Das Titelthema der CQ DL 3-2020 war der QSL-Karte gewidmet.
Dieter Reibold, DE0DKR, hatte seinen Beitrag „Die QSL-Karten im Wandel der Zeit“ u. a. eingeleitet mit der Feststellung, dass QSL Karten sehr viel über deren Autor und seine Person mitteilten, seinem Mitteilungsbedürfnis und die Informationen, die er/sie über sich und das Hobby Amateurfunk preisgeben möchte (CQ DL 3-2020, S. 12 ff).
Über eine solche QSL-Karte soll im Folgenden berichtet und dabei auch etwas über den freudigen Empfänger mitgeteilt werden.
Die abgebildete QSL-Karte erhielt der Autor als „TNX QSL“ für seine direkt übersandte Karte.
OM Rudy, ON3RGA, bestätigt ein QSO mit dem Autor am 20.10.2020 um 17:07 UTC auf dem 40m Band in FT8 mit dem Report +09.
Das ist nichts Spektakuläres, interessanter sind jedoch die Abbildungen auf der Karte. Vor dem Hintergrund der belgischen Flagge gibt Rudy seine Mitgliedschaft in der Royal Belgian Amateur Radio Union (UBA) bekannt und zeigt den Kirchturm seiner Heimatgemeinde Anderlues, westlich von Charleroi im wallonischen Teil von Belgien.
Daneben zeigt er einen Ausschnitt aus einem Comic, der einen jungen Mann mit Kopfhörern vor einem Funkgerät beim Morsen zeigt. Der Bezug zum Amateurfunk ist deutlich. Man kann also davon ausgehen, dass Rudy neben dem Amateurfunk auch ein Anhänger des belgischen Comics ist, wie im Übrigen auch der Autor.
Bei dem jungen Mann handelt es sich nämlich um den Reporter Tintin (in Deutschland bekannt als Tim [und Struppi]). Die Szene stammt aus dem Band „Im Reiche des Schwarzen Goldes“ (Erste vollständige Veröffentlichung in Belgien 1948-50, in Deutschland 1960) und zeigt Tim als Schiffsfunker auf dem MS „Speedol Star“.
Der Belgier Georges Rémi (1907 – 1983) hat die Figur Tintin erschaffen und ist überall nur als Hergé bekannt. Der in der Nähe von Brüssel geborene Hergè ist einer der Begründer des belgischen Comics und bekannt für seine klare Linie (Ligne claire). Kennzeichnende Merkmale der Ligne claire sind präzise Konturen und die flächige einfarbige Kolorierung. Hergé hat mit seinem Werk die Comic-Kultur in Europa beeinflusst wie kaum ein anderer.
In Belgien hat sich um den Comic eine richtige Kultur entwickelt, der man insbesondere in Brüssel auf Schritt und Tritt begegnet, so zieren mehr als 40 Motive die Hauswände der Innenstadt und jährlich kommen neue hinzu [2] [3].
Etwas außerhalb von Brüssel, in Louvain-La-Neuve, befindet sich das dem Lebenswerk von Hergé gewidmete Hergé Museum. Ein Muss für jeden Hergé Fan [4].
Hergé war bekannt für sein detailgetreues Arbeiten und sein Interesse an Technik, hierfür hat er ein umfangreiches Archiv mit Artikeln und Abbildungen angelegt, aus dem er für seine Comics schöpfen konnte.
So beginnt der Band „Der blaue Lotus“ (Erste vollständige Veröffentlichung in Belgien 1936, in Deutschland 1975) mit mehreren Abbildungen, die Tintin als SWL zeigen, auf dem Rx ist eine Magnetic Loop Antenne zu sehen.
Neben der Feststellung, dass der Amateurfunk auch in Comics präsent ist, bleibt also festzuhalten, dass sich über das eine Hobby weitere gemeinsame Interessen offenbart haben. Auch das macht Amateurfunk interessant.
Den Autor hat es natürlich gefreut, dass Rudy den Briefumschlag für seine QSL-Karte auch noch mit einer einschlägigen Briefmarke frankiert hat.