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Aus einem Holzschuppen Kontakt in die ganze Welt

Von unserem Chefreporter Markus Kratzer

Quelle: Rhein-Zeitung - 8.9.2014

 

Welschneudorf – Die Kurzwellenbeamantenne am Ortsausgang von Welschneudorf Richtung Bad Ems war am Wochenende nicht zu übersehen. Nicht zu überhören sind etwas seltsam anmutende Sätze, wenn man sich dem Holzschuppen auf der Wiese nähert.

 

"This Is Delta Kilo Zero Mike Radio Portable, CQ Fieldday." Was Ralf Schlüsener dem Amateurfunk-Laien damit sagen will: Der Ortsverband Mittelrhein im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) nimmt mit einem Rufzeichen (DK0MR/p) am "Fieldday", einem internationalen Wettbewerb teil, bei dem es darum geht, innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Kontakte herzustellen. Mit 735 Verbindungen in mehr als 60 Ländern auf allen Kontinenten erreichte der Ortsverband im vergangenen Jahr Rang zehn in der Gesamtwertung.

Dass es diesmal "nur" zu 696 Verbindungen in 58 Ländern, darunter die USA, Japan, Neuseeland Malaysia und Indien reichte, lag auch daran, dass die "atmosphärischen Bedingungen" deutlich schlechter waren als vor Jahresfrist, erklärt Ortsverbandsvorsitzender Arno Herz aus Welschneudorf. Welchen Platz man mit diesem Ergebnis belegt hat, wird erst nach Auswertung aller Logbücher in ein bis zwei Monaten feststehen.

Rund 60 Mitglieder aus Koblenz und Umgebung zählen die Mittelrheiner, die sich jeden Donnerstag um 17 Uhr an der Hochschule der Rhein-Mosel-Stadt treffen. Bastler, Tüftler, technisch Interessierte kommen hier zusammen, die im Zeitalter von Mail, Handy und sozialen Netzwerken die etwas andere Form der Kommunikation hochhalten. "Unser Nachbar ist die Welt", erläutert Herz das Vereinsmotto, das schon besagt, dass es den Amateurfunkern nicht nur darum geht, in einem Wettbewerb möglichst viele Punkte zu ergattern. "Es ist immer auch die menschliche Komponente dabei", ergänzt Ralf Schlüsener. So unterhält der Ortsverband regen Kontakt zu seinem Partnerverein im englischen Norwich. Man "funkt" sich einmal im Monat zusammen, besucht sich gegenseitig oder trifft sich auf der europäischen Fachmesse in Friedrichshafen.

Wer mit Arno Herz (54), der als 15-Jähriger seine Lizenzprüfung abgelegt hat und seit vergangenem Jahr Träger der Goldenen Ehrennadel des DARC ist, Funkkontakt hat, bekommt es mit DL1PBC zu tun, Ralf Schlüsener nennt die Kennung DM5RS sein Eigen. So ist weltweit jeder Funker genau identifizierbar. Die Rufzeichen der Vereine sind auch wichtig, wenn es darum geht, beim "Fieldday" die Verbindungen zu registrieren.

Denn der 100-Watt-Kurzwellensender darf jede Kennung nur einmal "einfangen". Zwölf Mitglieder des Verbandes haben sich in diesem Jahr auf den 24-Stunden-Marathon eingelassen. Auch in den Nachtstunden geht man auf Punktejagd. Man grillt gemeinsam, trinkt ein Fläschchen Bier oder hält sich mit Kaffee wach. Das wirkt alles andere als verbissen, das gemeinsame Hobby schweißt zusammen und fördert die Geselligkeit. "Natürlich haben auch wir Nachwuchssorgen", räumt Herz ein. Durch Schulprojekte, in denen Grundlagen der Elektro- und Übertragungstechnik vermittelt werden, hofft man, junge Menschen für die nicht alltägliche Leidenschaft zu begeistern. Eine Leidenschaft, die auch Menschenleben retten kann. Denn in Katastrophenfällen, so weiß Herz zu berichten, können Funkamateure auf Notfunkfrequenzen wichtige Kontakte zur Außenwelt herstellen, wenn kommerzielle Kommunikationssysteme längst zusammengebrochen sind.

 

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