6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

Vorbetrachtungen

Da die Mitglieder von L33 über einen geographisch großen Bereich verstreut sind, ist die klassische FM OV Runde nicht möglich. Und da nicht alle Mitglieder über adäquate Antennen für das 80m Band verfügen ist die Option einer SSB Runde auch nicht optimal. Was bleibt sind die "neuen" digitalen Sprechfunkmöglichkeiten. Eine Analyse der vorhandenen Möglichkeiten fiel zugunsten von DMR aus.


Folgende Punkte sollten erfüllt werden:
 

  • Möglichst niedrige Kosten (da fielen C4FM und TETRA weg)
  • Einfache Bedienung (dank der neuesten Generation von DMR Geräten erfüllbar)
  • Gute Qualität der Sprachübertragung  (da fiel D-Star weg)
  • Die Lösung sollte einer OV Frequenz die man nebenbei durchlaufen lassen kann nahe kommen, deswegen fiel Echolink raus.
     

Im Folgenden gibt es eine Schritt für Schritt Anleitung, die DMR-Einsteigern helfen soll sich zurecht zu finden.

Wie kann man sich zur "Ruhrgebiet" DMR Talkgroup verbinden?

Bei DMR gibt es im Brandmeister Netz verschiedene Talkgroups. Die Admins möchten keine Aufspritterung der Nutzer in zu kleine Gruppen, deswegen gibt es dort keine "OV-Talkgroups". Es gibt allerdings eine "Ruhrgebiet" Talkgroup, die nicht sonderlich stark frequentiert ist. Diese könnten wir also nutzen und wären damit auch noch offen für andere YLs und OM, zudem passt der Name ja auch zu unserem OV. 

Es gibt zwei Möglichkeiten sich zur "Ruhrgebiet" Talkgroup zu verbinden:
 

  • Mit einem DMR Funkgerät über ein Relais zur TG 26243 verbinden.
  • Über einem Hotspot zur TG 26243 verbinden.

Möchte man die Talkgroup "Ruhrgebiet" im Hintergrund durchlaufen lassen wie eine OV Frequenz, wird es bei der Nutzung eines Relais wahrscheinlich Konflike mit anderen Nutzern geben.

Also bleibt die Option Hotspot. Unter einem Hotspot kann man sich ein Relais sehr kleiner Reichweite vorstellen, welches man zuhause für sich alleine betreibt. Da es nicht unbeaufsichtigt betrieben wird, benötigt man dazu keine Relaiszulassung. Damit kann man mit einem DMR (Hand)funkgerät in das DMR Netz einsteigen. Es gibt viele Anleitung zum Selbstbau im Netz und auch fertig zusammengebaute Geräte.

 

Hinweis: Es gibt wohl auch die Möglichkeit mittels Hotspot und C4FM Gerät am DMR-Geschehen teilzunehmen. Selber ausprobieren konnte ich das aber nicht, da mein Yaesu FT1-DE wohl zur ersten Generation von Geräten gehört die nicht über Hotspots kommunizieren können.
 

DMR Funkgeräte

Da der Markt "etwas unübersichtlich" ist, möchte ich mich auf  zwei zum Zeitpunkt August 2022 aktuelle Geräte beschränken.

 

Das Handfunkgerät AnyTone D-878UV II PLUS (2m/70cm DMR und FM) bietet einen echten VFO Betrieb und ist damit für den Amateurfunk sehr viel geeigneter als DMR Geräte, die ursprünglich aus dem Betriebsfunk stammen (Retevis RT-3/8/72/82/90 und Tytera MD 380/390/9600).

Hier kann man, ohne Umprogrammieren mittels Computer die Frequenz und fast alle anderen Parameter einstellen. Praktisch ist die Möglichkeit, mehrere DMR IDs zu hinterlegen. So können sich mehrere Familienmitgliedern ein Gerät teilen. Dank GPS können Positionsdaten übertragen werden (DMR-APRS und FM-APRS). Der Preis liegt je nach Händler zwischen 195 und 219 €. Vorsicht: Es gibt verschiedene Akkus (2100 mAh oder 3100 mAh), was sich auch im Preis niederschlägt. Zu guter Letzt: Es ist eine Reverse-SMA Antennenbuchse verbaut.

 

Das Mobilgerät AnyTone D578UV-PLUS bietet im Vergleich zum Handfunkgerät echten Zweibandbetrieb und mehr Sendeleistung. Wenn man nur zum Hotspot senden möchte nicht unbedingt erforderlich. Der Preis liegt zwischen 399 und 419 €. Eine Version mit per Bluetooth absetzbarem Bedienteil wäre wirklich clever. Dann könnte man das Funkgerät im Kofferraum verbauen und das Bedienteil vorne montieren. Mal schauen ob die Produktentwicker hier mitlesen. :-)

DMR Dokumentation

Man findet natürlich alles über DMR bei Google, nur ist das "richtig" oder noch aktuell? Schwierig.

Das Benutzerhandbuch in der "Brandmeister Wiki" scheint mir qualitativ hochwertig und aktuell zu sein:

http://wiki.bm262.de/doku.php?id=benutzerhandbuch

 

Schritt 1: DMR-ID beantragen

Um überhaupt vernetzten DMR Betrieb machen zu können ist eine DMR-ID notwendig. Sie wird zentral von einem Team für alle Netze vergeben. Die DMR-ID ist wie das eigene Rufzeichen einmalig. Sie wird in der Konfiguration des Funkgerätes hinterlegt und beim Drücken der PTT Taste mit ausgesendet.
Falls noch nicht geschehen, kann man seine DMR-ID hier beantragen: https://www.radioid.net/
Dazu registriert man sich auf der Seite. Im Zuge dessen wird man auch gebeten seine Genehmigungsurkunde hochzuladen. Nach 1 bis 2 Tagen sollte man dann seine DMR-ID erhalten, bei mir war sie innerhalb einer Stunde im E-Mailbriefkasten.

Schritt 2: Bei Brandmeister registrieren

Hat man seine DMR-ID bekommen, kann man sich auch im Brandmeister Netz registrieren. Das ist notwendig wenn man mit einem Hotspot auf das Brandmeister Netz zugreifen möchte, zudem ist das Brandmeister Dashboard nützlich. Auch hier soll man laut Webseite bis zu 48 Stunden warten, bei mir war die Registrierung innerhalb von 10 Minuten erledigt. Kann man sich dann im Brandmeister Dashboard einloggen, ist das Setzen des Hotspot Passwords recht einfach und hier gut dokumentiert: https://bm262.de/hotspot-security-aktivieren/

Schritt 3: Hotspot konfigurieren

Eine Anleitung liegt dem DVMEGA Euronode nicht bei, dieses Video vom Hersteller reicht für die ersten Schritte aus.

 

Wer es ausführlicher mag, sei auf die Videos von Arthur (DL2ART) verwiesen:
https://www.youtube.com/watch?v=vNOWGPWjvi0
https://www.youtube.com/watch?v=ZQ0gRR7qcWg
https://www.youtube.com/watch?v=X6DittXxX7U

Der Kern des Hotspots ist die PI-Star Software: https://www.pistar.uk/

Es gibt dazu auch eine deutschsprachige Webseite: https://pi-star.de/

Es findet sich eine deutschsprachige (aber nicht mehr ganz aktuelle) Anleitung zur Konfiguration bei https://dmraustria.at
   Hotspots --> Pi-Star 4.1.x Anleitung simplex Hotspot PDF
Unter https://amateurradionotes.com/pi-star.htm hat sich ebenfalls jemand die Mühe gemacht die Software zu dokumnetieren.

 

Auf den ersten Blick alles etwas verwirrend, ich habe hier meine ersten Schritte verewigt.

Schritt 4: AnyTone 878 grundlegend konfigurieren

Hier möchte ich generell auf folgende Dokumentation verweisen:

 

Meine Schritte habe ich hier dokumentiert.

Schritt 5: Dokumentation selber erstellen

Beim AnyTone 878 lassen sich zwar viele Einstellungen direkt am Gerät vornehmen, die verwendeten Begriffe und Kürzel sind allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. So ist es meiner Meinung nach nicht notwendig die FM Simplex und Relaisfrequenzen in den Speichern abzulegen weil der VFO Modus ja recht gut bedienbar ist. Wenn man aber z.B. einen CTCSS Ton aussenden möchte, dann wird es "interessant". Es empfiehlt sich also eine Kurzreferenz zum Mitnehmen zu erstellen, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten ist. Zum Einstieg kann man die Vorlage von DF3RP nehmen.
 

Beispiel für die Belegung der Funktionstasten:
 

Taste

Funktionsbeschreibung

Name am AT-878

Vorne

P1 kurz

 Aktiven VFO auswählen

Main Channel Switch

P1 lang

 Dual VFO Betrieb ein-/ausschalten

Sub Channel Switch

P2 kurz

 VFO / Kanalbetrieb umschalten

V/M

P2 lang

 Digitaler Monitor (ein Slot > beide Slots > aus)

Digital Monitor

Seite

PF1 kurz

 Auf zuletzt gehörte Talk Group antworten

Last Call Reply

PF1 lang

 UKW Radio Ein/Aus

FM

PF2 kurz

 Timeslot 1 / 2 umschalten

Slot Switch

PF2 lang

 Sendeleistung umschalten

Power

Oben

PF3 kurz

 Betriebsart Analog / Digital umschalten

Channel Type Switch

PF3 lang

 VFO Scan

VFO Scan

Anwendungszenarien

Nachfolgend möchte ich diverse Anwendungszenarien für das AnyTone 878 dokumentieren, die aus meiner Sicht öfter vorkommen könnten. Die Belegung der Funktionstasten ist wie oben beschrieben.

 

VFO Scan:

Im CPS kann man unter Optional Setting -> VFO Scan -> VFO Scan Type die Scangrenzen für VHF und UHF definieren. Da der Scan recht langsam ist, habe ich mich auf folgende Bereiche beschränkt:
 

  • 145.2125 bis 145.9875 MHz
  • 438.3000 bis 439.9750 MHz

Zum Verhalten beim Scannen gibt es drei Wahlmöglichkeiten:
 

  • TO: Bleibt bei Empfang eines Signals 10 Sekunden lang auf dem Kanal stehen
  • CO: Bleibt bei Empfang eines Signals so lange auf dem Kanal stehen, bis das Signal verschwunden ist
  • SE: Stoppt den Scan bei Empfang eines Signals

Möchte man im CO Mode den Scan weiterführen obwohl das Signal noch existiert, muss man ihn durch kurzen Druck auf PF3 stoppen und wieder starten.

 

CTCSS Ton aktivieren:

Benötigt man für Relaisbetrieb einen CTCSS Ton, kann man diesen im VFO Mode wie folgt aktivieren:
Menu -> Settings -> Chan Set -> TCDT -> CTC -> Ton auswählen


1750 Hz Rufton

Der 1750 Hz Rufton kann mittels  PTT + PF1 ausgesendet werden.
Gegebebenfalls prüfen ob wirklich 1750 Hz eingestellt ist:
Am Gerät: Menu -> Settings -> Radio Set -> [21]TBST Sel
CPS: Optional Setting -> Other -> TBST
 

UKW Radio aktivieren:

Option 1: Menu -> Settings -> Radio Set -> Other Func -> FM Radio -> Radio On
Option 2: "PF1 lang"

 

DMR Betrieb im VFO Modus:

Scenario 1: Ich bin unterwegs und möchte mich über ein DMR Relais in eine Talkgroup "einwählen".
 

  1. Frequenz einstellen und darauf achten, dass das "R" für Relaisbetrieb zu sehen ist.
  2. Mode mittes "PF3 kurz" auf Digital stellen.
  3. Mit "PF2 kurz" den Timeslot einstellen.
  4. Über "List" (rote Taste) eine Talkgroup auswählen oder neu erzeugen.
  5. Über "P2 lang" den "Digital Monitor" aktivieren, wenn es für die Talkgroup keine RX-Group gibt.
  6. Jetzt kann man in der Talkgroup jemanden rufen.

Scenario 2 : Ich bin unterwegs und möchte auf einem DMR Relais mithören und ggf. auf einen CQ Ruf antworten.

  1. Frequenz einstellen und darauf achten, dass das "R" für Relaisbetrieb zu sehen ist.
  2. Mode mittes "PF3 kurz" auf Digital stellen.
  3. Mit "PF2 kurz" den Timeslot einstellen.
  4. Über "P2 lang" den "Digital Monitor" aktivieren, damit man den Betrieb in allen Talkgroups mitbekommt.
  5. Wenn man einen CQ Ruf gehört hat, "PF1 kurz" drücken. Dadurch wird die zuletzt gehörte Talkgroup übernommen.
  6. Jetzt kann man auf den CQ Ruf antworten.

Mehr Informationen zum theoretischen Hintergrund des "Digital Monitor" ist hier zu finden. 

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