Geschichte des OV Bayreuth B06
Aus den Anfängen des Ortsverbandes Bayreuth des
Deutschen Amateur-Radio-Clubs DARC
von Franz Pollak, DL1EU
Die Vorgeschichte
Die Gründung unseres Ortsverbandes Bayreuth der Funkamateure im DARC im Jahre 1949 war die Fortsetzung einer Entwicklung, die schon wesentlich früher begann. Diese Jahre dürfen nicht gänzlich in Vergessenheit geraten, deshalb soll darüber berichtet werden.
Ende der zwanziger Jahre gab es in Bayreuth einen Verein der Radiobastler, die "Radiobastelstube Lodes" in der gleichnamigen Wirtschaft in der Blumenstraße. Diese Vereine konnten keine postalische Genehmigung für Sendeversuche erhalten. Als 1927 der DASD entstand, vereinbarten die Mitglieder unter sich die "grauen Lizenzen". Der DASD war in Landesgruppen aufgeteilt, wobei es üblich war, als letzten Buchstaben des Rufzeichens den sog. Landesgruppenkenner anzuhängen. Die Bayreuther gehörten zur Landesgruppe Franken mit dem Buchstaben R.
Schon 1930 betrieb Fritz Steinlein in der Friedrichstr. 31 seine Station DB4BBR, später dann unter dem postalischen Rufzeichen D4NPR. Ich begann meine Berufsausbildung im Jahre 1930 in der gleichen Firma, in der auch Fritz Steinlein als Ingenieur tätig war. Mit seiner Unterstützung fand ich zum Amateurfunk. Auch seine damalige Station konnte ich besichtigen.
Durch die politischen Veränderungen kam es 1935 zu einer staatlichen Regelung des Amateurfunks. Es gab Sendelizenzen auf Vorschlag des DASD. Außer Fritz Steinlein erhielten zwei weitere Bayreuther Funkfreunde eine Lizenz. OM Grießhammer gab nach kurzer Zeit auf, OM Schindhelm zog von Bayreuth weg. Es blieb nur OM Steinlein QRV. Er war mittlerweile in die Hügelstraße 17 umgezogen. Im Jahre 1937 verschwand auch das letzte Rufzeichen aus Bayreuth, denn OM Steinlein wechselte den Arbeitsplatz und zog nach Nürnberg. Damit war nun die Ortsgruppe Bayreuth im DASD ohne personelle Führung. Ebenso gab es in Nürnberg längere Zeit keinen Landesgruppenführer für Franken. Die Stimmung der DASD-Mitglieder war auch nicht die beste, weil seit der Lizenzschwemme 1935 nichts voran ging. Dies war für den Leiter der Landesgruppe P (Bayern), OM Nöbauer, der Anlaß, etwas zu unternehmen. Er besuchte die verschiedenen Ortsgruppen, so kam er auch zu mir nach Bayreuth. Dieser Besuch fand anfangs 1938 statt. Ich war ab 1936 Mitglied im DASD und betrieb eine Empfangsstation nach dem damaligen Stand der Technik als DE6380/R.
OM Nöbauer beauftragte mich bei seinem Besuch, die Führung der Ortsgruppe Bayreuth zu übernehmen. Für mich, den "DE", war neben dem Besitz eines Empfängers der Bau eines aktiven Röhren-Wellenmessers vorgeschrieben. Im DASD wurde eine Standardschaltung entwickelt und nur in dieser Ausführung war der Betrieb des Wellenmessers zulässig! Nach den damaligen Satzungen waren die DE-Prüfung und eine zugeteilte DE-Nummer die Voraussetzung für die Beantragung einer Sendelizenz. Zur Abnahme der DE-Prüfung waren Mitglieder des DASD beauftragt, im Bereich Oberfranken war das OM Graf von der Ortsgruppe Bamberg. Auf meinen Antrag hin teilte er mir den Zeitpunkt und die Frequenz im 80-m-Band mit, wo er für mich einen Funkspruch in Morsetelegrafie senden werde. Ich solle den Text mitschreiben und ihm zuschicken. Damit konnte er feststellen, ob ich einen betriebsfähigen Empfänger und einen Wellenmesser besaß und ob ich Morsezeichen aufnehmen konnte. Es hat geklappt!
Der Einstieg in den Amateurfunk war zu dieser Zeit für neue Mitglieder schwierig. Alle Geräte mußten selbst gebaut werden. Schon an ein Messgerät zu kommen war ein Problem. Der DASD betrieb zwar in Berlin eine Warenabteilung, meist kam von den bestellten Teilen aber nur die Hälfte. Das 80-m-Band umfasste nur 100 kHz, es gab häufig Eichsendungen, den DASD Betriebsdienst und Weitverkehr, sog. "DX", im 20- und 40-m-Band. Die Betriebsart war ausschließlich Telegrafie. Sprechfunk (Telefonie) war damals in Deutschland nicht zugelassen. Schwierigkeiten gab es mit dem 10-m-Band. Es gab in Bayreuth keine hörbaren 10-m-Signale, weil in der Ortsgruppe keine Sendestation betrieben werden konnte.
Kurz vor Kriegsbeginn im Jahr 1939 erhielt ich von der Reichspost schriftliche Aufforderung zur Teilnahme an der Lizenzprüfung in Bamberg, der Prüfungstermin wurde aber abgesagt. Vom Eintritt in den DASD im Jahr 1936 bis zur meiner Lizenzierung 1949 vergingen 13 Jahre.
Leider forderte das Kriegsgeschehen auch Opfer aus den Reihen unserer Mitglieder. In den ersten Kriegsjahren sind gefallen:
OM Fritz Steinlein, D4NPR, Funkaufklärung im Osten
OM Hans Eisenhuth, Bordfunker, Flugunfall in Holland
OM Walter Kolb, Funker, Panzertruppe im Osten.
Wir sollten diesen früheren Mitgliedern unseres Ortsverbandes ein stilles Gedenken widmen! Sie hatten damals schon das Ziel vor sich, das wir erreicht haben.
Der neue Ortsverband im DARC entsteht
Das Ende des Krieges war auch für den deutschen Amateurfunk ein absoluter Nullpunkt. Der frühere DASD bestand nicht mehr. Die Inhaber von Kriegssendelizenzen traf ein hartes Schicksal. Die Namen waren den Besatzern bekannt, Funkgeräte mit allem Zubehör wurden beschlagnahmt und die Betreiber verhaftet. In Bayreuth gab es keine Kriegssendelizenzen, also auch keine Verhaftungen.
Ab 1947 betrieb ich zusammen mit meinem Bruder ein Radiogeschäft in der Sophienstraße 20. Wir verkauften in beschränktem Umfang Einzelteile und Elektromaterial. Unter den Kunden waren auch Leute, welche im Krieg mit der Funktechnik zu tun hatten. So entstand schon damals ein kleiner Kreis von Interessenten für Funk und Kurzwellen.
Obwohl die Sorgen des täglichen Lebens in dieser dunklen Nachkriegszeit fast alles beherrschten, kam doch der Wunsch auf, wieder auf den Kurzwellen zu hören. Meine Geräte hatten den Krieg überstanden. Durch Wohnungswechsel in die Richard-Wagner-Straße 60 gab es Probleme mit der Stromversorgung. Dort gab es 220 Volt Gleichstrom. Deshalb verstaute ich meine für Wechselstrom gebauten Geräte im Dachgeschoß meines Elternhauses, Richard-Wagner-Straße 59. Dort gab es zwar auch Gleichstrom, aber in den gegenüberliegenden Häusern gab es Wechselstrom! Eine "Antenne" wurde über die Straße gezogen. Ein netter Nachbar steckte das Ende in eine Steckdose und ich hatte die "Phase", den Nulleiter gab's ja auch im Gleichstromnetz.
So konnte ich wieder auf den Bändern hören und Nachrichten über den Amateurfunk erhalten. Besonders an Wochenenden war reger Betrieb. Neben dem europäischen Ausland waren DA- und D-Stationen mit erfundenen Rufzeichen zu hören. Die meisten arbeiteten in Telegrafie, es gab aber auch Rundsprüche in Telefonie - völlig neu für Deutschland. Auch in Bayreuth wurde wieder gefunkt. Vier Stationen funkten meist zu später Stunde mit DA-Rufzeichen auf dem 80-m-Band, am Sonntag Nachmittag waren sie auf dem 40-m-Band in Telegrafie tätig.
Ein historisches Ereignis war die erste Kurzwellen-Tagung nach dem Krieg im Juni 1947 in Stuttgart, an der ich teilnehmen konnte. Etwa 500 Funkamateure aus ganz Deutschland waren anwesend. Prof. Esau, Prof. Nestel und Fachleute aus der Industrie gehörten zu den Gästen. Diese Veranstaltung brachte eine landesweite Aufbruchstimmung - "They always come back!" (Gemeint sind die Funkamateure).
Zur Gründung neuer Verbände war die Zustimmung der Besatzungsmächte erforderlich. In Württemberg, Bayern und Hessen entstanden - dank amateurfunkfreundlicher Besatzungsoffiziere - zunächst regionale Verbände. Der damalige Vorsitzende des Bayerischen Amateur-Radio-Clubs, Gerhard Merz, DL1BB, besuchte mich wegen der Gründung des neuen OV Bayreuth. Im Mitteilungsblatt "QRV" Nr. 4/5 von April/Mai 1947 ist der OV Bayreuth bereits genannt. Zur Bekanntmachung von Nachrichten aus dem Amateurfunk brachten wir am Radioladen in der Sophienstraße einen Aushängekasten an. Damit haben wir auch neue Interessenten erreicht.
So wurde allmählich der Kreis größer. Die meisten Leute hatten auch schon einen Empfänger in Betrieb. Aus Kriegsbeständen gab es ja reichlich Geräte und Material. Auch mit benachbarten 0rtsverbänden wurde Verbindung aufgenommen. Anlässlich eines europäischen 5-m-Kontests 1948 waren die Ortsverbände Bamberg, Selb und Bayreuth auf dem Schneeberg mit Empfängern QRV - gehört wurde aber nichts.
Mit Ungeduld wurden Fortschritte zur Ausgabe von Sendelizenzen erwartet. Am 19. Januar 1949 wurde das Amateurfunkgesetz durch den Wirtschaftsrat verabschiedet. Zufällig hörte ich einen Rundspruch mit dieser guten Nachricht und mit der Anweisung an alle, den nichtlizenzierten Funkbetrieb ab sofort einzustellen. In der gleichen Nacht konnte ich die anderen 3 Stationen in Bayreuth erreichen, um sie zu informieren. Die Funkstille wurde auch weitgehend eingehalten.
Dann kam der 23. März 1949. An diesem Tag wurden durch die Deutsche Post 748 Funksendegenehmigungen und Rufzeichen erteilt, in Bayreuth für DL1EL und DL1EU.
Zu diesem Zeitpunkt umfasste der OV 20 Mitglieder. Im alten Stenografenhaus stand uns ein großer, schöner Raum für Zusammenkünfte und Morselehrgang zur Verfügung. Auch die lokale Presse wurde neugierig und brachte einige Zeitungsberichte. Es wurde daher beschlossen, mit einer Veranstaltung an die Öffentlichkeit zu treten. Heute würde man das den "Tag der offenen Türe" nennen. Die Station von DL1EU wurde betriebsfähig im Stenografenhaus aufgebaut und für ein Wochenende im Mai 1949 allen Besuchern zugänglich gemacht. Ein Erfolg für den OV Bayreuth!
Erstaunlich war auch der rasche Einstieg in die UKW-Technik. Anstelle des 5-m-Bandes wurde für Deutschland das 2-m-Amateurband freigegeben. Mit wenig Aufwand war zur Freude aller Mitglieder und sonstiger Zuhörer eine sichere Kommunikation im ganzen OV zu erreichen.
Sehr erfolgreich waren die Mitglieder des Ortsverbandes bei den damaligen 2-m-Aktivitäten auf den Bergen des Fichtelgebirges. Am 2. Oktober 1949 war der erste Test auf dem Schneeberg, am 1. Juli 1950 waren für zwei Tage UKW-Stationen unseres Ortsverbandes auf dem Schneeberg, dem Ochsenkopf und auf dem Rauhen Kulm, ebenso am Fleckl und auf der Hohenmirsberger Platte. Die ersten Weitverbindungen mit Stationen im Harz, im Taunus und auf dem Wendelstein sind dabei gelungen
Mit dankbarer Erinnerung an meine Freunde und Mitglieder des Ortsverbandes Bayreuth soll dieser Bericht enden!
Dem DARC, unserem 0rtsverband mit allen seinen Mitgliedern
Glück und Erfolg für die Zukunft!
Neunkirchen/Odenwald im Juni 1999
Franz Pollak, DL1EU, war der erste Ortsverbandsvorsitzende des DARC-Ortsverbandes Bayreuth!
Die Clubstation DK0BT OV B06
Es war einmal...
...eine Clubstation DK0BT im städtischen Jugendheim in Bayreuth. Die Station fristete viel Jahre lang ein einsames und fast verlassenes Leben.
Es wurde kaum Betrieb gemacht und auch sonst traf man sich dort mehr oder weniger nur "auf Befehl".
Doch dann...
...wurde 2004 erfreulicherweise beschlossen, zumindest den Raum der Clubstation endlich mal vom Mief der letzten Jahrzehnte zu befreien und ihn neu zu gestalten.
Dazu gehörte nicht nur eine fast vollständig neue Möblierung sondern auch eine komplette Neugestaltung der Elektro-Installation sowie auch diverse Malerarbeiten.
Die eigentlich auch geplante Neugestaltung bzw. zumindest Renovierung der Antennenanlage haben wir zu diesem Zeitpunkt (Sommer 2004) erst mal "auf die lange Bank" geschoben, da das Schiefer gedeckte Steildach des Jugendheims Arbeiten an der Antennenanlage sehr schwierig gestaltete. Dass dies im Nachhinein so besser war, konnten wir da ja noch nicht ahnen...
Der Schock...
... kam dann im Herbst 2004.
Wir waren gerade mit der ganzen Renovierung des Raumes fertig, als uns ein Telefonanruf der Stadt Bayreuth aufschreckte: "Eure Antennenanlage muss in den nächsten Tagen abgebaut werden." Nicht dass wir "rausgeworfen" würden, nein, es musste im Jugendheim eine Brandschutzmauer eingezogen werden (vom Keller bis in den Dachboden), und, man glaubt es kaum, im Dachboden wurde sie natürlich genau dort eingezogen, wo unser Antennenmast stand (Murphy lebt also immer noch) .....
Also, runter mit dem ganzen Zeugs. Dass die teilweise über 20 Jahre alten Antennen diese Aktion nicht überlebt haben, war voraus zu sehen...
Dass die Bauarbeiten auch in unserem frisch renovierten Raum (der sich genau unter der Antennenanlage befindet) erhebliche Verwüstungen verursachten, sei nur nebenbei erwähnt.
Auf ein neues...
...sagten wir uns, und fingen an zu überlegen, was wir nun wie machen wollten.
Eine Antennenanlage muss her, das war klar. Am besten alles komplett neu, damit wir so lange wie möglich keine weiteren Arbeiten und Ausgaben damit haben.
Der Dachdecker, der nach dem Einbau der Brandschutzmauer das Dach dort neu decken musste, konnte überzeugt werden, uns einige Laufbretter mit zu montieren, so dass Arbeiten an der Antennenanlage in Zukunft viel einfacher machbar sein werden.
Der Mast wurde, wie auch schon bisher, als koaxiales System ausgeführt. Es besteht aus einem ca 2,5m langen 83mm "Dachständer-Rohr" als festes Standrohr und einem 6m langen Alu-Rohr mit 5mm Wandstärke als Drehrohr.
Die Wahl für UKW fiel auf einen Rundstrahler für 2m und 70cm, sowie jeweils eine ca 4,5m lange M²-Yagi für 2m (2M9SSB) und 70cm (440-21), die an einem gebogenen Doppelausleger links und rechts des Drehrohres montiert sind..
Für KW bekam Uwe, DL9NDS, den Auftrag, uns einen möglichst universellen Beam (die berühmte eierlegende Wollmilchsau) zu besorgen.
Seine Wahl fiel auf einen Beam der Firma "Optibeam", Typ OB11-5. Dass dieses "Monster" uns bei der Montage noch einiges Kopfzerbrechen bereiten sollte, ahnten wir da noch nicht...
Für die "unteren" Bänder (160-30m) konnten wir in etwa 5m Höhe einen endgespeisten Langdraht von ca 70m Länge mit einem automatischen Anpassgerät (Smartuner) aufhängen.
Packen wirs an...
... oder besser, packen wirs aufs Dach.
Nach Montage der UKW-Antennen wurde uns schnell klar, dass der alte bisher verwendete Rotor der Belastung dieser neuen Antennenanlage kaum gewachsen sein dürfte. Aber glücklicherweise (Glück gehört eben auch zum Leben) konnten wir aus dem Nachlass von OM Dr. Korb, DL3LA, einen Rotor KR-2000 in unseren Besitz übernehmen, der den zu erwartenden Belastungen problemlos gewachsen sein sollte.
Soweit, so gut.
Als nach mehrwöchiger Wartezeit der KW-Beam endlich bei Uwe ankam stellte sich heraus, dass dieser nicht , wie von uns im Vorfeld angedacht, "so einfach auf dem Dach zu montieren" ist. Die einzige Möglichkeit, ihn "nach oben" zu bringen, ist mit einem Hubwagen bzw. einer Arbeitsbühne.
Uwe hat dann den Beam bei sich im Garten erst mal komplett montiert. Am Donnerstag, 1.9.2005 haben wir ihn dann in seine 3 Einzelteile zerlegt (das Boomrohr ist 3*2m) und diese nach Bayreuth transportiert.
Am Freitag, 2.9. wurden diese Teile dann zum Jugendheim gebracht. Um 13:00 kam dann die angemietete Arbeitsbühne und der Beam wurde Stück für Stück montiert.
3 Stunden später war das Prachtexemplar dann an Ort und Stelle!
Renovierung DK0BT
Diverse Kleinarbeiten werden wir in den nächsten Wochen hoffentlich abschließen können.
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass die Station von möglichst vielen OMs mehr als bisher genutzt wird.
Vielen Dank an alle, die bei diesen Arbeiten mitgewirkt haben. speziell an:
Gerd, DL6NCU
Sigi, DG1NVS
Sigi, DK7NF
Gerhard, DL5NCP
Heinrich, DH1NHW
Vico, DG1NPV
Klaus, DL7NFK
Jürgen, DB8UY
Uwe, DL9NDS
Neues vom 2. 3. 2007:
Wer gedacht hätte, dass jetzt endlich in Bezug auf Umbauarbeiten Ruhe einkehrt, der kennt Murphy noch nicht!
Vor wenigen Tagen erreichte uns die Mitteilung, dass die Räume im städtischen Jugendheim renoviert werden (Fußboden, Heizung, Fenster, Elektroinstallation. ect.).
Was das für uns bedeutet?
Alles ausräumen (inkl. Mobiliar)! Danach steht uns der Raum bis voraussichtlich Mitte Juli wegen der Renovierung nicht zur Verfügung. Und dass wir danach wahrscheinlich alles wieder neu einrichten und installieren dürften/müssen, macht die Sache am ärgerlichsten.
Der OV Bayreuth und die Relaisstationen...
Vorbemerkungen Relaisfunkstellen sind automatisch arbeitende Sende- und Empfangsstationen. Da sie meist auf exponierten Standorten stehen, erlauben sie eine wesentliche Vergrößerung der Reichweiten für Funkstationen in ungünstiger Lage oder ohne Antennenmöglichkeiten. Sie sind vor allem für Mobil- und Portabelstationen, deren Sendeleistung und Antennenaufwand beschränkt sind. Da jeweils nur ein Funkamateur über ein FM-Relais sprechen kann, erfordert dieser Funkbetrieb besondere Disziplin.
Die Entwicklung des Relaisfunks
Bereits seit Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es in Amerika erste FM-Relaisstellen für den Amateurfunk im Frequenzbereich um 61 MHz. In Südkalifornien wurden nach dem 2. Weltkrieg in den 50er Jahren mehrere AM-Relaisfunkstellen betrieben. Die ersten Artikel von K6QNY über die Technik von VHF-FM-Relais erschienen in dieser Zeit in der Zeitschrift QST, dem Magazin der amerikanischen Funkamateure.
In Europa entstanden die ersten FM-Relaisfunkstellen Mitte der 60er Jahre in der Schweiz. Anfang der 70er Jahre wurden Regelungen für Bau und Betrieb auch von der Deutschen Bundespost erlassen.
Zunächst unkoordiniert, schossen Relaisstellen wie Pilze aus dem Boden. Sie arbeiteten vor allem im 2-m-Band im 50-kHz-Raster und mit 1,6 MHz Abstand von Sende- und Empfangsfrequenz. Später wurde das Raster auf 25 kHz, dann auf 12,5 kHz verringert.
Am 1. Februar 1974 trat ein neuer Bandplan in Kraft. Danach wurden die Relaisstellen auf einen Weichenabstand von 600 kHz umgestellt. Das vollzog sich nicht ohne lange und lebhaft geführte Diskussionen.
Anfang 1972 gab es bereits 67 VHF-FM-Relaisstellen, 1974 waren es 81. Heute verrichten in Deutschland 120 FM-Relais im 2-m-Band und 258 Relais im 70-cm-Band ihren Dienst.
Die Relaisstation auf dem Ochsenkopf
Aus dem kurzen geschichtlichen Abriss wird nur oberflächlich deutlich, welchen technischen Herausforderungen sich die Erbauer der ersten Relaisstationen stellen mussten und welche technischen und bürokratischen Hürden in der Folgezeit zu überwinden waren.
Die 2-m-Relaisfunkstelle auf dem Ochsenkopf war die erste des Ortsverbandes Bayreuth. Deshalb sind die folgenden Ausführungen schwerpunktmäßig ihrer Entwicklung gewidmet.
Im Jubiläumsjahr des Ortsverbandes besteht die Relaisstelle 29 Jahre. Ein Pfarrer, Hans-Jürgen Jander, DJ7EW, von seinen Freunden Fridolin genannt, war der Erbauer des ersten Relais. Er hatte im Herbst 1969 eine Funkverbindung mit Walter Friede, DK3CZ, der mit dem Auto nach Kulmbach unterwegs war. Im Laufe des Gesprächs reifte der Entschluss, die Kommunikation zwischen Fest- und Mobilstationen im Bayreuther Raum zu verbessern.
Kurze Zeit später hörte DJ7EW von Bemühungen Nürnberger Funkamateure, im dortigen Gebiet ein Relais zu errichten. Er nahm Kontakt mit diesen Amateuren auf und erforschte, was zum Bau einer Relaisstation nötig wäre. Von Martin Tischler, DL2AX, bekam Fridolin ein ausgedientes Taxifunkgerät Siemens W2. Er baute dieses Gerät zu einer Relaisstation um, wobei er von Herbert Strunz, DJ7MB, tatkräftig unterstützt wurde. Zum Team gehörten schließlich noch Erwin Rössler, DK5NJ, und Walter, DK3CZ; sie waren für Antenne und Weiche zuständig. Die erste Weiche wurde aus Kupferplatten mit einstellbaren Innenleitern gebaut.
Die Antenne bestand aus gewendelten Dipolen mit Gamma-Anpassung für den Sende- und für den Empfangszweig. Die Idee dazu stammte aus der Zeitschrift QST. Dort wurde sie vorgestellt als Antenne für das Autotelefonnetz und stand in New York auf dem Empire State Building. Sie sollte besonders geeignet sein, um in die Häuserschluchten zu strahlen. Man hatte sich in der Folgezeit oft über diese Antenne wegen ihrer eigenwilligen Form lustig gemacht. Später wurde von Gerhard Pittroff, DC8PG und Fritz Opel, DL6CA, eine Antenne aus zwei vertikalen Schleifendipolen konstruiert. Sie ermöglichte eine saubere Abstrahlung zu den vertikal polarisierten Fahrzeugantennen.
Nach eifrigem Beraten und Bauen musste ein Standort gesucht werden. Dafür gilt der Grundsatz: Je höher desto besser. Nach vielen Versuchen und längerem Überlegen entschied man sich für den Asenturm. Da das Relais möglichst rasch in Betrieb gehen sollte, konnte man sich nicht auf evtl. langwierige Verhandlungen mit dem Fichtelgebirgsverein, dem Hausherrn des Asenturms, einlassen. Das Relais strahlte schon, als man sich mit dem Verein einigte. Hierbei kamen den Initiatoren die guten Beziehungen von Erwin, DK5NJ, zu diesem Verein zugute. Das Relais wurde in einer Nische des Turms untergebracht. Jörg Achtziger, DF2NI, fertigte dazu einen Kasten aus V2A-Material.
Am 19. August 1970 nahm das Relais unter dem Rufzeichen DL0JM seinen Betrieb auf. Es war zu dieser Zeit nach dem Relais in Nürnberg das zweite 2-m-FM-Relais in Deutschland. Freude und Stolz der Erbauer waren groß. Die Frequenzablage betrug damals 1,6 MHz. Das Relais sendete auf 145,850 MHz. Am 27. April 1971 strahlte Walter, DK3CZ, zum ersten Mal den Deutschland-Rundspruch des DARC über DL0JM ab.
Nicht bei allen Beteiligten und Betroffenen herrschte eitel Freude. Ortsverbände machten sich Frequenzen streitig, jeder Ortsverband beanspruchte für sich ein eigenes Relais; es war die Zeit des Wilden Westens des Relaisfunks. Wie oben bereits angedeutet, gab es zu dieser Zeit noch keine Frequenzkoordination. Als die Zustände unerträglich wurden, kam es im Frühjahr 1972 zu einem Treffen der Relaisbetreuer aus Bayern im Raum München. Nach den Erinnerungen von DK3CZ schlug DJ7EW bei dieser Besprechung vor, im Abstand von 50 kHz noch 3 zusätzliche Relaiskanäle zu schaffen. Damit gelang es, die Querelen benachbarter Ortsverbände zu beseitigen.
In der Zwischenzeit hatte Fridolin, DJ7EW, ein neues Relais selbst aufgebaut.
Dieser Eigenbau (Bild) dürfte ab Frühjahr 1973 in Betrieb gewesen sein. Nach seinem Abbau tat es seinen Dienst als Relaisstelle des Ortsverbandes Arzberg unter dem Rufzeichen DB0YA. Fridolin hatte die neue Rufzeichenkennung noch selbst einprogrammiert.
Es gab in dieser turbulenten Zeit nicht nur Streitigkeiten zwischen Ortsverbänden. Schwerwiegender, manchmal auch verletzender, waren die z. T. heftigen Auseinandersetzungen, wie sie innerhalb mancher Ortsverbände zwischen verschiedenen Interessengruppen ausgetragen wurden. Das gab es auch in Bayreuth.
Es bildete sich ein sog. FM-Ausschuss. Der Ausschuss, der unter der Leitung von Dr. W. Leppert, DK5JI, stand, sollte die verschiedenen Strömungen koordinieren. Es kam schließlich zum Abbau der Relaisstation.
In den folgenden Monaten bauten Karl und Manfred Schönherr, DC5NV bzw. DC5NR, unter der Leitung von Heinz Gottwald, DC6LZ, ein neues Relais auf der Grundlage eines Telefunken 160/E15, das von Wolfgang Schubert, DL7DV, aus Berlin zur Verfügung gestellt worden war. Werner Söldner, DK5NI, baute eine Weiche, die heute noch in Betrieb ist!!
In der Zwischenzeit hat sich auf dem Asenturm viel geändert. Vor ca. 20 Jahren kam zum VHF-Relais noch ein UHF-Relais, das von Fritz Opel, DL6CA, gebaut wurde. Diesem Relais ist heute eine Sprachmailbox angeschlossen. Außerdem erfreut sich ein Digipeater großer Beliebtheit. Zusammen mit dem Bundesgrenzschutz und dem Roten Kreuz nützen wir heute den Relaisstandort Ochsenkopf.
Seit vielen Jahren wird die VHF-FM-Relaisstation technisch betreut von Walter Purrucker, DJ5KI. Es ist nun bereits die 6. Gerätegeneration in Betrieb. UHF-FM-Relais, die Sprachmailbox, der Digipeater und die Technik für deren Vernetzung werden gewartet und auf dem aktuellen technischen Stand gehalten von Jürgen Sticht, DB8UY.
Aufgrund des guten Standortes erfüllten die Relais auf dem Ochsenkopf von Anfang an eine wichtige Aufgabe. Sie verbesserten nicht nur die Kommunikation der Funkamateure weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus, sie halfen besonders vor der Wende mit, dass grenzüberschreitend mit Amateuren aus Thüringen, Sachsen und der damaligen Tschechoslowakei Kontakte geknüpft und aufrecht erhalten werden konnten.
Wir sind den Initiatoren und den ersten Erbauern dankbar und wir können stolz sein auf die Mitglieder unseres Ortsverbandes, die über technisches Wissen und Können verfügen, um diese anspruchsvolle, innovative Relaistechnik zu bauen und zu betreuen.
(S. Bezold, DK7NF)
Ergänzung 1:
Leider mussten 1999 Antennen, Relais und Digipeater ihren traditionsreichen Platz verlassen. Der Fichtelgebirgsverein verlangte für die Nutzung des Standortes plötzlich eine Miete in einer Höhe, die vom Ortsverband nicht aufgebracht werden konnte. Die guten Verbindungen von Jürgen, DB8UY, ermöglichten einen kurzfristigen Standortwechsel auf den Schneeberg. Jürgen wurde bei diesen umfangreichen Arbeiten von fleißigen Helfern unterstützt. Er wird diese Hilfe auch in Zukunft brauchen können.
(Okt. 2002)
Ergänzung 2:
Im Jahr 2000 wurde die 7. Generation des 2m-FM-Relais in Betrieb genommen (gesponsort von Peter, DB5NU). Auch dieses Relais arbeitet immer noch mit der Mitte der 70er Jahre gebauten Weiche von DK5NI.
OM Walter, DJ5KI hat sich inzwischen leider aus der Relaisverantwortung zurückgezogen., so dass seit Mitte des Jahres 2002 DB8UY die Verantwortung für alle Relaistationen auf dem Schneeberg hat.
(Juni 2003)