Knigge fürs Pile-Up

    6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

    Knigge fürs Pile-Up

      Knigge fürs Pile-Up

      Enrico Stumpf-Siering, DL2VFR

      aus Kurzwellen DX-Handbuch
      DARC Verlag · Baunatal

      ISBN 3-88692-037-2, © 2004 DARC Verlag GmbH, 2. Auflage 2004

      Auszug aus dem Kapitel „DX-Praxis“

      Der Knigge fürs Pile Up ?

      mit freundlicher Genehmigung des DARC-Verlages

      „Kurz gesagt: Befolge die Anweisungen der DX-Station und halte ihre Sendefrequenz bei Splitbetrieb bedingungslos frei. Damit sind wir beim Thema der selbst ernannten Polizisten und der absichtlichen oder unabsichtlichen Störer. Egal, mit wem wir es zu tun haben - der Effekt ist immer gleich. Da sie auf der Sendefrequenz der DX-Station auftauchen, stören sie mich und verhindern mit großer Wahrscheinlichkeit, dass ich in das Logbuch der begehrten Station Einzug halte.

      „Polizisten"

      Es handelt sich um Menschen mit Sendungsbewusstsein, Geltungsbedürfnis oder einfach nur um Hilfsbereite. Leider ist es nur selten der Fall, dass eine unbeabsichtigte Störung durch eine Station auf der Sendefrequenz des DX mit einem kurzen „Up" oder „QSY" erfolgreich beendet wird. Meist ist das der Anfang intensiver Polizeiarbeit. Es folgen wüste Beschimpfungen, Belehrungen und Diskussionen. Die QRG ist nun unbrauchbar, und man hat das Gegenteil erreicht. Auf der QRG stehen nun mehrere Wagen mit Blaulicht und heulenden Sirenen. Bitte umfahren Sie sie weiträumig!

      „Unbewusste Störer"

      Schon mal vergessen, auf die Split-Taste am Transceiver zu drücken? Schon mal aus Versehen auf der Frequenz von VKØIR einen CQ-Ruf losgelassen? Die halbe Welt hat es gehört. Erinnert Sie das Ganze an den Autofahrer von heute morgen, der bei bester Sicht mit Nebelschlussleuchte vor ihnen herfuhr? Hier bedarf es ab und zu sogar einmal eines „Ordnungshüters", wenn der Störenfried mit Blindheit geschlagen ist. So eine „Fehlleistung" kann man erklären, und es geschieht durch Unachtsamkeit oder aus Unkenntnis. Üben wir uns in Nachsicht und gehen zur Tagesordnung über. Beim nächsten Mal fragt er sicher vorher, ob die Frequenz belegt ist oder hört lange genug rein, bevor er loslegt.

      „Bewusste Störer"

      Mit dem absichtlichen Störer haben wir eigentlich ein psychologisches Problem vor uns. Und auf der Frequenz einer DX-Station kann man keine erfolgreiche Therapie abhalten. Es handelt sich vermutlich um „zu kurz gekommene", „frustrierte" oder einfach nur „böswillige" Zeitgenossen, die hier eine Bühne für sich finden. Verweigern wir sie ihnen durch Nichtbeachtung. Mit der Reaktion auf ihr Treiben bieten wir ihnen genau das, was sie suchen. Leider wird das bei besonders hartnäckigen Fällen trotzdem zum Verlust der Frequenz führen. Aber eine wirkliche Alternative gibt es wohl nicht. Ignorieren wir ihr armseliges Treiben und trösten uns mit der Tatsache, dass einigen schon die Maske vom Gesicht gezerrt werden konnte.

      „Ahnungslose?"

      In welche Kategorie ordnen wir nun die folgenden Zwischenrufer ein? Man erkennt sie an Äußerungen wie: „Who is the DX?"; „Call?"; „What is the QSL-Information?" oder „Are you going now to 160 m?". Auch jene, die unbeirrbar auf der Sendefrequenz der DX-Station versuchen, ins Log zu kommen - und dort hört sie nun wirklich jeder bis auf einen - fallen uns da ein. Es sind Menschen, die keine Zeit haben und wahrscheinlich auch sonst von allen Informationsquellen abgeschnitten sind. Auf jeden Fall haben sie sich nicht die Mühe gemacht, ein paar Minuten zuzuhören. Hat es sich noch nicht rumgesprochen, was Split bedeutet?


      Die beschriebenen Fälle haben alle einen Grund, und der heißt: „Mangel an Information". Kennt ihr den noch Ahnungslosen? Dann nehmt ihn freundschaftlich beiseite und lasst ihn teilhaben an eurem Wissen - aber bitte, wenn es sich vermeiden lässt, nicht auf der Sendefrequenz!
      Es gibt andere vielfältige Möglichkeiten, an die benötigten Informationen zu kommen. Oft reicht ein wenig Zuhören. Oder aber das Studium entsprechender DX-Informationen im Cluster, im Internet oder in diversen Bulletins, Zeitschriften oder Datenbanken.

      Das Pile Up selbst sollte von der DX-Station beherrscht werden und nicht umgekehrt. Aber so unterschiedlich der Grad an Vollkommenheit bei uns Anrufern ist, so unterschiedlich ist auch der Grad der Meisterschaft auf der anderen Seite. Wir treffen bei DXpeditionen fast immer auf erfahrene, routinierte Operatoren, die uns in der Art, wie sie das Pile Up bewältigen, immer wieder begeistern. Manche von ihnen sind auch auf dem besten Wege zu dieser Meisterschaft. Unterstützen wir sie dabei durch unser Verhalten. Hin und wieder kommt es vor, dass da jemand völlig unvorbereitet in die Rolle des „rare DX" hineinstolpert. Wenn er dann keine schlechten Erfahrungen mit der wilden Meute macht, wird er gern wiederkommen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und auch Martti Laine, OH2BH, hat irgendwann mal angefangen.

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