6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

Geschichtliches

Amateurfunk war und ist per Definition ein technisch-experimenteller Funkdienst. In der Pionierzeit der zwanziger Jahre bewiesen Funkamateure durch Experimente, daß die ihnen als Spielwiese überlassene Kurzwelle nicht nutzlos war, indem sie Transatlantik-Verbindungen mit geringer Leistung herstellten. Die Behörden im Deutschen Reich der zwanziger und dreißiger Jahre beäugten dagegen sehr mißtrauisch das Treiben der damals noch wenigen Funkinteressierten. Eine eigene Sendeerlaubnis war allenfalls Fernziel auf einem Weg, der über eine langjährige Selbstausbildung ging. Ohne Eigenbau und ständige Versuche mit Empfangern und Meßgeräten ging gar nichts.
Im Dritten Reich stieg die Zahl der Sendelizenzen kurzzeitig, wohl auch deshalb, weil ausgebildete Funker benötigt wurden. Sogar mitten im Krieg gab es einige wenige Funkamateure, die eine Sendefunkerlaubnis besaßen und sie auch nutzten. Dann kam das vorläufige Ende: Mit dem Gesetz Nr. 76 vom Januar 1945 verbot der alliierte Kontrollrat jede Beschäftigung mit der Funktechnik im noch nicht ganz besetzten Deutschland.
Dabei blieb es erst mal. 1947 belebte sich mit der Gründung regionaler Clubs wieder das Amateurfunkleben. Aus Militärbeständen besorgten sich die Funkinteressierten unerschwinglich teure Sender und Empfänger und bauten sie mehr oder weniger auf Amateurfunkbedürfnisse um. Manche hielten das Warten auf die Lizenz nicht aus und sendeten schwarz. Die deutschen Funkamateure erhielten durch das vorkonstitutionelle Amateurfunkgesetz vom März 1949 eine zwar erhoffte, aber nie zuvor dagewesene Freiheit.
Die Zahl der Lizenzen schoß in die Höhe, von 3000 im Jahre 1952 über 15000 im Jahre 1962 bis auf heutige Größenordnungen von 75000 Lizenzen. An die Geräte, auch an die Technik, wurden immer höhere Ansprüche gestellt, um mit der stark gestiegenen Zahl der Funkamateure auf der Kurzwelle und den Störungen durch Rundfunkstationen fertig zu werden. Also besserte man nach, bis das Optimum herausgeholt war. Den Begehrlichkeiten der "Kommerziellen" auf Amateurfunkbänder leisteten die Funkamateure aus Ost und West zu Zeiten des Kalten Krieges wirkungsvoll Widerstand: Sie waren flexibler und konnten so illegale Störer regelrecht "austanzen".
Neue Technologien eröffneten zu Beginn der sechziger Jahre den Weg zu Neukonstruktionen. Erste Amateurfunksatelliten umkreisten die Erde und gaben der UKW-Technik Impulse. Entwicklungen der Amateure fanden ihren Niederschlag in Industrieprodukten, längst nicht nur für den Amateurfunk. Amateurfunkzeitschriften druckten viele Stellenanzeigen, die speziell auf improvisatorische Fähigkeiten und die funktechnisch breite Ausbildung abhoben. Der Transistor erschien auf der damals noch schwarzweißen Bildfläche. Er sorgte dafür, daß Geräte vorn Radio bis zum Funkgerät immer kleiner werden konnten.
Durch den CB-Funk-Boom der 70er kamen viele besonders am Experiment Interessierte zum Amateurfunk. Die Funkgeräte werden bis zum heutigen Tage immer komplexer und stammen meist aus industrieller Fertigung. Nur wenige Funkamateure sind heute in der Lage, solche Geräte herzustellen oder zu reparieren. Das ist auch nicht mehr Sinn des Experimentalfunks. Nun, in einer sich Europa zuwendenden Gesetzeslandschaft sind auch Belange der elektromagnetischen Verträglichkeit wichtiger als jemals zuvor geworden. Für Funkamateure heißt dies, immer neu hinzulernen.
Diese Website nutzt ausschließlich technisch erforderliche Cookies. Wir benutzen keine Cookies, die eine Einwilligung erfordern würden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. X