6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

Inselaktivierung Riether Werder 2009

Freitag 14.08.2009

Eigentlich war der diesjährige Termin für die Inselaktivierung im Juli und so wundert es mich nicht, dass am späten Abend nur vier OM´s beim Fischer in Rieth ihr Zelt aufgeschlagen haben.

Für 8 Uhr morgens haben wir die Überfahrt zur Insel beantragt. Da es schon spät ist wird zwar eine Kurzwellenstation aufgebaut, das Interesse gilt aber eher dem Grill und einem entspannten Beisammensein mit reichlich Gesprächsstoff. 

Samstag 15.08.2009

7 Uhr morgens lässt uns der neue OVV Ralf zum Frühsport raustreten, nur DL7UGS Gerd braucht nicht antreten, er wird zum Grill beordert, soll das Frühstück bereiten. Zufrieden und satt besteigen Ralf DL1BQF,Rachid DL4CN und Ulf DH7HU den etwas kleineren Kahn für die Überfahrt. Auf der Insel erwarten uns bereits Heerscharen von Schwalben im Tiefflug! Ein riesiger Adler thront auf einem Baum in Ufernähe und überwacht argwöhnisch unser treiben. Als er merkt das wir nur funken wollen fliegt er majestätisch durch die Lüfte davon. Inzwischen kämpfe ich mit dem Drahtwirrwar meiner 17 m Deltaloop was zu gereizter Stimmung führt. Irgendwann aber steht die Antenne und es kommt noch ein Dipol dazu. Mit dem K2 folge ich der Empfehlung des Funkwetterberichtes vom letzten Rundspruch und höre auf 17 m mit Begeisterung einige japanische Stationen, Äthiopien, Nigeria etc. . Letztere kann ich trotz PileUp mit nur 10 Watt arbeiten und meine Begeisterung kennt keine Grenzen mehr ! Also gehen bei entsprechender Vorbereitung etwas Glück und Geduld auch QRP-DX-Verbindungen, oft habe ich daran gezweifelt, heute aber wurde ich eines besseren belehrt.

Ralf und Rachid kämpfen auf 40 und 20 m um jede Verbindung. Wieder ist wie jedes Wochenende rücksichtsloses Contestgetöse überall. Es ist fast unmöglich noch irgendwo ein normales QSO zu fahren um Punkte fürs deutsche Inseldiplom zu vergeben. Das wir nur drei OP´s sind hat wenigstens den Vorteil das wir uns nicht gegenseitig stören. Gegen Nachmittag kommen die Lighthouse Stationen zum Contestgeschehen dazu. Das erinnert mich daran, das die Ückermünder Funkfreunde am Leuchtturm in Ückermuende sitzen und ebenfalls um Punkte kämpfen wollen. Viel Glück und Danke dass ihr uns wieder die Insellizenz besorgt habt. Lange Zeit sieht es nach Regen aus, der Wind pfeift uns um die Ohren, der Pavillon fliegt beinahe davon, aber das alles hält uns nicht vom Funken ab. Eigentlich hatte ich vor, noch einige Antennen zu testen z.B. Langdraht für den Segeltörn von DL0PBE/mm der in 14 Tagen beginnt, aber wichtiger war mir die guten Bedingungen auszunutzen. Viel Gelegenheit zum funken wird es ja bald nicht mehr geben. Wenn die Outdoorsaison beendet ist, wird es schwer zuhause. Ohne Antennen auf dem Dach geht eben nicht viel. Kurz vor 17 Uhr holt Ralf noch sein Blue Cool Radio raus und baut die Regenschirmantenne auf, aber da ist es schon fast Zeit zum einpacken. Und wiedermal ist auch mein 88 Ah Akku im Einsatz den ich selbst eigentlich nicht brauche der aber Rachid ermöglicht weiter als DL0PBE/p schöne Verbindungen zu fahren. 18:30 Uhr sitzen wir dann doch wieder am Grill. Viel zu schnell war die Zeit auf der Insel vorbei. Aber hoffentlich sind wir nächstes Jahr wieder hier.

Am Abend starte ich noch einige Versuche in PSK31, auf dem Gebiet bin ich absoluter Newcomer. Ralf gesellt sich dazu und so arbeiten wir uns Schritt für Schritt in die Materie ein. Als Software dient uns FLDigi unter Linux und mit dem FT 817 und einer MP 1 Antenne auf dem Autodach versuchen wir unser Glück. Bis in den Sonntag hinein Sitzen wir im Camp am Funkertisch.

Sonntag 16.08.2009 

Rachid ist bereits gestern abgereist. Heute schlafen alle etwas länger! Dann nach dem Frühstück steht bis Mittag noch etwas PSK31 auf dem Programm.Dann packen wir langsam zusammen.

Länger als sonst nutzen wir das schöne Wetter und verlassen erst gegen 18 Uhr den Platz beim Fischer in Rieth.

Zwar waren wir der Terminänderung wegen nur vier Leute hatten aber alle wieder Spaß und würden auch nächstes Jahr wieder wieder die Insel aktivieren so wir alle gesund bleiben!

Text + Bilder: Ulf DH7HU

OV Mitglieder funken aus Polen

„Wir treffen uns um 15.00 Uhr auf dem ersten Parkplatz nach der Abfahrt Wandlitz.“ sagte unser OV-Mitglied Paul, DL1PAB, und genau so geschah es fast auf die Minute  zum Aufbruch nach Tama (SP)  am Freitag, den 24.7.09.

Das wäre der Anreisetag in Riether Werder gewesen aber das hat ja heuer nicht so geklappt zum Termin und eben diesen wollten wir nicht ungenutzt bleiben lassen, wo er nun schon familiär verplant  und überhaupt fix war.

Es fuhren Gerd, DL7UGS, Ulf, DH7HU, Paul, DL1PAB, und ich, Andreas, DL3JAB.

Auf dem Parkplatz verpasste mir Paul ein Handfunkgerät, für die Kommunikation unterwegs. Ich hielt das zunächst für übertrieben, sollte jedoch eines anderen belehrt werden. Am Ende der Heimreise habe ich mich fast ungern wieder davon getrennt.

So ausgerüstet ging die Fahrt flott voran und das Überholen an sonst unübersichtlichen Abschnitten wurden durch Pauls Kommandos : “Alles frei, gebt Gas!“ zum Kinderspiel.

Die Landschaft im Polnischen bietet ein abwechslungsreiches Bild. In den Ortschaften wird viel gebaut und hügeliges Land wechselt sich ab mit Wäldern, Seen und goldgelben Feldern. Außerdem gibt es  dort riesige, natur belassene Wiesen mit Wildblumen und Kräutern und man meint, dass diese Wiesen gleich Käse vom Feinsten hervorbringen müssten, ohne den Umweg über Kuh und Milch.

Unser Zielort war Borne Sulinowo aber von dort ging es noch etwa 6 km auf verschlungenen Sandwegen durch den Wald zum Grundstück von Zbyszek, SP3BTT. Allein hätte ich das nie gefunden. Via 2-m Welle hat uns Paul schon im Voraus angekündigt.

Neben Zbyszek erwartete uns Zenek, SP3FGR.  Beides alte Elektroniker-Hasen und nun rüstige Rentner. Die beiden hatten schon einen Pavillon aufgebaut und überhaupt war das erste Zusammentreffen von großer Sympathie getragen. Funkamateure halt.

Nach dem gegenseitigen Vorstellen und einem Begrüßungsbier ging es ans Quartiermachen. Es war schon 19.00 Uhr. Die Gastgeber richteten derweil eine 54m LW her und Gerd bereitete das  Grill-Abendbrot vor.

Nun könnt Ihr auf den Fotos einiges ersehen aber eine Beschreibung des QTH braucht es doch.

Im Zentrum des Anwesens von Zbyszek befindet sich eine militärische Stauanlage. Das Stauwerk wird von einem etwa 30 Meter breiten Kanal gespeist, dem man aber den Kanal nicht mehr ansieht, er sieht aus wie ein Fluss. Dessen Wasser ergießt sich über einen ca. 5 Meter Wasserfall in einen weiteren Kanal gleichen Aussehens. Der größte Teil des Bauwerks besteht aus einem Bunker mit mehreren Räumen und dem jetzigen Besitzer, Zbyszek, und seinen Freunden ist es zu verdanken, dass das Bauwerk mühevoll und akribisch bis ins Detail restauriert wurde und nun durchaus bewohnbar ist.

Sogar funken kann man aus dem Bunker. Auf der Plattform desselben war eine   UKW-Antenne aufgestellt, die jedoch immer wieder, vermutlich von Paddlern, in anderes Eigentum übertragen wurde.

Dass die Polen pfiffig sind, ist nicht neu: Zbyszek, SP3BTT, höhlte die Pfosten des Holzgeländers so aus, dass sie sowohl Kabel als auch die Antenne beherbergen und kann nun wieder fröhlich aus der Tiefe des Bunkers funken.

Ein Wort vielleicht noch zu den Paddlern, die es dort zuhauf gibt und denen zuzuschauen recht interessant ist, wenn man gerade nicht funkt.

Sie kommen possierlich und farbenfroh angefahren und verlassen ihr Element, sobald sie in die Nähe des Wehres geraten. Ihr feiner Instinkt sagt ihnen wohl, dass es zu Abrieb und Verlust kommt, wenn weiter gefahren wird. Flink springen sie aus den Booten, zerren diese ans Ufer und tragen sie laut schwatzend davon. Unterhalb des Wasserfalls suchen sie sich eine seichte Stelle, bringen die Boote wieder ins Wasser und setzen ihre Fahrt durch das Idyll fort.

Oft nutzen sie den Landaufenthalt auch zur Nahrungsaufnahme, die stets kollektiv erfolgt. Ihre Kot-Ablage nehmen sie dagegen, jeder einzeln für sich, im Wald vor. Die stellenweise Ansammlung von Exkrementen lässt zwar zunächst auf Gruppenschiss schließen aber das täuscht. Um die Paddler dazu noch tiefer ins Gehölz zu bewegen, brachte Zbyszek ein Schild an: Vorsicht Giftschlangen!

Wie schon erwähnt, ist das Stauwerk militärischer Herkunft. In der NS-Zeit erbaut, sollte es das Wasser der dort befindlichen Seen über einen Kanal plötzlich in die Niederungen leiten und diese überschwemmen, um die Rote Armee, so sie denn käme, zu ersäufen.

Interessant ist ja, dass man offensichtlich schon frühzeitig mit deren Besuch gerechnet hat, denn der Bau mitsamt den Bunkern im Wald dauerte ein paar Jahre.

Den Ausgang der Geschichte kennt jeder. Etliche der Sowjets blieben, was bei der reizvollen Landschaft nicht verwundert, und nach und nach kamen noch mehr ihrer Kameraden und brachten auch gleich ihre Raketen mit.

Das ist nun schon alles sehr lange her und über das meiste ist längst Gras gewachsen. Nicht nur Gras, sondern auch alle möglichen Flechten, Moose und reichlich Pfifferlinge. Und  die Tretminen der Paddler natürlich. Tretminen von Funkamateuren sind dagegen sehr selten und sowieso was anderes.

Wir verbrachten die viel zu kurze Zeit auf das Beste. Als Antennen kamen neben der 54m-LW ein mittig gespeister Vertikaldipol mit Hühnerleiter zum Einsatz und diverse Feldantennen, MP 1 usw. Paul hängte einen „aufgewickelten“ Dipol auf, den er an einem OV-Abend noch mal erklären muss.

Etliche QSOs kamen ins Log, es gab aber auch viel zu erzählen – und zu essen.

Gerds Grillkünste sind ja hinlänglich bekannt. Die polnischen OMs sammelten vor unserer Ankunft Pfifferlinge und brieten sie zusammen mit Eiern am Samstag zum Frühstück. Dazu Pauls homebrewed Thunfischpastete und duftender Kaffee – was will der Mensch mehr nach dem morgendlichen Schwimmen im kristallklaren Kanal!

Mehr Sonnenschein hätte es sein können. WX heiter bis wolkig mit vereinzelten Schauern aber es ließ sich aushalten.

Verluste an Gerät und Ausrüstung gab es nicht, nur Pauls IC 706 gab schon am Freitagabend seinen Geist auf, dachten wir. Zbyszek machte sich etwas Platz auf dem Abendbrottisch, legte die Platinen frei und operierte sozusagen „feldmäßig am offenen Herzen“. Angelockt von seiner Stirnlampe umschwirrten ihn Myriaden von Gnitzen, also diese Mini-Mücken, was ihn nicht aus der Ruhe brachte. Das Foto bringt die Dramatik leider nur schwach zum Ausdruck. Ein Kondensator in der PA wurde gewechselt und der ICOM lebte weiter.

 

Wir hatten eine gute Zeit gemeinsam und genossen das Wochenende. Nach dem Abbau der Zelte, Aufräumen und Verabschiedung am Sonntag gegen Mittag nutzten Ulf und Gerd die Chance, auf Pfifferlingsjagd zu gehen. Zenek und Zbyscek machten sich auf den Heimweg nach Poznan und Paul zeigte mir noch eine Sehenswürdigkeit.

Wir fuhren an einen riesigen See in der Nähe Stettins, in dem ein Betonboot als technisches Denkmal liegt. Es ist ca. 100m lang und ca. 30m breit und diente der Wehrmacht als Waffen- und Munitionstransporter. Es hat einen zweischaligen Rumpf und besteht wirklich völlig aus Stahlbeton. Da es vom Land aus nicht zu besichtigen ist, brachte uns Pauls Motorboot „Frosch“ dorthin – mit 50 Km/h.

Danach ging es auch für uns in Richtung Heimat. Gegen 21.00 Uhr war zu Hause wieder alles verstaut und der K 2 am heimischen Dipol abgestimmt.

 

Dzenkuje, douslyszenia, czesc

Zenek, SP3FGR, und Zbyszek, SP3BTT

und ein dickes Dankeschön an Paul, DL1PAB, der die Aktion vorschlug und organisierte.

 

73,

Andreas, DL3JAB

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