Chronik des OV Gelsenkirchen 1972-1981

    6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

    Chronik des OV Gelsenkirchen 1972-1981

      Chronik des OV Gelsenkirchen 1972-1981

      1972 bis 1981

      Die 70er – Jahrzehnt der drei starken A’s : Ausbildung, Ausstellungen und Aktivitäten rund um das Amateurfunkfernsehen (ATV)

       

      Der OV geht mittlerweile ins dritte Jahrzehnt. Glanzlichter der kommeden Jahre werden der Ausbildungsbetrieb sein, aber auch der Bezug des neuen Clubhauses an der Leithestraße in Ückendorf und die Beschäftigung mit einer herausfordernden Spielart des Amateurfunks: Der Television.

       

       

      Auf Knies folgt Spaß

      Der langandauernde Streit um die Relais-Eingabefrequenzen und die OV-Position dazu findet 1973 einen traurigen Höhepunkt. Ein ganzer Schwung OM verlässt NØ6. Rund zehn Funkamateure wollen das erneute Nachgeben des OV zugunsten der Relaisbetreiber nicht einfach so akzeptieren; im Zuge der Auseinandersetzung kommt es zur indirekten Aufforderung, den Verein zu verlassen.

      DK3MZ, DJ6VI mit XYL, DL8OJ, DK8QI und DK3NB zu Gast beim "Deutschen Landfunkverband"

      Spontan und mit wenig ernster Absicht wird der ‚Deutsche Landfunkverband’ gegründet. Als Domizil der ‚Abtrünnigen’ dient fortan eine selbstgebaute 6-Betten-Hütte in der Nähe von Dinslaken. Regelmäßig sonntags treffen sich hier etliche OM um DJ4KQ, DJ6VI, DK2KA und DL8OJ, um sich die merkwürdigsten Dinge auszudenken. Die humorvolle Sicht des ‚Verbandes’ wird – wen wundert’s – vor allen Dingen von vielen Gelsenkirchenern nicht geteilt ... Zu den Kuriosa zählen die ‚Funktionen’ im Verband. Jeder bekommt eine Aufgabe, die garantiert nicht zu ihm passt. OM Kissel zum Beispiel wird zum technischen Referent ernannt. Ein ‚Wildschweindiplom’ wird ausgelobt. Jedes Mitglied bekommt einmal jährlich das Versprechen, eine aufgestellte Schweinehälfte als Dankeschön zu erhalten ... Bis etwa 1989 gehen die Treffen. Dann muss die Hütte einer geplanten Halde weichen. Damit endet vorläufig die Geschichte des Deutschen Landfunkverbandes wider den tierischen Funkerernst. Sie findet ihre Fortsetzung im amerikanischen QRP Club ‚Flying Pigs’, der seit 2004 endlich auch eine deutsche Sektion unterhält ...

       

      Für die Austritte in der ersten Hälfte der 70er sind noch andere Gründe von Bedeutung. Eine Gruppe wendet sich ganz vom Verband ab, weil sie mit der Politik des DARC nicht einverstanden ist. Stein des Anstoßes ist das 1972 neugebaute Amateurfunkzentrum Baunatal. Eine andere Gruppe wendet sich nur von NØ6 ab, weil sie mit der räumlichen Verteilung der Aktivitäten unzufrieden ist. So gründet sich 1981 der OV N5Ø Buer, um hier einen Ausgleich zu schaffen.

      Auf die Dauer hilft Power ?!

      Linear-Endstufe nach DL9AH (Quelle: DL-QTC 10/1969)

      QRO ist eine Abkürzung aus dem Funkerlatein und bedeutet: „Erhöhen Sie die Sendeleistung!“ Diese Aufforderung innerhalb einer Funkverbindung, um damit die Kommunikation zu verbessern, wird in Gelsenkirchen zum generellen Prinzip erhoben. Die legendären Endstufen nach DL9AH sind eine ebenso einfallsreiche wie auch geldbeutelschonende Variante, um durch Verwendung von preiswerten TV-Zeilenendröhren hohe Sendeleistungen zu erzeugen. Die zum Teil gewagten Aufbauten (zum Beispiel 15 mal PL36) machen auch optisch was her. Noch heute hört man Anekdoten, die von abgebrannten Antennen handeln oder von besorgten oder aufgebrachten Nachbarn erzählen, die weniger begeistert von den Nebenwirkungen dieser Strahlungsleistungen waren. Was hier in der Rückschau mit einem zwinkernden Auge erfolgt, hat in den 70ern auch juristische Folgen. Strittig ist zum Beispiel die Frage, wer für die Beseitigung der störenden Einflüsse geradezustehen hat. Ob dies immer dazu beigetragen hat, das Zusammenleben zwischen Funkamateuren und dem Rest der Bevölkerung zu fördern, sei dahingestellt. Der Autor jedenfalls hat in der Zeit zwischen 1976-1978 zahlreiche Fernsehempfangssysteme in seiner Nachbarschaft durch Einbau von Hochpassfiltern ‚optimiert’. Ohne Streit haben die Nachbarn die geringen Materialkosten übernommen.

       

      Mit Power gegen Propaganda

      Mit hoher Senderleistung greifen die Funkamateure in eine typische Erscheinung des Kalten Kriegs ein. Propagandasender des Ostblocks haben sich ausgerechnet Amateurfunkfrequenzen für ihre ‚Mission’ ausgesucht. Das wichtige aber knapp bemessene 40 Meterband liegt nahe dem 41 Meter Rundfunkband. In den Abendstunden donnern Radio Tirana oder Radio Peking ihre Überzeugung, in einer besseren Welt zu leben, in deutscher Sprache und mit hoher Signalstärke in die Shacks der Funkamateure. Jene reagieren auf die Aussendungen mit einer Reihe von eigenen Spezialaussendungen, die ebenfalls dem Frieden und Fortschritt dienen. Es geht um den Seelenfrieden, die eigenen Frequenzen verteidigt zu haben und den messbaren Fortschritt bei der Untersuchung von Ausbreitungsbedingungen. Dabei kommt es leider zu Überlappungen von Frequenzen und Zeiten bezüglich der politischen Ätherbeiträge aus Albanien und dem fernen China.

       

      „Seit Februar dieses Jahres arbeitet im 40-m-Band eine Bake, die zum Zwecke eines Langzeitversuches eingerichtet worden ist. Deren Aufgabe besteht im wesentlichen darin, im Hinblick auf das zu erwartende Sonnenfleckenmaximum die Ausbreitungsbedingungen während der Abend- und Nachtstunden innerhalb Europas zu beobachten. Die Bake wird um 18:00 GMT eingeschaltet. Der Betrieb endet um 00:00 GMT. Nachdem zunächst auf sieben Frequenzen gesendet wurde, ist nunmehr die Aussendung auf drei Frequenzen reduziert worden. Eine Rundsteuerung ermöglicht, jeweils im Wechsel auf drei Frequenzen zu arbeiten, und zwar derzeit auf 7.056, 7.066 und 7.076 kHz ± 500 Hz. Die Telegrafiekennung lautet: "Test de DL9AHA/ar". Die Frequenzen sind in Abstimmung mit der Bandwacht so gewählt, dass die Testsendung jeweils im oberen Seitenband der dort häufig zu beobachtenden Rundfunksender erscheint. Sie kann also auch mit einem normalen Tonrundfunkempfänger empfangen werden. Dabei ist die Tastpause, auf eine Frequenz bezogen, etwa 20 Sekunden. Interessierte Funkamateure und Hörer werden gebeten, ihre möglichst regelmäßigen Beobachtungen über einen längeren Zeitraum zur Auswertung an folgende Adresse zu senden: Arno Weidemann, DL9AH, (...).

      Der Funkamateur ist mehr als nur ein begabter Laie!

      Ausbildungsbetrieb im Sinne der Nachwuchsförderung wird in den 70ern überaus groß geschrieben. Durch mehrere Ausbildungsjahrgänge kommt Nachwuchs in den Klub. Insgesamt fünf Lehrgänge laufen in dieser Zeit. Allein für den Kurs 1976/77 melden sich fast 60 Interessenten. Auch der Autor verdankt seine Lizenz dem großartigen Engagement von erfahrenen OMs, die ihre Zeit und Können in die Fortbildung investieren. Namentlich steht dies unter anderem für die OM Herbert, DJ4KO, und OM Siegfried Seibt, DK8DP, die die CW-Ausbildung durchführten, sowie OM Rolf Groll, DK3MZ und OM Klaus Vogt, DK3NB, die für die Technik und Betriebs- und Gesetzeskunde zuständig waren. Die Schulungsunterlagen (hier downloadbar) finden auch außerhalb des Clubs guten Absatz. Von 1000 gedruckten Exemplaren gehen mehr als 800 über den Ladentisch.

       

      Titel 1. Auflage "Lehrgang Technik" 1971
      24. November 1975

      Dass die Ausbildung nicht nur Quantität, sondern auch Qualität besitzt, davon zeugt der Bericht in den Ruhr-Nachrichten am 19.12.1975. Zwölf von fünfzehn Prüflingen bestehen die Lizenzprüfung bei der Oberpostdirektion in Münster, und der OVV Hellmuth Reinholz kann stolz verkünden: "Schön, dass unsere jetzt fast schon traditionell gute Ausbildung wieder so erfolgreich war."

       

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      Fieldday als Abenteuer

       

      In den Jahren 1976 bis 1978 gibt es eine Wiederbelebung der Fieldday-Tradition. Während des Vorsitzes von OM Arno Weidemann, DL9AH, werden etwa zehn Veranstaltungen dieser Art organisiert. Der Wettbewerb („Contest“) ist international und findet zweimal jährlich statt: Im Juni für Telegrafisten und im September für Sprechfunker. Eine der Auflagen ist es, gelöst von der öffentlichen Energieversorgung und innerhalb von 48 Stunden möglichst viele Funkverbindungen herzustellen. „Vierundzwanzig Stunden vor dem Wettbewerb muß die Anlage unter Notstandsbedingungen aufgebaut sein, im Ernstfall reicht diese Zeit gerade aus“, erläuterte ‚Kontestleiter’ DL9AH eine weitere Bedingung gegenüber der Presse. Nun, die Aktionen sind natürlich nicht die ganze Zeit von dem Gedanken begleitet, hier eine Art Notbetrieb zu veranstalten, etwa um sich für die Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk (THW) zu profilieren. Dies ist sicherlich eine wichtige Argumentation der Öffentlichkeit gegenüber, um diese Verrücktheiten zu erklären. Aber vor allen Dingen macht es Spaß, dort, auf dem relativen einsamen Gelände der Post an der Resser Straße, wo unter der Woche Auszubildende des Fernmeldewesens Fußball spielen, Funkbetrieb zu machen. Nicht nur für die ganzen jungen Teilnehmer ist es ein regelrechtes Abenteuer. Gerade der Nachtbetrieb hat eine eigenartige Faszination. Raus aus dem überhitzten Bauwagen und rein ins Gebüsch – nicht nur um ‚Wasser zu lassen’, sondern auch um das benzinbetriebene Notstromaggregat mit vom Telegrafiebetrieb zittrigen Fingern nachzufüllen. Während des Tages ist dann reichlich Leben auf dem provisorischen Campingplatz, dessen Zelte und Wohnwagen sich im Halbkreis um den zentralen Antennenmast verstreuen. Aus der Ferne wirkt der hölzerne Mast wie ein riesiges Kreuz. Bis heute ist ungeklärt, ob sich unter die Funkamateure nicht auch noch andere Pilger mischten ...

       

      Unvergessen auch die Vorbereitungsaktionen. Zum Einen wird eigens ein alter Bauwagen in mühevoller Arbeit wetterfest gemacht, innen wohnlich ausgebaut und für Funkaktivitäten eingerichtet.

       

      Ein anderes Mal dient ein Mannschafts-LKW vom THW als Stationsunterkunft. Das erzeugt dann schon einen gewissen paramilitärischen Eindruck und macht alles noch wichtiger.

      Endlich eine neue Clubstation

      Nachdem die alte Clubstation dem U-Bahnbau weichen musste, wird dann etwa ab 1974 ein neues Objekt ins Visier genommen. OVV Hellmuth Reinholz, DK2KE, hat seine Fühler in verschiedene Richtungen ausgestreckt, und so manche angebotene Standorte werden kritisch ins Auge gefasst, unter anderem der alte Hochbunker an der Marschallstraße. Schließlich wird auf dem Gelände der BAG Gelsenkirchen an der Leithestraße ein geeignetes Gebäude ausgewählt und angemietet.

       

      DK2KE, neu zum OVV gewählt, mit dem gesamten Vorstand

      In zäher Kleinarbeit geht es an die Renovierung des alten Ziegelbaus, der während des Krieges als Schießstand für kleinere Kaliber fungierte. Unterirdische Verbindungstunnel – mittlerweile zugeschüttet – zeugen von dieser Vorgeschichte. Während der Innenausbau zügig vorankommt, haperte es mit dem Aufbau der Antennenanlage.

       

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      DK8QI, Conny, beim QSO an der neu eingerichteten Clubstation

       

      „Den ersten Versuch hatte man mit einem 21 Meter hohen Stahlmast gemacht. Wegen fehlender Standfestigkeit des Sockels gab man diesen Versuch schließlich auf. Auch das Projekt, Holzmasten zu errichten, wurde fallengelassen. Inzwischen verfügt man über einen Mast, der nur acht Meter lang ist, aber auf 16 m ausgekurbelt werden kann.“

       

      Doch schon bald sind die ersten Schwierigkeiten überwunden und die neue Clubstation geht mitsamt Antennenanlage noch 1975 „in die Luft“.

       

      Als die Bilder laufen lernten – das Gelsenkirchener ATV Relais DBØCD

      In den Erinnerungen von Walter Rätz, ex-DL6KA, können wir eine Menge nachlesen über die Experimentierfreude und den Entwicklergeistes der Funkamateure jener Zeit. Hier geht es um das Amateurfunkfernsehen (ATV):

      „ (...) Wir machen jetzt einen Sprung in die siebziger Jahre. Da sich der Amateurfunk technisch in Randbereichen (RTTY, ATV, höherfrequente Bänder) weiterentwickelte, sahen einige Funkamateure des OV Gelsenkirchen die Beschäftigung mit der Betriebsart ATV als interessante technische Herausforderung. Bald fanden regelmäßig ATV-QSO´s zwischen diesen OM´s statt. Der Appetit kam natürlich mit dem Essen. Größere Entfernungen konnten nur mit einem leistungsfähigen ATV-Relais erzielt werden. In Dortmund hatten OM´s um Heinz Venhaus (DC6MR) bereits seit einiger Zeit ein solches Relais mit gutem Erfolg in Betrieb. Es befand sich auf dem Dortmunder Fernmeldeturm. Die Lage war fantastisch und die Beteiligten konnten stolz über große überbrückte Distanzen berichten.

       

       Das weckte auch bei einigen Amateuren vom OV NØ6 das Interesse an solch´ einer Relaisstation. Der seit einigen Jahren bestehende AHFB, der Arbeitkreis höherfrequente Bänder im DARC OV Gelsenkirchen nahm sich des Projektes an:

       

      Mit dem Leiter der AGAF (Arbeitsgemeinschaft Amateurfunkfernsehen im DARC), Heinz Venhaus, wurden in mehreren Gesprächen die Möglichkeiten erörtert, auch ein ATV-Relais zu bauen. Wir haben uns verpflichtet, andere bereits sendende ATV-Relais oder Einzelstationen durch besondere Maßnahmen unsererseits nicht zu stören und durch Antennenrichtung die Feldstärke zu beeinflussen. Neben den technischen Hürden traten auch andere Probleme auf, so z.B. die Benutzung der ATV-Anruffrequenz für die Fernsteuerung des Relais.

       

      Um sich mit allen betroffenen Gruppen abzustimmen, wurde am 10. Oktober 1979 unter Leitung von Heinz Venhaus (DC6MR) und mit weiteren 22 Interessierten im Revierpark Vonderort der Plan zur Errichtung eines neuen ATV-Relais in Gelsenkirchen diskutiert. Man kann diesen Termin mit Recht als Geburtsstunde des ATV-Relais DBØCD ansehen.

      DF7QZ und DK3NB beim Testen im Clubheim
      DK4QM erstellte den Stromversorgungseinschub
      DJ9LF, DG8DAA,DB5DA, DK4QM und DL6KA am ersten Standort von DBØCD

      Gebaut wurde das geplante Relais von einigen OM´s des OV Gelsenkirchen. Die Planungsarbeiten der einzelnen Baugruppen führten DK3NB und DL6KA durch. Vorgesehen war ein modularer Aufbau als Einschubsystem für einen entsprechenden stabilen Schrank. Die Antenne stifteten die Dortmunder Relaisbetreiber aus einem Fundus.

       

      Nach der Fertigstellung des Steuersenders wurde dieser mit einem Rufzeichengeber ausgerüstet und bei einem OM in Bochum-Stiepel, hoch über dem Ruhrtal, untergebracht. Die Antenne wurde nach Gelsenkirchen ausgerichtet und alle, die ihre Empfangsanlage testen wollten, hatten Gelegenheit, den Sender für eine bestimmte Zeit von Ferne einzuschalten.

       

      Der erste Aufbau des Gesamtrelais wurde im OV-Heim an der Leithestraße in GE-Ückendorf von sechs OM´s durchgeführt, die auch nach Fertigstellung und Probebetrieb das Relais an seinen Bestimmungsplatz brachten und dort für den endgültigen Betrieb installierten.

       

      Mir kam, mangels besserer Standorte die Idee, den Pächter dieser Immobilie zu kontaktieren mit dem Hintergedanken, auf dem Flachdach des höchsten Gebäudes eventuell DBØCD unterzubringen. Ich fand in dem Gesprächspartner Jemanden, der für unser Anliegen Verständnis aufbrachte. Wir bekamen die Zustimmung zur Benutzung des Aufzugturms für die Aufstellung des Relaisschranks und Anbringung der Antennen. Strom stand auch zur Verfügung – gegen Entgelt, wie auch die Anmietung.

       

      Nachdem das Relais zum Standort gebracht war, wurde der Aufbau organisiert. Das bewährte Relaisteam fand sich an einem Samstag an Ort und Stelle ein und arbeitete, bis die Sonne unterging.

       

      Als alles geschafft war, stand nur noch Ferdi, DB5DA, auf dem Aufzugturm. Wir haben ihn dann aber noch heil nach unten gebracht. Alle fuhren voller Erwartung zu ihren Stationen, um die ersten Bilder von DBØCD zu empfangen und waren hellauf begeistert, als ein sauberes Bild mit einem starken Signal festgestellt werden konnte.

       

      Nach einer Erprobungsphase wurde der endgültige Betrieb am 25. August 1981 aufgenommen.

       

      Eines Tages, ich kam wieder einmal auf der Fahrt zu meinem QRL am Relais vorbei, sah ich ein Auto mit besonderen Antennen auf dem Dach. Die Antennen zeigten in Richtung unserer Relaisantenne. Mir schwante Unangenehmes, denn der Wagen war von der Post. Ich hielt an und erkundigte mich nach den Messergebnissen. Erstauntes Aufblicken des Messenden. Aber schnell stellte ich mich als den Relaisverantwortlichen vor. Nun bekam ich Auskunft: „Alles in Ordnung“. Was war der Grund für die Messung? In der Nachbarschaft zum Relais befand sich eine Siedlung mit einer Gemeinschaftsantenne. Jedesmal, wenn DBØCD aufgetastet wurde, verschwanden in den Fernsehern der Siedlung die Bilder. Die Post hat den Betreiber der Gemeinschaftsantenne später aufgefordert, seine Anlage den Zulassungsbestimmungen entsprecht umzurüsten. Es hat sich jedenfalls bei der Entwicklung unseres ATV-Relais ausgezahlt, einen hohen Filteraufwand getrieben zu haben. Doch darüber weiter unten.

      DK3NB, DJ9LF, DL6KA, DK4QM, DB5DA und DF7QZ mit verladener Relaisfunkstelle

       

      Ein neuer Standort

      Mit Diethelm Wunderlich (DB1QZ), der seit vielen Jahren den „TV-Amateur“ als Redakteur mit viel Erfolg leitete, bekam ich über Aufsätze für das Blatt, die das Relais betrafen, Kontakt. Eines Tages sagte er, dass er eventuell eine Genehmigung seines obersten Bosses für die Aufstellung eines Relais auf der Halde in Gelsenkirchen-Polsum bekäme. Er hatte schon einmal vorgefühlt. Als Sicherheitsingenieur bei seiner Firma, der Scholven-Chemie, kannte er sich mit den Örtlichkeiten natürlich bestens aus.

       

       

      Nach Besichtigung des vorgesehenen Standorts, fanden Klaus (DK3NB) und ich diesen wirklich ideal für das Relais DBØCD. Das weitere Vorgehen ist kurz erzählt. Diethelm ließ einen Container an geeigneter Stelle in Nähe des „Gipfels“ der Halde schaffen. Mit mehreren OM´s wurde ein Kabel über mehr als hundert Metern von einer Unterstation der betrieblichen Stromversorgung bis zum „Gipfel“ in einer ausgehobenen Trasse an einem langen Samstag verlegt. Das war eine echte Knochenarbeit am Berghang. Am nächsten Samstag schafften wir bei Regen und Wind mit Müh´und Not das Relais, das wir erst noch an seinem alten Standort in Essen-Kray abgebaut hatten, über den inzwischen matschigen Pfad in Scholven auf die Halde.

       

      Ein Relais, an diesem Standort, konnte natürlich nicht wie bisher mit nur einer Richtantenne arbeiten. Ziel unserer Überlegungen war eine Rundumversorgung für das mittlere Ruhrgebiet. Die Dortmunder OM´s mit ihrem Antennenfundus (hier sei OM Manthey+ dankend erwähnt) halfen wieder einmal aus, und wir bekamen drei weitere kommerzielle Richtantennen im wetterfesten Gehäuse.

       

      Nachdem alles installiert war, kam die Phase der Inbetriebnahme. Mit kommerziellen Messgeräten, die wir uns aus dem QRL entliehen hatten, haben Klaus DK3NB und ich, DL6KA, einen ganzen Tag (oder waren es mehrere Tage ?), oben auf dem Gipfel der Halde zugebracht und alles überprüft und, insbesondere die Filter, abgeglichen.

       

      Durch Rückmeldungen auf dem 2-Meter-Band, kamen bei den Testsendungen bald hervorragende und begeisternde Kommentare bei den beiden einsamen OM´s auf der Halde an.

       Das Relais hat in der Folgezeit tapfer durchgehalten und allen Betreibern und Erbauern viel Freude bereitet. Über die technische Konzeption, soweit sie noch in meine Zeit der Relaisverantwortlichkeit fiel, wurde in einigen Aufsätzen im TV-Amateur berichtet. Es wäre noch hinzuzufügen, dass ich bald, auch als Dank an Diethelm, der als stiller Motor für den Betrieb des Relais fungierte, die technische Redaktion des TV-Amateurs übernahm und ihn dadurch etwas entlastete. Über den damaligen technischen Stand von DBØCD sind einige Aufsätze von Klaus (DK3NB) und mir (DL6KA) erschienen, aus welchen nachfolgende Bilder stammen...

      DBØCD Ausbaustand 1980
      Ausgangsspektrum auf 70cm
      Kompakter Paralleltonsender

      Tricks und Kniffe

      OM Lothar Franz, DJ9LF

      Eine der Qualitäten von Funkamateuren besteht darin, aus vorhandenem Material einfache, preiswerte und dennoch gute Lösungen zu entwickeln. So stellt sich für OM Lothar Franz, DJ9LF, die Frage, wie er den Frequenzbereich zwischen 144-146 MHz empfangen kann, ohne einen entsprechenden Receiver zu haben. Der Griff in die Bastelkiste befördert einen Fernsehkanalwähler an die Oberfläche. Dieses Gerät ist ursprünglich für die TV-Kanäle zwischen 47 und 68 MHz sowie zwischen 174 und 230 MHz konzipiert. Durch einige Schaltungsänderungen wird wahlweise eine Umsetzung auf Kurzwellenfrequenzen im 10 Meter Amateurband oder sogar auf den Mittelwellenbereich eines Kofferradios ermöglicht. Die Empfangseigenschaften sind dabei erstaunlich gut und müssen sich nicht hinter zeitgemäßen Geräten kommerzieller Herkunft verstecken. Im Juli 1977 greift das Zentralorgan des DARC, die cqDL, die Idee auf und veröffentlicht eine genaue Bauanleitung.

      ARDF (Amateur Radio Direction Finding)

      DF7XU und der zukünftige DK5OS

      OM Olaf Schwider, DK5OS, hat sich für die Erste Weltmeisterschaft im Amateurfunkpeilen in Polen bei Danzig qualifiziert. Er startete in der 2. Mannschaft der Junioren (Altersklasse bis 18 Jahre) für das DARC-Team und kann einen erfolgreichen 11. Platz belegen. Des weiterem wird ihm als jüngster Teilnehmer (13 Jahre) der WM vom damaligem Postminister eine vollständige polnische Briefmarkensammlung aus den Jahren 1977 bis 1980 überreicht, welche jetzt noch bei ihm in Ehren gehalten wird. Ebenso hat OM Dieter Schwider, DF7XU, sich durch zahlreiche Qualifikationsläufe für die Erste Mannschaft des deutschen Nationalteam des DARC bei den sogenannten Oldtimern (Altersklasse ab 40 Jahre) qualifiziert und teilgenommen, was er bis heute immer wieder schafft und sehr erfolgreich - mit Medaillen belohnt - wiederholt. Des weiteren gewinnt er bei einer Tombola während der WM in Polen das damals sehr begehrte Handfunksprechgerät Icom IC-2E, welches vom Präsidenten der IARU Region 1 gesponsert wurde.

       

      Aber auch die beliebten Mobilfuchsjagden des OVs mit Teilnahme der ganzen Familie kommen nicht zu kurz. Das folgende Bild vermittelt einen Eindruck von dem typischen Ende einer solchen Veranstaltung im Grünen, hier übrigens an dem von den Funkern "Krombach" getauften Flüsschen, das zur Kühlung des genossenen gleichnamigen Bieres diente.

      XYL von DK4QC, DK2KE, DK3NB, DF7QZ, SWL Olaf, DF7XU, XYL von DK2KE, DK4QC, DK4QM und DK8QI

      Bauprojekte

      Bosch KFT-160

      Mit großer Leidenschaft geht es im Club zunächst an den Umbau des kommerziellen Funkgeräts Bosch KFT160. Der Hintergrund ist, dass im kommerziellen UKW-Funk gerade das Kanalraster von 50 kHz auf 20 kHz Kanalabstand umgestellt wird. Zum Glück der Funkamateure schaffen sich viele Funkbetreiber neue Geräte an, anstatt die alten Geräte umrüsten zu lassen. Somit werden große Mengen 2-Meter-Röhrengeräte für die Amateure verfügbar. Bekannt sind das Siemens W2 und das schon teiltransistorisierte KFT160 von Bosch. Damit wird auch die Betriebsart FM sehr populär. In Gelsenkirchen machen sich einige OM an die Arbeit und erweitern das Gerät zunächst von zwei auf acht Kanäle. Eine neue Transistoreingangstufe wird eingebaut und später kommt noch eine Digitale Frequenz Oszillator (DFO)-Baugruppe dazu.

      In großer Stückzahl (~50) erfolgt anschließend der Bau einer transistorisierten 2-Meter-Endstufe mit zwei 2N5591. Kleinere Auflagen erzielen dann ein Wattmeter und ein Frequenzzähler.

      Bestückungsplan der Gelsenkirchener 2m-PA
      Aufbauskizze
      Bausatz des Frequenzzählers
      NØ6-003

      Das dritte Jahrzehnt in chronologischer Übersicht

      1972 – 1979Intensiver Ausbildungsbetrieb in der Gabelsberger Straße, Erstellung eines eigenen Lehrbuchs um DK3NB und DK3MZ
      Sommer 1973- 2 Tage AFU-Beteiligung beim Sommerfest Schloss Berge in einem Zelt des THW - Fieldday in einer Kiesgrube bei Dorsten
      August 1973Hellmuth Reinholz, DK2KE, OVV
      1973Massenaustritt von OM wegen des Eingabefrequenzstreits
      1975- Bauprojekte: 2Meter Endstufe 2N5591 und Wattmeter - Die Klage von DJ4WS, dem Betreiber des Relais Münster, gegen DJ4KN wird verhandelt.
      18. Januar 1975Ham Fest Vereinshaus Schalke
      Sommer 1975Einweihung Clubhaus Leithestraße
      April 1976Ham Fest Zooterrassen: 25 Jahre OV Gelsenkirchen
      September 1976Fieldday in Gelsenkirchen-Resse
      1977Arno Weidemann, DL9AH, OVV
      Juni 1977Fieldday in Gelsenkirchen-Resse im umgebauten Bauwagen
      1978Bauprojekt: Frequenzzähler
      September 1978Fieldday Gelsenkirchen-Resse
      1979- ATV Gruppe um Walter Rätz, DL6KA - Bei der 12. ATV Tagung in der Sternwarte Bochum stellen die Gelsenkirchener ihr Senderkonzept vor - Technik-Abend ATV in der Gabelsberger Straße - Olaf Schwider, DK5OS, erscheint auf der Titelseite der CQ DL. Das Titelfoto wurde während eines 80m-Amateurfunkpeilwettbewerbes geschossen.
      Januar 1980Mitgliederhöchststand in NØ6: 218, davon 149 Lizenzen
      1980- ATV Relaisstation DBØCD nimmt Betrieb in Essen auf - Dieter Schwider, DF7XU, wird am 14./15.06.1980 Deutscher Meister im Amateurfunkpeilen in der Kategorie „Oldtimer“ (Altersklasse ab 40 Jahre), Austragungsort: Aachen
      April 198130 Jahre OV Gelsenkirchen OM Reinholz, DK2KE, erneut OVV
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