Was ist Amatuerfunk?

    6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

    Was ist Amatuerfunk?

      Einleitung

      Gesetz über den Amateurfunk (AfuG 1997):
      Im Sinne dieses Gesetzes ist

      1. Funkamateur der Inhaber eines Amateurfunkzeugnisses [...], der sich mit dem Amateurfunkdienst aus persönlicher Neigung
      und nicht aus Gewerblich-wirtschaftlichem Interesse befasst,
      2. Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander,
      zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung
      von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird; der Amateurfunkdienst schließt die Benutzung von Weltraumfunkstellen ein.
      [...]


      Funkamateure dürfen viele unterschiedliche Frequenzbereiche mit Sendeleistungen bis zu 750 Watt nutzen und ihre Ausrüstung, insbesondere Sendegeräte, selbst herstellen und betreiben, ohne dass eine Behördliche Prüfung dieser Geräte notwendig ist.Dem Funkamateur wird also vom Gesetzgeber große Verantwortung übertragen und die Kompetenz zugestanden, alle erforderlichen Bestimmungen über Sendeanlagen (z.B. Grenzwerte der Nebenaussendungen, EMV-Verträglichkeit) und alle Bestimmungen der Frequenznutzung ohne weitere Kontrolle einzuhalten.Um dieses sicherzustellen ist es notwendig, dass jeder Funkamateur eine staatliche Prüfung ablegt, in der er seine Kenntnisse über technische, betriebliche und gesetzliche Bestimmungen nachweist. Dies geschieht bei der Bundesnetzagentur (BNetzA, früher RegTP), die für den Amateurfunkdienst zuständig ist.

      Genemigungsklassen

      In Deutschland gibt es z.Zt. 2 Genehmigungsklassen: A und E

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      Die Klasse A erlaubt Betrieb auf allen dem Amateurfunkdienst zugeteilten Frequenzbereichen mit bis zu 750 Watt Senderausgangsleistung und in allen zugelassenen Betriebsarten.

      Die Klasse E ist als Einsteigerklasse gedacht, um Interessenten den Einstieg in den Amateurfunkdienst zu erleichtern und mehr neue Funkamateure zu gewinnen.Die Klasse E erlaubt Funkbetrieb im 2m-, 70cm- und 3cm-Band, sowie auf 160m, 80m, 15m und 10m in allen Betriebsarten mit Leistungen von maximal 75 Watt.
      Damit sind bereits fast alle "Spielarten“ des Amateurfunkdienstes möglich, vom FM-Betrieb über Relaisfunkstellen, über digitale Betriebsarten, Amateurfunkfernsehen (ATV) bis hin zu Satellitenfunkbetrieb und natürlich DX (Weitverbindungen) auf Kurzwelle.
      Dafür fällt die erforderliche Prüfung zur Klasse E deutlich kleiner aus, als die zur Klasse A.
      Sowohl für die Klasse A, als auch für die Klasse E sind 3 Prüfungsteile vorgesehen:

      • technische Kenntnisse (Grundlagen Elektrotechnik und Schaltungen, Wellenausbreitung)
      • betriebliche Kenntnisse (Abwicklung des Afu, Frequenzen, Abkürzungen und Q-Gruppen)
      • Kenntnisse von Gesetzen und Vorschriften (AfuG, AfuV, EMVG usw.)

      Die Prüfung wird teilweise im so genannten „Multiple-Choise“-Verfahren abgewickelt, ähnlich der theoretischen Führerscheinprüfung.
      Mit bestandener Prüfung erhält man von der BNetzA ein „Amateurfunkzeugnis“. Mit diesem kann man letztendlich eine Zulassung zum Amateurfunkdienst (früher Lizenz genannt) beantragen und erhält ein Personengebundenes Rufzeichen.
      Diese Zweiteilung in Zeugnis und Zulassung wurde wohl deshalb eingerichtet, da nicht alle Außenstellen der BNetzA Amateurfunkprüfungen anbieten, man das Rufzeichen jedoch bei der für den jeweiligen Wohnsitz zuständigen Außenstelle beantragen muss.

      Ein „Update“ von Klasse E zu Klasse A ist neuerdings, dazu muss lediglich der Teil “Technische Kenntnisse” erneut und im Umfang der Klasse A, abgelegt werden.

      Rufzeichen

      Rufzeichen bestehen aus Buchstaben und Zahlen, die einen sog. Präfix und einen Suffix bilden. Aus dem Präfix kann man in jedem Fall die Nationalität einer Station erkennen und teilweise auch die genaue Region, die Lizenzklasse oder die Art der Station (Klubstation, Sonderstation o.ä).

      In Deutschland bestehen Amateurfunkrufzeichen aus 2 Buchstaben, einer Zahl (ausnahmen Sonderrufzeichen) und neuerdings 1 bis 4 Buchstaben am Ende. Z.B. klassisch DL1XX oder zur WM aus dem Distrikt Saar DQ2006Q.
      Die ersten beiden Buchstaben bilden in DL den Präfix. Die Zusammensetzung ist in vielen Ländern völlig anders, z.B. zuerst eine Zahl, ein Buchstabe und wieder einer Zahl und wieder Buchstaben. Z.B. 9A1X (Kroatien)

      In Deutschland sind dem Amateurfunkdienst folgende Präfixe zugeteilt:

      • DA, DF, DH, DJ, DK, DL, DB, DC, DD, DG für Klasse A
      • DO für Klasse E
      • DP für Exterritoriale Stationen (Antarktis, ISS)
      • DM für ehemalige Y2-Rufzeichen der DDR und Klasse A
      • DN für Ausbildungsstationen
      • DR, DP, DM und DQ auch mit einer Zahl und einem Buchstaben für Clubstationen

      Die „Null“ im Rufzeichen wird an Clubstationen und Repeater ausgegeben. (Ausnahmen bestätigen die Regel)

      In der Regel kann man beim Antrag auf Zulassung zum Amateurfunkdienst ein Wunschrufzeichen angeben. Falls möglich wird man diesen Wunsch erfüllen.

      Das Rufzeichen gilt für den in der Genehmigungsurkunde angegebenen festen Standort einer Station (i.d.R. die Wohnadresse). Wird Betrieb außerhalb dieses Standorts durchgeführt, muss ein /p bzw. das Wort „portabel“ angehängt werden. Unter anderem wird bei Betrieb aus Autos oder Binnenschiffen /m bzw. „mobil“, auf Schiffen auf hoher See /mm „maritime mobil“ und aus Flugzeugen /am „aeronautical mobil“ angehängt.

      Abkürzungen

      NATO-Alphabet und Q-Gruppen

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      „...Delta Kilo Null Foxtrott Tango ruft CQ CQ....CQ von Delta....“

      So, oder so ähnlich hört es sich an, wenn eine Station einen „Allgemeinen Anruf“ durchführt, also Kontakt mit keiner bestimmten Station sucht, sondern egal mit wem.

      Rufzeichen werden –nicht nur im Amateurfunk- zur besseren Verständlichkeit und um Verwechslungen zu vermeiden im sog. „NATO-Alphabet“ buchstabiert. Das wird weltweit verstanden. Jedem Buchstaben ist dabei ein Wort zugeteilt, das durch seinen Klang nicht mit einem anderen verwechselt werden kann.

      Um immer wiederkehrende Betriebstechnische Situationen und Umstände deutlich zu vereinfachen gibt es die Q-Gruppen. Das sind Gruppen aus 3 Buchstaben, eben beginnend mit „Q“. Zum Beispiel QRG, QSL, QTH, QRP.....

      Diese gibt es immer als Frage und Antwort. Zum Beispiel: “QSY?” Antwort: “QSY 7035” bedeutet soviel wie: “Soll ich die Frequenz wechseln?” – “Wechseln sie auf 7035kHz”.

      Ebenso wie die „Betriebsabkürzungen“. Diese werden hauptsächlich bei Morsetelegrafie eingesetzt. Erstens um die zu sendenden Informationen auf das Nötigste zu kürzen (z.B. „gm dr om tnx fr ur call“ ist einfach kürzer als „Guten Morgen lieber Funkfreund, danke für deinen Anruf“) und zweitens werden diese weltweit verstanden. Es handelt sich dabei um, meist aus dem Englischen stammende, Wörter, die einfach eingekürzt werden oder in ihre Laute „zerlegt“ werden.

      Zum Beispiel: gm -> good morning = guten Morgen; dr -> dear= lieber, tnx -> thanks= Danke usw.

      Dann gibt es da noch ein paar Zahlen, die sehr oft verwendet werden, auch in gesprochener Form. Als erstes wäre da „73“ zu nennen, was „Viele Grüße“ bedeutet. Auch „55“ wird oft verwendet –> „viel Glück/viel Erfolg“.

      Betriebsarten

      Die wichtigsten Betriebsarten

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      Im Amateurfunk sind sehr viele verschiedene Betriebsarten zu finden, die alle ihren ganz speziellen Zweck erfüllen.
      Hier soll nur ein erster, grober Überblick geleistet werden.

      Die erste Betriebsart, die einem im Amateurfunk begegnet ist FM. (Frequenzmodulation) Im Prinzip das gleiche wie beim UKW-Rundfunk, nur deutlich schmaler in der Bandbreite.

      FM wird vorwiegend dort eingesetzt, wo keine all zu großen Entfernungen überbrückt werden müssen. Z.B. im 2m- und 70cm-Band für Relaisbetrieb und Direkt-Verbindungen zum lockeren Gespräch in der Ortsrunde.
      FM bietet eine vergleichsweise gute Sprachqualität.

      Im Gegensatz dazu ist die Sprachqualität in SSB (Single-Side-Band) deutlich herabgesetzt. SSB wird in allen Frequenzbereichen eingesetzt und bietet den großen Vorteil der großen Reichweite, nämlich weltweit! Es handelt sich im Prinzip um eine AM-Modulation, der man aus Gründen der Effizienzsteigerung den Träger und ein Seitenband „geklaut“ hat. AM hat im Amateurfunk übrigens so gut wie keine Bedeutung mehr.

      Die Ur-Betriebsart jeglicher Funkanwendung ist CW (Continuous Wave). Es handelt sich dabei um Morsetelegrafie, einfach gesagt: Sender an, Sender aus....
      Zwischenzeitlich tot gesagt erfreut sich CW immer noch großer Beliebtheit, denn dieser Amateurfunk-pur hat sehr viele Vorteile. So können entsprechende Sender und Empfänger sehr einfach aufgebaut werden und die Aussendungen können auch noch unter schwierigsten Bedingungen gehört werden, wenn Sprache schon lange nicht mehr zu verstehen wäre. Des Weiteren benötigt CW nur sehr wenig Platz auf dem knappen Gut Frequenz. „Wenn sonst nichts mehr geht, geht immer noch CW“

      Besonders durch den Trend des QRP-Betriebs (Betrieb mit geringen Sendeleistungen) mit selbstgebauten Gerätschaften befindet sich CW wieder etwas im Aufwind. Für die Mühe des Lernens wird man mit weltweitem Funkverkehr mit einfachsten Mitteln belohnt.

      Als weitere Betriebsarten können Packet-Radio (Datenfunkverkehr), ATV (Amateurfunkfernsehen) und die digitalen Betriebsarten RTTY und PSK31 (beides Fernschreiben) genannt werden, welche durch den vereinfachten Betrieb mittels Soundkarte immer weitere Verbreitung finden.

      Wettbewerbe

      Sportlich Sportlich!!

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      Im Amateurfunk gibt es auch Wettkämpfe.
      Zum einen gibt es Conteste jeglicher Art, in allen Betriebsarten und auf (fast) allen Bändern. Dabei geht es unter anderem darum, in einer bestimmten Zeit möglichst viele Stationen aus möglichst vielen Regionen zu „arbeiten“. Dabei wird kein Schwätzchen gehalten, sondern es wird nur das Nötigste übermittelt. Mindestens Rufzeichen und Rapport (wie „gut“ man beim anderen gehört wird), meistens noch eine zusätzliche Information wie eine laufende Nummer oder der Distrikt usw.

      Das kann auch unter erschwerten Bedingungen stattfinden, beim sogenannten Fieldday. Dabei geht es darum, eine Station 24Std. lang unabhängig vom Stromnetz in freier Natur zu betreiben und möglichst viele Punkte mit der Mannschaft zu machen. Das das Ganze natürlich mit einem OV-Fest verbunden wird, ist klar. J

      Zum anderen gibt es so genannte „Fuchsjagden“. Tierfreunde können beruhigt sein, dabei wird keinem Tierchen ein Haar gekrümmt. Bei dem „Fuchs“ handelt es sich um einen kleinen Sender, der Morsezeichen aussendet. Fünf diese „Füchse“ werden in einem Waldgebiet versteckt und müssen in möglichst kurzer Zeit mit Peilempfängern gefunden und nacheinander aufgesucht werden. Wer als erster alle Sender gefunden hat (als Nachweis gibt’s beim Sender z.B. einen Stempel), der hat gewonnen.
      Das ganze wird auch als ARDF (Amateur Radio Direktion Finding) bezeichnet. In diesem Sport finden deutsche, europäische und sogar Weltmeisterschaften statt!!

      Also, auch für sportlich-aktive hat der Amateurfunk was zu bieten.
      Geht natürlich auch just-for-Fun!

      Die Faszination

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      Was die Faszination „Amateurfunk“ ausmacht, muss letztendlich jeder für sich selbst erfahren. Es gibt so viele Betätigungsfelder und Möglichkeiten, dass es sich ganz nach den persönlichen Interessen richtet, was einen im Amateurfunk interessiert. Für den einen ist es die Technik, die Möglichkeit, Geräte selber zu bauen oder zu verbessern, der andere hat großen Spaß daran, Antennen selber zu entwickeln und zu bauen. Oder es ist einfach die Faszination der Naturgewalten, der Sonne und der Atmosphäre unserer Erde, die es erlauben, mit einem Stück Draht und einem Funkgerät die ganze Welt zu erreichen.

      Gut, wird jetzt mancher sagen, die ganze Welt kann man auch über das Internet erreichen! - Aber das wäre ja langweilig, oder?

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