Die Geschichte des Ortsverbandes Pforzheim
(03.02.2003/DK9IW)
Unsere Gründung erfolgte in den schwierigen Jahren nach dem Krieg
am 15. Juni 1950 in einer Gaststätte unter dem Namen:
Ortsverband Pforzheim des DARC-WB (noch ohne DOK-Angabe)
Die 7 OMs der ersten Stunde waren:
Die OMs Weichert, DL3XQ, Munz, DL3XN, Winkler, Reimann, Treber, DL6TS, Maucher, Bischoff, DL6TR.
Als 1. Vorstand wurde gewählt: Manfred Weichert, DL3XQ
Als 2. Vorstand wurde gewählt: Siegfried Munz, DL3XN
Kassier und QSL-Manager standen noch nicht zur Wahl.
Es wurde die Satzung des DARC-WB (Württemberg-Baden) übernommen.
Eine wahre Begebenheit zu dieser Entstehung unseres OV. Der OM
Werner, DL6TR, war auf den kurzen Wellen in CW und SSB
sehr aktiv und den meistens QSO-Partnern als "Texas-Radio"
bekannt, konnte damals bei der Gründungsversammlung nicht
teilnehmen. Das private Auto war für die meisten unerschwinglich
- so auch für ihn - und der öffentliche Nahverkehr war nur sehr
gering - ihm blieb nur die Wahl, dabeizusein und in der Nacht
heimzulaufen oder fernzubleiben. Er entschied sich für das
Zweite, denn 15 km in der Dunkelheit zu Fuß ist nicht das Schönste,
und eine Mitfahrgelegenheit, heute eine Selbstverständlichkeit,
gab es nicht.
Was tat sich sonst noch so in den Jahren:
Bereits ab dem Jahr 1955 hatten wir unsere eigenen Clubräume von
der Stadt im Untergeschoß der Buckenbergschule angemietet. 10 DM
incl. Heizung war der damals stolze Mietpreis pro Monat, aber wir
konnten kommen und gehen wie wir wollten, basteln, diskutieren und
unsere Clubabende abhalten. Heute bezahlen wir zwar etwas mehr,
dafür kommen aber nicht mehr so viele unserer Mitglieder zu den
Abenden.
Als heutiger OVV darf ich getrost sagen, daß jeder am Clubleben
aktiver teilgenommen hat, weil jeder auf jeden angewiesen war, sei
es aus technischen Gründen oder auf persönliche Weise. Der eine
konnte Material auftreiben (Pforzheim war hierfür eine gute Quelle
dank der einen Firma), der andere hatte die Kenntnisse, um das
daheim mühsam mit "Beute- und Schrotteilen" Erbaute zum Laufen zu
bringen. Produkte dieser Jahre konnten bei der weiter unten
erwähnten Ausstellung im Heimatmuseum bestaunt werden; Geräte die
nicht in dB und mit Anzahl der Mikroprozessoren gemessen wurden,
sondern in Kilogramm Funktionsgewicht - 200 Watt Hochfrequenz in
AM erforderten auch 200 Watt Niederfrequenz mit allen den
dazugehörigen Teilen wie Trafos, Röhren und Kondensatoren!
Jeder Contest war eine Nervensache, ob alles klappt: Bringt der
eine seinen Empfänger, der nächste den Sender, der andere Material
für die Antenne, Mast, Batterien oder Stromerzeuger, Zelt, Tisch
und Stühle und wer war oder ist immer noch für das Wetter
zuständig?!? Wer führt, sorgt für die Verpflegung und so fort -
heute ist das doch leichter, da das Material so gut wie packfertig
auf den nächsten Einsatz im Clublagerraum wartet - aber dafür
heute die Mannen oder auch Frauen hinter der eigenen Station
hervorzulocken -wie sich die Zeiten ändern!
Aber trotz allen widrigen Umständen war wenigstens an den
Hebstcontesten DL0PH in der Luft.
Eine nette Begebenheit bei meinem ersten Contesteinsatz im
September 1969. Am Sonntagmittag, der Holzkohlengrill war
angeheizt, entdeckten wir frische Kartoffeln im Acker nebenan. Was
tun Städter wie wir sind? Herausreißen und auf den Grill. Die
ersten sind gerade fertig, ruft unser Rudi, DJ3HI, "Der Bauer
kommt". Was tun? Zeit blieb keine mehr, sie aufzuessen oder
verschwinden zu lassen. Einige Minuten später, der Bauer:
"Hoffentlich stiebitzt ihr nicht meine Kartoffeln". Rudi: "So
kleine Kartoffeln haben Sie ja garnicht". "Da haben Sie Recht. Wir
würden uns schämen, wenn wir solche Minikartoffeln in der Stadt
verkaufen würden". Wenn er wüßte.
In den Jahren folgten Ausstellungen in der Gewerbeschule, 2mal in
den eigenen Clubräumen, 1986 4 Wochen lang ganz groß im ehemaligem
Pfarrhaus beim Heimatmuseum unter Mithilfe des Kulturamtes der
Stadt. Ironie des Schicksals - das Museum ist nur wenige Meter von
dem zwischenzeitlich abgerissenen Wohnhaus des OM Weichert
entfernt.
1987 und 1988 verteilten wir Punkte für unser "Goldstadtdiplom" in
Zusammenarbeit mit den Nachbar-Ortsverbänden A27 und P15. Obiges Diplom
fand regen Zuspruch bei den OMs im In- und Ausland. So konnten
unsere Diplommanager, zuerst OM Helmut, DG3IE, dann der bereits
erwähnte OM Werner, DL6TR, Diplome bis nach Übersee versenden.
Wer wann und für wieviele Jahre zum OVV gewählt wurde, läßt sich
heute nicht mehr vollständig nachvollziehen.
Nicht vergessen möchte ich den zwischenzeitlich verstorbenen OM
Fritz, DL9FO, der das Zepter seinen OVV-Amtes kräftig schwang.
Wer nicht richtig spurte (Raum ausfegen und anderes, was auch
heute noch nicht gerne erledigt werden will), durfte beim nächsten
Contest nicht mitmachen. Das waren Zeiten!
Vielen OMs aus Baden-Württemberg ist OM Fritz noch ein Begriff als
langjähriger Verbindungsmann zur OPD Karlsruhe. Wer bei ihm das
Morsen erlernte, hatte keine Schwierigkeiten bei der Prüfung - er
durfte nicht, bevor Tempo 80 saß!
Auch unseren Techniklehrer vom Dienst, den OM Heinz, DK7UM
möchte ich nicht unerwähnt lassen. Seit über 10 Jahre findet er
sich bereit, jeden Dienstag seinen Schäfchen etwas Neues
beizubringen, hoffentlich macht er so weiter, daß unsere Newcomer
immer einen guten "Clubvater" haben.
Bedingt durch die schwierige topographische Lage in Pforzheim
entstanden im Laufe der Zeit die beiden Relais DB0UP auf 2 m und
DB0HM auf 70 cm. Ein recht herzliches Dankeschön an die
Erbauer.
Im Jahr 1984 erfolgte eine Aufteilung, da mehrere OMs den OV
Enztal A49 gründeten.
Bedanken möchte ich mich bei allen 119 YLs, XYLs und OMs unseres
Ortsverbandes, denn was sind die Mitglieder ohne einem Ortsverband,
was ist aber auch ein OV oder OVV ohne tatkräftige Mitstreiter?!
Abschließen möchte ich diese Chronik über unseren OV mit der
Abschrift des Abdrucks unseres ersten Stempels, welchen ich vor
kurzer Zeit von einem Mitglied erhielt.
Deutscher Amateur-Radio-Club
Württemberg-Baden
ORTSVERBAND PFORZHEIM