6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

Faszination "CW" Morsetelegrafie

DL9IE1993

Beitrag von Heinz, DL9IE

“Let talk your fingers”

Mit einer Sensationsmeldung ließen die Funkamateure 1923 die Welt aufhorchen. Auf den ihnen bei der ersten internationalen Radiokonferenz in London 1912 zugewiesenen „uninteressanten“ kurzen Wellen stellten sie die erste transatlantische Funkverbindung her – und dies natürlich in CW.

Telegrafie ( CW ) wird praktisch mit dem internationalen MORSECODE betrieben. Dies ist eine Methode, Buchstaben und Zahlen durch ein System von Punkten und Strichen darzustellen. Erfinder dieses Codes ist Samuel Morse (1791-1872). Wir Funkamateure verwenden diesen Morsecode für unsere Betriebsart CW. Daneben haben wir noch so genannte Q-Gruppen. Diese sind Betriebsabkürzungen, die von kommerziellen und auch militärischen Stationen verwendet werden und darüber hinaus gibt es noch die Abkürzungen aus der englischen Sprache. Das ganze wird dann als unser internationaler AMATEURFUNKCODE  bezeichnet, mit dem wir Funkamateure tatsächlich ohne weitere Sprachkenntnisse mit allen Funkamateuren auf der ganzen Welt kommunizieren können.
(CW bedeutet continuous wave = ungedämpfte Welle = Telegrafie)

Für mich sind folgende Punkte nachvollziehbar:

1. CW überwindet mit dem Amateurfunkcode ohne Sprachkenntnisse die Sprachbarrieren. Nur damit erreichen wir die vielen Funkamateure, die aus den verschiedensten Gründen nur CW machen können. Dies besonders in den Entwicklungsländern weltweit d.h. also: Kontakte weltweit über politische, wirtschaftliche und sprachliche Grenzen hinweg!
2. CW ist eine Frequenz sparende Betriebsart. In einem Frequenzbereich von 100 KHz lassen sich bis zu 400 CW- Verbindungen gleichzeitig abwickeln, dagegen in SSB nur 30 Verbindungen.
3. CW ist geeignet für kleine Senderleistungen und erreicht dabei beachtliche Entfernungen. Dies ist deshalb auch ein Beitrag für EMV - Probleme.
4. CW hat in den Anfangsjahren Pionierdienste geleistet. Sie ist der Vorläufer und Wegbereiter der digitalen Übertragungstechniken. Millionen Funker haben diese einmalige Kombination handwerklicher und intellektueller Fähigkeiten beherrscht. Es ist deshalb nicht vermessen, wenn wir uns dafür einsetzen, dass diese Fertigkeit, vergleichbar einem internationalen Kulturgut, erhalten wird!

In der AGCW (Arbeitsgemeinschaft Telegrafie im DARC ), welche sich bekanntlich der Pflege und Förderung der Betriebsart CW verschrieben hat, sind 1999 perspektiven für CW erarbeitet worden, die obige Fakten unterstützen. Aus meiner persönlichen Erfahrung möchte ich beitragen:

* Dass CW auch bei uns noch sinnvoll ist, beweist unsere Verbindung zu den Funkamateuren unserer Patenstadt Pirna bei Dresden: 1990 hat der OV P07 den Kontakt durch Besuch und Gegenbesuch hergestellt. Seither haben wir auch eine Funklinie: Jeden Montagabend um 20.30 Uhr auf 3545 KHz in CW. Und das klappt immer wunderbar ohne einen Ausfall. Im Gegensatz hierzu war es nicht möglich, für diese Tageszeit eine SSB-Verbindung aufzubauen, weil man sich infolge der Überfüllung der Bänder nur schwer oder gar nicht hörte.

Und wie denkst Du nun über die Morsetelegrafie, lieber Newcomer, lieber Oldie mit nur Telefonieerfahrung und liebe YL, die Du Dich nicht ins CW-Band traust ? Ist es nicht eine (kleine) Anstrengung wert, um dann nicht nur in Europa Verbindungen zu tätigen (und selbst in diesem Bereich sprechen wir doch nicht alle Sprachen), sondern sich in allen Erdteilen wie Afrika, Asien, Ozeanien mit Australien und den vielen pazifischen Inseln, Nord- und Südamerika und auch Arktis und Antarktis bewegen zu können, unter Ausnutzung aller uns Funkamateuren zur Verfügung stehenden Kurzwellenbänder.

Morsetelegrafie (CW) ist eine faszinierende Betriebsart, die genau wie beim Erlernen einer Fremdsprache, ein gewisses Maß an geistiger Leistung, gepaart mit Willensstärke und Durchhaltevermögen, verlangt. Dazu noch das handwerkliche Erlernen zur Bedienung der Morsetaste.

Zum Erlernen von CW gibt es genügend Anleitungen und PC-Programme. Man sollte sich darauf einstellen, den Lernprozess zügig durchzuziehen, denn kürzere Zeit konzentriert zu lernen und Erfolg haben, ist besser als längere Zeit mit Pausen zu lernen und dem Erfolg immer hinterherzuhinken! Das bedeutet: Täglich 1 x oder mehr je eine halbe Stunde zu üben. Täglich heißt auch sonntags oder auch in den Ferien. So kann man, je nach Begabung (auch Alter) mit 8 - 10 Wochen bis zur Prüfungsreife rechnen.

Das Erfolgserlebnis nach bestandener Prüfung ist groß! Vergleiche es damit: Wenn Du nach Erlernen einer Sprache ins Ausland fährst und dort Dir der Erfolg Deines Lernens dadurch bestätigt wird, dass Dich die Einheimischen verstehen. Und wie man sich so in einem fremden Land bewegen kann, ist es auch mit CW auf den Kurzwellenbändern: Man versteht die dortige Sprache und spricht mit seinen Fingern! Für mich ist CW auch die Freude am Rhythmus der Morsezeichen und der Stolz darauf, mein Handwerk mittels guter Betriebstechnik zu beherrschen.

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