Ich habe nach nun fast 4 Jahren Pause zwischenzeitlich meinen neuen Notfunk/Portabel-Funkkoffer fertig gestellt und bereits Ostern und am langen Himmelfahrtswochenende ausgiebig getestet. Ostern war ich vom Stolpsee qrv, zu Himmelfahrt von Lubmin. Bei jedem Einsatz habe ich Mängellisten geschrieben, die immer kürzer wurden. Mit einer 20m Dreiecksschleife konnte ich von Lubmin 5 Kontinente arbeiten und gleichzeitig das Greifswaldrelais überwachen. Daran merkt man schon, dass es in meinem neuen Koffer sehr viele Änderungen und Verbesserungen, gegenüber dem alten "preisgekrönten" gibt.
Die wichtigste Maßnahme mit voller Zustimmung und Unterstützung meiner YL waren Größe und Gewicht. Durch Zufall hat sich ein "Bierkastenformat" ergeben. Man kann das Gerät bequem einhändig tragen. Die Leistungsfähigkeit habe ich gegenüber dem "alten" Koffer gesteigert, so ist es jetzt möglich empfangene Texte und Bilder auf KW sofort auf UKW auszusenden und während des KW-Funkverkehrs auch UKW-Frequenzen zu überwachen und umgekehrt. Um das alles zu erreichen habe ich theoretisch zuerst ein neues Konzept erarbeitet, so dass der Koffer auch mit einfachsten Mitteln nachbaufähig ist.
Zuerst habe ich ein Leistengestell aus 15mm Kiefernleisten gebaut, wo ich schon genau die Abstände aller Geräte berücksichtigt habe, denn die "schweren" Haltebügel sollten alle wegfallen. Der Mini-PC, den ich aus Flohmarktware von der letzten Interradio selbst zusammengestellt habe, bildet die rechte Seitenwand (Betriebssystem Win7 Prof).
Eine Besonderheit ist, das Netzteil wurde ausgebaut und durch Tests habe ich eine Spannungswandlerbaugruppe gefunden, die es erlaubt, dass ich Funkgeräte und PC mit dem gleichen Netzteil mit bis ca. 13,5 Volt betreiben kann (beim ersten Koffer stieg der PC ab 12,5 Volt aufwärts aus.) Alle Kabel für LED und Taster, die nach außen führen, sind über Ferrite gegen unerwünschte Ausstrahlung abgeblockt. Alle Geräte werden, wenn nicht über Akku, dann über ein eingebautes 25 Ampere Schaltnetzteil mit Instrumenten versorgt. Für die Kurzwelle erstand ich einen Alinco DX70 (10-160m und 6m), für UKW einen ICE 208 mit abgesetztem Bedienteil. Die sauber galvanisch getrennte Mischerbox mit Umschaltung für 2 TRX und Kopplung mit dem Mini-PC baute ich komplett selbst.
Als Anpaßgerät verwendete ich den wohl kleinsten LG Automatik-Tuner für unsymmetrische Antennenspeisung. Damit die Geräte bei Antennenschäden im portabel Betrieb keinen Schaden nehmen, habe ich ein Kreuzzeigerinstrument von Dathe zwischen TRX und Anpaßgerät verbaut. Da stets der Monitor viel Platz wegnimmt, baute ich diesen diesmal selbst aus einem Bausatz von Pollin. Die Auflösung ist hervorragend mit 1024 x 768 und selbst für "alte Männer mit zu kurzen Armen" prima zu erkennen. Damit man den Monitor gut ablesen kann, habe ich ihn schräg nach hinten über den TRX gebaut. Alle Leitungen die im Koffer verlaufen, sind mit Klappferiten gegen vagabundierende HF geschützt.
Bis vorige Woche habe ich noch die "kleinen Fehler" ausgemerzt, die ich im Praxisbetrieb festgestellt hatte. So gab es bei der Betriebsart SSB-Sprechfunk HF-Einstrahlung ins Gerät. Nach Fachsimpeln mit Kurt DL1RZD, baute ich noch einmal die komplette Erdung der Eigenbau-Mischerbox um, und der Fehler ist nun weg. Leichte HF-Einstrahlungen auf der Kopfhörerleitung bei portabel-Betreib beseitigte ich, indem ich zum Beispiel noch eine selbst gewickelte NF-Drossel in die Zuleitung im Gerät einschleifte.
Insgesamt habe ich ca. über 20 Klappferrite verbaut und kann nun stolz sagen, trotz engsten Raum gibt es keine Störungen zwischen den Geräten - was meine DX-Erfolge von Himmelfahrt bewiesen, wie Kanada, Guatemala, Argentinien und die Sahara-DX-Expedition, sowie etliche Stationen im asiatischem Russland. Sämtliche Frontplatten und die Gehäuseplatten bestehen aus 3mm Pappelsperrholz aus der Baumarkt-Bastelkiste, gestrichen mit einer kratzfesten Holzlasur. Das Gehäuse ist von oben her spritzwassergeschützt, falls mich mal ein Regenguss erwischt. Zugesägt habe ich das alles mit einer "Stichsäge verkehrt herum"
Größten Wert habe ich auf ein von mir nicht sehr geliebtes Studienfach "Wärmelehre" gelegt. Alles holt einem wieder ein! Das Gehäuse steht auf höhenverstellbaren Füßen und hat unten über die ganze Breite ein Alu-Lochblech, dort kann die Luft hinein. Die Rückseitenblenden haben im oberen Bereich ebenfalls alle Alu-Lochbleche, so dass dort die warme Luft wieder heraus kann. Bei fast 14 Stunden Dauertest über Himmelfahrt im aufgeheiztem Vorzelt unseres Wohnanhängers gab es keinerlei Probleme.
Tastatur und Maus sind außerhalb der Afu-Bereiche per Funk an den PC gekoppelt, zwei USB-Anschlüsse hinten heraus geführt, für z.B. Campingplatz-WLAN, es gibt einen extra Beamer-VGA-Anschluss auf der Rückseite und einen LAN-Anschluss.
Den ersten, am Bodensee preisgekrönten Funkkoffer bekommt jetzt ein junger OM aus meinem OV zu einem symbolischen Preis übereignet, er muss nur seinen eigenen TRX einbauen. Meine YL wollte erst, dass ich ihn behalte, aber was soll er bei mir verschimmeln?
Wenn andere Ortsverbände Interesse haben, dann bin ich ca. ab nach der HAM-Radio in der Lage, auch mal über den Bau eines solchen Koffers zu referieren, denn ich stelle da gerade etwas zusammen.
73 Gerd
Dipl.-Ing. Gerd Schumann
DL2ROG