Der OV Bayreuth und die Relaisstationen...


Vorbemerkungen Relaisfunkstellen sind automatisch arbeitende Sende- und Empfangsstationen. Da sie meist auf exponierten Standorten stehen, erlauben sie eine wesentliche Vergrößerung der Reichweiten für Funkstationen in ungünstiger Lage oder ohne Antennenmöglichkeiten. Sie sind vor allem für Mobil- und Portabelstationen, deren Sendeleistung und Antennenaufwand beschränkt sind. Da jeweils nur ein Funkamateur über ein FM-Relais sprechen kann, erfordert dieser Funkbetrieb besondere Disziplin.

Die Entwicklung des Relaisfunks
Bereits seit Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es in Amerika erste FM-Relaisstellen für den Amateurfunk im Frequenzbereich um 61 MHz. In Südkalifornien wurden nach dem 2. Weltkrieg in den 50er Jahren mehrere AM-Relaisfunkstellen betrieben. Die ersten Artikel von K6QNY über die Technik von VHF-FM-Relais erschienen in dieser Zeit in der Zeitschrift QST, dem Magazin der amerikanischen Funkamateure.
In Europa entstanden die ersten FM-Relaisfunkstellen Mitte der 60er Jahre in der Schweiz. Anfang der 70er Jahre wurden Regelungen für Bau und Betrieb auch von der Deutschen Bundespost erlassen.
Zunächst unkoordiniert, schossen Relaisstellen wie Pilze aus dem Boden. Sie arbeiteten vor allem im 2-m-Band im 50-kHz-Raster und mit 1,6 MHz Abstand von Sende- und Empfangsfrequenz. Später wurde das Raster auf 25 kHz, dann auf 12,5 kHz verringert.
Am 1. Februar 1974 trat ein neuer Bandplan in Kraft. Danach wurden die Relaisstellen auf einen Weichenabstand von 600 kHz umgestellt. Das vollzog sich nicht ohne lange und lebhaft geführte Diskussionen.
Anfang 1972 gab es bereits 67 VHF-FM-Relaisstellen, 1974 waren es 81. Heute verrichten in Deutschland 120 FM-Relais im 2-m-Band und 258 Relais im 70-cm-Band ihren Dienst.

Die Relaisstation auf dem Ochsenkopf
Aus dem kurzen geschichtlichen Abriss wird nur oberflächlich deutlich, welchen technischen Herausforderungen sich die Erbauer der ersten Relaisstationen stellen mussten und welche technischen und bürokratischen Hürden in der Folgezeit zu überwinden waren.
Die 2-m-Relaisfunkstelle auf dem Ochsenkopf war die erste des Ortsverbandes Bayreuth. Deshalb sind die folgenden Ausführungen schwerpunktmäßig ihrer Entwicklung gewidmet.
Im Jubiläumsjahr des Ortsverbandes besteht die Relaisstelle 29 Jahre. Ein Pfarrer, Hans-Jürgen Jander, DJ7EW, von seinen Freunden Fridolin genannt, war der Erbauer des ersten Relais. Er hatte im Herbst 1969 eine Funkverbindung mit Walter Friede, DK3CZ, der mit dem Auto nach Kulmbach unterwegs war. Im Laufe des Gesprächs reifte der Entschluss, die Kommunikation zwischen Fest- und Mobilstationen im Bayreuther Raum zu verbessern.

Kurze Zeit später hörte DJ7EW von Bemühungen Nürnberger Funkamateure, im dortigen Gebiet ein Relais zu errichten. Er nahm Kontakt mit diesen Amateuren auf und erforschte, was zum Bau einer Relaisstation nötig wäre. Von Martin Tischler, DL2AX, bekam Fridolin ein ausgedientes Taxifunkgerät Siemens W2. Er baute dieses Gerät zu einer Relaisstation um, wobei er von Herbert Strunz, DJ7MB, tatkräftig unterstützt wurde. Zum Team gehörten schließlich noch Erwin Rössler, DK5NJ, und Walter, DK3CZ; sie waren für Antenne und Weiche zuständig. Die erste Weiche wurde aus Kupferplatten mit einstellbaren Innenleitern gebaut.
Die Antenne bestand aus gewendelten Dipolen mit Gamma-Anpassung für den Sende- und für den Empfangszweig. Die Idee dazu stammte aus der Zeitschrift QST. Dort wurde sie vorgestellt als Antenne für das Autotelefonnetz und stand in New York auf dem Empire State Building. Sie sollte besonders geeignet sein, um in die Häuserschluchten zu strahlen. Man hatte sich in der Folgezeit oft über diese Antenne wegen ihrer eigenwilligen Form lustig gemacht. Später wurde von Gerhard Pittroff, DC8PG und Fritz Opel, DL6CA, eine Antenne aus zwei vertikalen Schleifendipolen konstruiert. Sie ermöglichte eine saubere Abstrahlung zu den vertikal polarisierten Fahrzeugantennen.
Nach eifrigem Beraten und Bauen musste ein Standort gesucht werden. Dafür gilt der Grundsatz: Je höher desto besser. Nach vielen Versuchen und längerem Überlegen entschied man sich für den Asenturm. Da das Relais möglichst rasch in Betrieb gehen sollte, konnte man sich nicht auf evtl. langwierige Verhandlungen mit dem Fichtelgebirgsverein, dem Hausherrn des Asenturms, einlassen. Das Relais strahlte schon, als man sich mit dem Verein einigte. Hierbei kamen den Initiatoren die guten Beziehungen von Erwin, DK5NJ, zu diesem Verein zugute. Das Relais wurde in einer Nische des Turms untergebracht. Jörg Achtziger, DF2NI, fertigte dazu einen Kasten aus V2A-Material.
Am 19. August 1970 nahm das Relais unter dem Rufzeichen DL0JM seinen Betrieb auf. Es war zu dieser Zeit nach dem Relais in Nürnberg das zweite 2-m-FM-Relais in Deutschland. Freude und Stolz der Erbauer waren groß. Die Frequenzablage betrug damals 1,6 MHz. Das Relais sendete auf 145,850 MHz. Am 27. April 1971 strahlte Walter, DK3CZ, zum ersten Mal den Deutschland-Rundspruch des DARC über DL0JM ab.

Nicht bei allen Beteiligten und Betroffenen herrschte eitel Freude. Ortsverbände machten sich Frequenzen streitig, jeder Ortsverband beanspruchte für sich ein eigenes Relais; es war die Zeit des Wilden Westens des Relaisfunks. Wie oben bereits angedeutet, gab es zu dieser Zeit noch keine Frequenzkoordination. Als die Zustände unerträglich wurden, kam es im Frühjahr 1972 zu einem Treffen der Relaisbetreuer aus Bayern im Raum München. Nach den Erinnerungen von DK3CZ schlug DJ7EW bei dieser Besprechung vor, im Abstand von 50 kHz noch 3 zusätzliche Relaiskanäle zu schaffen. Damit gelang es, die Querelen benachbarter Ortsverbände zu beseitigen.
In der Zwischenzeit hatte Fridolin, DJ7EW, ein neues Relais selbst aufgebaut.
Dieser Eigenbau (Bild) dürfte ab Frühjahr 1973 in Betrieb gewesen sein. Nach seinem Abbau tat es seinen Dienst als Relaisstelle des Ortsverbandes Arzberg unter dem Rufzeichen DB0YA. Fridolin hatte die neue Rufzeichenkennung noch selbst einprogrammiert.
Es gab in dieser turbulenten Zeit nicht nur Streitigkeiten zwischen Ortsverbänden. Schwerwiegender, manchmal auch verletzender, waren die z. T. heftigen Auseinandersetzungen, wie sie innerhalb mancher Ortsverbände zwischen verschiedenen Interessengruppen ausgetragen wurden. Das gab es auch in Bayreuth.

Es bildete sich ein sog. FM-Ausschuss. Der Ausschuss, der unter der Leitung von Dr. W. Leppert, DK5JI, stand, sollte die verschiedenen Strömungen koordinieren. Es kam schließlich zum Abbau der Relaisstation.
In den folgenden Monaten bauten Karl und Manfred Schönherr, DC5NV bzw. DC5NR, unter der Leitung von Heinz Gottwald, DC6LZ, ein neues Relais auf der Grundlage eines Telefunken 160/E15, das von Wolfgang Schubert, DL7DV, aus Berlin zur Verfügung gestellt worden war. Werner Söldner, DK5NI, baute eine Weiche, die heute noch in Betrieb ist!!

In der Zwischenzeit hat sich auf dem Asenturm viel geändert. Vor ca. 20 Jahren kam zum VHF-Relais noch ein UHF-Relais, das von Fritz Opel, DL6CA, gebaut wurde. Diesem Relais ist heute eine Sprachmailbox angeschlossen. Außerdem erfreut sich ein Digipeater großer Beliebtheit. Zusammen mit dem Bundesgrenzschutz und dem Roten Kreuz nützen wir heute den Relaisstandort Ochsenkopf.
Seit vielen Jahren wird die VHF-FM-Relaisstation technisch betreut von Walter Purrucker, DJ5KI. Es ist nun bereits die 6. Gerätegeneration in Betrieb. UHF-FM-Relais, die Sprachmailbox, der Digipeater und die Technik für deren Vernetzung werden gewartet und auf dem aktuellen technischen Stand gehalten von Jürgen Sticht, DB8UY.
Aufgrund des guten Standortes erfüllten die Relais auf dem Ochsenkopf von Anfang an eine wichtige Aufgabe. Sie verbesserten nicht nur die Kommunikation der Funkamateure weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus, sie halfen besonders vor der Wende mit, dass grenzüberschreitend mit Amateuren aus Thüringen, Sachsen und der damaligen Tschechoslowakei Kontakte geknüpft und aufrecht erhalten werden konnten.

Wir sind den Initiatoren und den ersten Erbauern dankbar und wir können stolz sein auf die Mitglieder unseres Ortsverbandes, die über technisches Wissen und Können verfügen, um diese anspruchsvolle, innovative Relaistechnik zu bauen und zu betreuen.

(S. Bezold, DK7NF)


Ergänzung 1:
Leider mussten 1999 Antennen, Relais und Digipeater ihren traditionsreichen Platz verlassen. Der Fichtelgebirgsverein verlangte für die Nutzung des Standortes plötzlich eine Miete in einer Höhe, die vom Ortsverband nicht aufgebracht werden konnte. Die guten Verbindungen von Jürgen, DB8UY, ermöglichten einen kurzfristigen Standortwechsel auf den Schneeberg. Jürgen wurde bei diesen umfangreichen Arbeiten von fleißigen Helfern unterstützt. Er wird diese Hilfe auch in Zukunft brauchen können.
(Okt. 2002)

Ergänzung 2:
Im Jahr 2000 wurde die 7. Generation des 2m-FM-Relais in Betrieb genommen (gesponsort von Peter, DB5NU). Auch dieses Relais arbeitet immer noch mit der Mitte der 70er Jahre gebauten Weiche von DK5NI.
OM Walter, DJ5KI hat sich inzwischen leider aus der Relaisverantwortung zurückgezogen., so dass seit Mitte des Jahres 2002 DB8UY die Verantwortung für alle Relaistationen auf dem Schneeberg hat.
(Juni 2003)

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