lässt uns nun raten, welche Bedeutung diese Zahlen für ihn haben könnten.

Zum Ärgern:

Zuviele DL-Stationen, die Gegenstationen eine 001 abquatschen, obwohl die Gegenstation als Antwort auf „59 X06“ nur mit "Five nine" zurückkam. Die Regeln sehen für diesen Fall ganz eindeutig 000 als zu loggenden Rapport vor. Alles andere kostet Zeit und bringt Verwirrung auf allen Seiten.

Der ungebrochene Glaube an „Sankt Cluster“: Als dort ein G0TBT gespottet wurde, bekam auf der genannten Frequenz 2E0TBT ein kerniges Pileup und landete trotz beharrlicher Callnennung überwiegend als G0TBT in den Logs der DL-Stationen.

Zum leisen Zweifeln:

LP-Mixed-Stationen, die gleich verteilt beide Betriebsarten funken, aber nur in SSB CQ rufen – was den Verdacht weckt, dass sie einer Analyse ihrer relativen Signalstärke über die Skimmer-Spots des Reverse Beacon Networks entgehen wollen.

Statistik der WAG-Aktivität aus den Distrikten

Die OV-Wertung

gewinnt der OV TU Dresden (S07) mit 391 von 400 möglichen Punkten. Dahinter folgen Löbau (S04) und Vaterstetten (C01). Nur knapp am Pokalplatz schrammte Schleiz/Lobenstein (X23) auf Platz vier vorbei, denen zwei Punkte zum Bronzeplatz fehlten. Vollständige Ergebnisliste hier.
Aktivster Distrikt war Thüringen (X) mit hauchdünnem Vorsprung auf Sachsen (S): 82 Logs mit 27.766 QSOs kamen aus Thüringen und 76 Logs mit 27.475 QSOs aus Sachsen. Schwierigste Distrikte für unsere ausländischen Gäste waren Schwaben und Bayern-Ost (T und U) mit 2.143 beziehungsweise 3.567 QSOs. Das Saarland schaffte es ganz knapp über die 4.000er-Grenze.
Dafür war im Contest der äußerst seltene, weil nur per Sonder-DOKs verfügbare, J-Multiplikator aktiv: Felix, DL6JF, brachte ihn mit DK0JRS (Ausbildungsreferat Sachsen) mit mehr als 1100 QSOs in die Luft und auch Harald, DJ3AS, steuerte mit DL0JK 62 Mal den raren J-DOK JK bei.
Aktivstes DXCC war erneut das europäische Russland mit 143 Logs vor den USA mit 79 und UA9/0 mit 48 Logs.

Kai, DK2BK

Dieser Ausschnitt von 80m gehört zu Kai, DK2BK, mit 14 Jahren einer der jüngsten Teilnehmer. Er landete in der Rookie-Wertung mit 496 QSOs auf Platz fünf. Sieger wurde Philipp, DK6SP (@DK0ED) vor DJ2LS (@DR2W) und DL3RHN. Die komplette Ergebnisliste der Rookie-Kategorie hier.

Statistik & Zahlen

Wer noch tiefer in Ergebnisse, Zahlen und Statistiken eintauchen will, für den haben wir folgende Angebote: Da wäre zunächst unsere Statistik-Seite mit der Übersicht zur Aktivität nach Distrikten, Ländern und Kategorien sowie den nötigen Ergebnissen für Platz zehn.
Außerdem gibt es eine nach Bändern aufgesplittete Zusammenstellung aller Ergebnisse mit einigen Zusatzinformationen (u.a. auch mit der jeweiligen "WRTC selection area" für alle an dieser Qualifikation Interessierte). Die Excel-Datei hat in einem Tab die Ergebnisse nach Kategorien sortiert, in einem weiteren alle Ergebniszeilen jeweils mit Kategorie und WRTC-Area versehen direkt untereinander für eigene Berechnungen.
Für die TopTen-Ergebnisse gibt es eine weitere bandweise Datei, die unter anderem auch Abzüge und die Verteilung CW/SSB angibt.

Der Urkunden-Download ist aktiv und über den Menüpunkt "Urkundendruck" auf der linken Seite zu erreichen.

Fragen an wag-info(at)dxhf.darc.de

Jetzt vielen Dank an Heiko, DL1RTL, und Klaus, DL1DTL, für die vielen Stunden Checkarbeit sowie an Franta, DJ0ZY, Michael, DL6MHW, Holger, DF1QR und Julian, DL6OCK, für die unverzichtbare und geduldige Unterstützung bei allen technischen Dingen und Tücken.

Allen: Alles Gute für 2015!

Christian DL8MBS
WAG Contestmanager

Alles Wissenswerte von Zahlen über Software bis zu Tipps aller Art sollte auf unseren Seiten zu finden sein (Übersicht in der Navigation links und eine Schnellsuche nach Stichworten in der rechten Spalte). Für alle verbleibenden Unklarheiten stehen wir gerne per Mail zur Verfügung, denn vorher klären ist besser als hinterher rätseln oder ärgern. In diesem Sinn viel Spaß bei den Vorbereitungen und dann im Contest.

CU im WAG 2015- auf der schönen Seite des Pileups!

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