6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

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Notfunkaktivitäten auf den Philippinen

Zusammenfassender Bericht über Notfunkaktivitäten auf den Philippinen während des Taifuns Yolanda/Hayian

 

Der nachfolgende Bericht über den Taifun Yolanda (Hayian), der Anfang November 2013 die Philippinen verwüstete, stammt von Jojo Vicencio, DU1VHY, KK6BQQ , Peter Scheumann, DU1DL und Max Santos, 4F1BYN. Übersetzung von Michael Becker, DJ9OZ.

Obwohl sich die Philippinen von dem Erdbeben der Stärke 7,2, das die Insel Bohol im Oktober traf, noch nicht erholt hatten, wurde das Land erneut von einer Naturkatastrophe, einem Super-Taifun, heimgesucht.
Am 8.November wurden die Philippinen von dem inzwischen als stärksten jemals registrierten Taifun getroffen, der auf Land traf. Die Windgeschwindigkeiten erreichten mehr als 200 Meilen/Stunde und der Luftdruck fiel unter die Marke von 900 Millibar. Taifun Hayian traf zuerst die Kleinstadt Guiuan in Ost-Samar und traf insgesamt 4 mal auf Land in der Region Visayas. Am meisten betroffen war die Stadt Tacloban auf der Insel Leyte, wo es die meisten Toten gab.
Bevor der Taifun das Land und sogar bevor er das Hoheitsgebiet der Philippinen erreichte, wurde der Taifun Hayian ständig von einer Reihe von Mitgliedern der PARA (Philippine Amateur Radio Association) verfolgt. Ebenso gab es Informationen von der Regierung, die daraufhin lokale, regionale und  Provinz-Organisationen beauftragte, Schutzräume zu suchen, um den Verlust von Menschenleben und Schäden an der Infrastruktur zu minimieren. Trotzdem haben viele Familien, die an der Küste leben und den Fischfang für ihren Lebensunterhalt benötigen, die Evakuierungswarnungen ignoriert. Regelmäßige Berichte wurden vom PARA Vize COO DU1UGZ an die IARU Region 3 geschickt.
Die Amateurfunk-Notfunkeinheit im Nationalen Verkehrssystem (NTS) wurde auf Empfehlung von Thelma Pascua, DU1IVT am 6. November aktiviert. Mit dieser Entscheidung gingen eine Anzahl Stationen in Betrieb, die den Weg des Taifuns in Richtung Land verfolgten und über die örtlichen Situationen entlang der erwarteten Zugrichtung empfingen.
In den Gebieten mit der größten Gefahr, der Insel Ost Samar, waren DV6ILA und DV6WAV in der Provinzregierung tätig. In Tacloban installierten die Radioclubs DX5LYM und DX5RAN Funkgeräte im Rathaus von Tacloban. DX5RAN arbeitete auf 7.095 MHz im 40m-Band, während DX5LYM als Access5 mit PDRRMC (Provincial Disaster Risk Reduction and Management Council) (Katastrophenschutz) arbeitete und die VHF-/UHF-Verbindung sicherstellte.
Um ca. 18:00 UTC (03:00 Lokalzeit) am 8. November berichtete DU5AOK, dass der Wind begann zuzunehmen. Die Stationen in den betroffenen Gebieten wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und keine unnötigen Risiken einzugehen, indem sie sich selbst dem Sturm aussetzen.
Es folgten über 5 Stunden von schwerem Wetter. Ein neues Phänomen entstand bei diesem heftigen Wetter: Sturmflut. Im Taifun-Bereich des Discovery Channel wurde berichtet, dass die meisten Todesfälle durch Ertrinken entstanden. Bis heute wird  die offizielle Zahl der Toten mit über 6.000 angegeben. Zu dieser Zeit schlug 4F1BYN vor, dass wir eine weitere Station aufbauen, um Nachrichten von betroffenen Gebieten zu empfangen. Peter Schuemann, DU1DL, ein zugezogener Deutscher in Antipolo, bot die Nutzung seiner Station an. Diese Station war ausgerüstet mit Loop-Antennen für 80m und 40m, einem Hexbeam für 5 Bänder und VHF/UHF-Geräte.
Sobald der Sturm vorüber war, ging DV6ILA in Roxas City in die Luft und berichtete: „Roxas City ist verschwunden!“ Häuser, Telefonmasten und Strommasten waren durch den starken Wind dem Erdboden gleich gemacht. Die Dächer der Häuser waren abgedeckt. Von Tacloban betraf die erste Meldung von DU5AOK die Anforderung von Leichensäcken. Die beiden Stationen schickten Meldungen von Verwaltungen, damit sie an die Vorgesetzten hier in Manila weitergeleitet werden. Das BJMP (Bureau of Jail Management and Penology) (Gefängnisverwaltung) fragte nach Anweisungen, was sie mit den Gefangenen machen sollten, weil die Gefängnisse überflutet waren. Medizinische und Sozialmeldungen begannen und kamen von Tacloban zur Weiterleitung an Verwandte, Freunde und Büros. Von der NTS wurde entschieden, den Verkehr auf die zu beschränken, die aus den betroffenen Gebieten kamen. Die Straßen waren unpassierbar durch die ungeheuere Menge von Schutt, der durch den Taifun verursacht wurde.
Aktuelle Meldungen begannen von anderen Gegenden hereinzukommen. Lester Price, DV5PO, der in Boronggan, Ost Samar, lebt, lieferte aktualisierte Schadensmeldungen aus seiner Gegend. Durch den Taifun waren sein Mast und seine Antennen zerstört, aber er war in der Lage, auf 40m mit einem beschädigten 40m-Dipol zu senden. Sein Signal wurde stärker, als er die 80m-Antenne benutzte. Als die SSB-Signale schlechter wurden, wechselten Lester und Max zu CW, um mit den Aktualisierungen fortzufahren.
Hunderte Meldungen wurden von Tacloban gesendet. Meistens von Familien, die ihren Verwandten mitteilten, dass es ihnen gut geht. Anfangs machten wir Telefonanrufe zu den Empfängern, aber später entschieden wir, auf Textmeldungen überzugehen, da sich die Kontakte mit den Familien über Telefon als sehr emotional erwiesen.
Tage nach dem Taifun begannen verschiedene Hilfsoperationen anzulaufen. Es kam Regierungshilfe, wie auch internationale Unterstützung. DV6ILA in Roxas City wurde durch die Ankunft des UN-Offiziellen Fernando Arroyo, EA4BB, überrascht, der gleichfalls froh war, in der Gouverneur-Residenz eine Amateurfunkstation zu sehen. Hilfe kam von Ländern wie China, USA, Deutschland, Frankreich und vielen anderen. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond waren ebenfalls anwesend. Telecom ohne Grenzen und British Telecom waren Tage nach dem Ereignis ebenfalls vor Ort. So viel Hilfe kam von so Vielen.

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