6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

Ein Bericht darüber, dass nicht alles so ist, wie wir es erwarten ...

Olympiaturm München

Das HAMNET und insbesondere seine sehr exponierten Standorte z.B. auf Fernmeldetürmen sind immer wieder Dreh- und Angelpunkt, wenn es um die Umsetzung von Ideen zum Notfunk geht. Oftmals werden Pläne entwickelt, welche einen HAMNET Knoten auf solch einem Standort als zentralen Knoten für einen ganzen Landkreis oder eine Stadt vorsehen.

Leider haben wir jedoch viel zu oft, nicht ausreichende Informationen über solch einen Standort, um eine qualifizierte Aussage über dessen Tauglichkeit und Fähigkeiten treffen zu können. Vielmehr gehen wir oftmals bei diesen exponierten Standorten davon aus, dass diese schon entsprechende abgesichert sind. Niemand käme auf die Idee, dass diese Standorte z.B. nicht dauerhaft mit Notstrom versorgt wären.



Und genau solch eine Situation trieb mich letzte Woche in den Süden Deutschlands. Denn für den dort vorhandenen, 291 Meter hohen Olympiaturm, hatten wir massiv unterschiedliche Aussagen vorliegen:



  • "Der komplette Olympiaturm ist mit einer USV ausgestattet und mit einem Notstrom-Diesel mit 1 MW Leistung, der alles komplett 6 Wochen lang versorgen kann, da hängen wir auch mit drauf."
     
  • "Die Relaisstation DB0EL auf dem Olympiaturm in München hängt am Notstrom des Olympiaturms. Während des Stromausfalls am 15.11.2012 wurde sie vom Dieselaggregat des Olympiaturms versorgt."
     
  • "Der Turm hat keinen Notstrom."
     
  • "Wir hängen mit unserem Amateurfunk-Equipment nicht am Notstrom."
     

Der einfachste Schritt ist es nun gewesen, vorab in die Verträge zu schauen, die der Standortbetreiber mit dem Funkamateur vor Ort hat. Bedauerlicherweise steht in diesen - sehr alten Verträgen - nichts zum Thema Notstrom. So waren wir danach genauso schlau wie vorher.



Um die Situation dann einmal richtig zu klären, haben sich Markus (DL1MDR), Jann (DG8NGN), Walter (DC5SL) und ich uns vor Ort begeben. In einem sehr offenen Gespräch wurde uns dort mitgeteilt, dass der Turm zwar über Notstrom verfügt, aber dieser nicht für den langfristigen Betrieb vorgesehen ist. Vielmehr dient das vorhandene Aggregat wohl nur dazu, dass der Turm mit Restaurant und Besucherplattform evakuiert werden kann. Danach, so erklärte man uns, wird der Turm "abgeschaltet". Das heißt für uns, dass unsere Technik auch nach kurzer Zeit keine Energie mehr haben wird.



Von dieser Aussage waren wir durchaus überrascht, da wir uns dies bei einem solch exponierten Standort kaum hätten denken können. Ein zufällig geführtes Telefonat ein paar Tage später, erzeugte erneut ein Gefühl der Überraschung, denn auch aus der Bundeshauptstadt wurde mir ein solches Betriebskonzept für den dortigen Turm kommuniziert.



Und so sind wir im Notfunk wieder ein wenig schlauer. Nicht alles scheint immer so zu sein, wie wir es erwarten würden. Manchmal muss man auch das für uns selbstverständliche hinterfragen, da wir oftmals in unserer eigenen Filterblase gefangen sind.

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