6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

CW lebt!

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Die technische Entwicklung hat dazu geführt, dass die klassische Telegraphie in fast allen kommerziellen Anwendungsbereichen durch andere (meist rechnergestützte) Kommunikationsverfahren ersetzt wurde. Deshalb ist es aus kulturhistorischer Sicht wertvoll, dass viele Funkamateure die Telegrafie weiter pflegen, obwohl die Kenntnis und die Praxis der Telegraphie in vielen Ländern nicht mehr Bestandteil der Lizenzprüfung ist.

Übrigens: Morsetelegraphie wird Weltkulturerbe.
Am 12.12.2014 wurde die Morsetelgraphie (CW) in das deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Übrigens ...
Morsekode gibt es nicht nur für das lateinische Alphabet, sondern auch für andere. Das uns bekannteste Beispiel sind die Ergänzungen, die die Buchstaben der deutschen Schriftsprache, die nicht im lateinischen Alphabet vorhanden sind, als Morsekode beschreiben. Weitere Beispiele für Morsealphabete: Russisch, Griechisch, Tschechisch, Bulgarisch, Persisch, Arabisch ... und ... und ... und auch für das Chinesische.

Zunächst wird der internationale Standard vorgestellt:

Das Morsealphabet

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Das Morsealphabet

(Diese Seite ist in Arbeit , Hinweise bitte an DH7WM.)

Die Geschichte der Morsetelegrafie, wie wir sie heute kennen, begann in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. Sie wurde wiederholt schon beschrieben, deshalb hier nur ein Verweis auf z.B. Wikipedia (Suchwort "Morsezeichen"). Heute ist vielen nur der Name Samuel Morse bekannt. Der historischen Korrektheit wegen müssen in Verbindung mit dem Telegraphenalphabet auch die Namen Vail und insbesondere Friedrich Clemens Gerke genannt werden. Dessen Code-Vorschlag  von 1848 wurde (nach einigen kleinen Änderungen) im Jahre 1865 zur Norm.

Aus historischer Sicht ist noch von Interesse, dass Morse zunächst mit einer Tabelle begonnen hatte, die die Umsetzung von Buchstaben in Folgen von Zahlen und umgekehrt ermöglichten. Die Zahlen wurden dann übertragen. Die Übertragungsgeschwindigkeit wurde später erhöht, indem auch die Buchstaben kodiert wurden. Diese Idee der Kode-Tabellen hat immer noch Bedeutung - bitte weiterlesen.

 

Hier sollen die in Deutschland üblichen Morsezeichen nebst einigen Buchstabieralphabeten und einige Morsecodetabellen europäischer Sprachen gegeben werden. Ein Blick nach China - der immer interessant ist - und in die Informatik rundet die Darstellung ab.

Blick über die Grenzen

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Wir bleiben im wesentlichen in Europa. Wir in Deutschland konnten, wie oben gesehen, das Morsealphabet einfach um 5 Zeichen ergänzen und es dadurch an die deutsche Schriftsprache anpassen.  Die in den europäischen Ländern gesprochenen Sprachen haben in ihren Schriftsprachen mehr Zeichen, die im Englischen nicht vorkommen. Andererseits verwenden sie möglicherweise nicht alle Zeichen des englischen Alphabets, die somit für eine neue Verwendung frei werden. Das führt dann zu neuen nationalen Codetabellen, für einige Sprachen, die auf den lateischen Buchstaben und evt. Zusatzzeichen beruhen wurden wie angegeben, Ergänzungen in die internationalen Festlegungen aufgenommen. Umwidmungen betreffen beispielsweise das Griechische und das Russische.
Aber auch der Fernblick nach China ist - wie so häufig - aufschlussreich. Für das Chinesische mit -zig Tausenden von Schriftzeichen jedoch ergibt sich ein völlig anderer Weg, deshalb wird er hier gezeigt. Begonnen hatte er eigentlich 1838 mit dem Codebuch von Morse  und letztendlich wurde durch Anwendung dieser Idee in der Datenverarbeitung ein vorläufiger Markstein 1996 erreicht.

Codebuch

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Die Codebuch-Idee in der Informatik

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Quelle und mehr  Informationen: deutschsprachige Wikipedia, Suchwort: "Morsealphabet", "Unicode", UTF-8

 

Ein Codebuch wurde in den 1830er Jahren von Morse selbst verwendet. Die Nutzung von Codebüchern setzt voraus, dass jeder an der Kommunikation Beteiligte im Besitze eines Codebuches ist. Ist die Menge der Nachrichten klein, kann das Codebuch einen Geschwindigkeitsvorteil bringen. Und jeder, der nicht im Besitze des Buches ist, wird vom Verstehen der Nachrichten ausgeschlossen. (Das macht die Benutzung von Codebüchern unter bestimmten Umständen für  Dienste interessant, nicht aber für den Amateurfunk, denn hier ist festgelegt, dass die Kommunikation in offener Sprache erfolgt - Morsetelegraphie, die üblichen Zeichencodierungen digitaler Betriebsarten und die Abkürzungen gelten als offene Sprache.) Die Einführung der heute üblichen Morsezeichen stellte einen Fortschritt gegenüber der Benutzung von Codebüchern dar, da das Nachschlagen im Buch entfiel und auch beliebige Nachrichten übertragen werden können. Im Chinesischen blieb das Codebuch immer erhalten, schon weil es sich nicht um eine buchstabenbasierte Schriftsprache handelt.

Angeregt durch Datenaustauschprobleme in der Informationstechnologie wurde die Codebuchidee weiterentwickelt. Sie führte zu UNICODE. Hier soll durch eine standardisierte Kodierung aller Buchstaben, Zeichen und Symbole ein system- und sprachübergreifender Datenaustausch ermöglicht werden. Diese Entwicklung fand einen vorläufigen Höhepunkt 1996, als durch Erweiterung der Definition es möglich wurde, ca 1.1 Millionen Zeichen in ein Codebuch einzutragen. Seither werden Einzelzeichen und ganze Alphabete in den Unicode-Standard aufgenommen. Das Ziel ist, alle in einer schriftlichen Kommunikation verwendeten Zeichen in einer "Tabelle" zu erfassen und dadurch "durchzunummerieren". Dann kann jedes Zeichen durch die Übertragung seiner "Nummer" übermittelt werden. Um die Effizienz der Übermittlung zu verbessern, wurden für die Tabellenposition Kodierungen variabler Länge entwickelt, die häufig genutzte Zeichen (ASCII) kürzer kodieren als die weniger genutzten: UTF-8, UTF-16 ... Leider ist diese Art der Kodierung nicht  für die klassische Morsetelegraphie geeignet - wohl aber für computergestützte Übetragungsverfahren - auch im Amateurfunk. Für ein Programm für PSK beispielsweise, welches UTF-8-Kodierung unterstützt, sollte Mehrsprachigkeit der Übertragung kein Problem sein, wie das Bild für Fldigi belegt. Die Kodierung mit variabler Länge ist hier selbst ohne Messungen spürbar: Die Geschwindigkeit der Übertragung der griechischen und russischen Texte ist deutlich geringer (im Vergleich zum deutschen ASCII-Text).

 

Fldigi (unter Win 7 ) beherrscht UTF-8 Kodierung, hier deutsch, griechisch und russisch. (Foto DH7WM)

China

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Morsezeichen für Chinesisch - das Codebuch

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Aus dem gesamten Schriftzeichenvorrat des Chinesischen wurden 10000 Zeichen ausgewählt und durchnummeriert von 0 bis 9999. Diese Zeichen wurden nun fortlaufend in ein Codebuch eingetragen. Und zwar so, dass nach jeweils 10 Zeichen eine neue Zeile begonnen wurde und nach 10 Zeilen eine neue Seite. Somit ergeben sich 100 Seiten des Buches. Die Seiten 1 bis 9 werden mit 01 bis 09 bezeichnet. 
Das so entstandene Codebuch muss jedem Kommunikationsteilnehmer vorliegen.

Jedes Zeichen wird durch 4 Ziffern beschrieben, nämlich <Seitennummer><Zeilennummer><Spaltennummer>. Ein chinesischer Text wird nun dadurch übertragen, dass für jedes Zeichen des Textes die vierstellige Beschreibung mit den bekannten Morsezeichen für Zahlen übertragen wird. Der Empfänger stellt dann mit Hilfe des Codebuches den Text wieder her.

Ein Codebuch wird im "Hong Kong Science Museum" (2 Science Museum Road, Tsim Sha Tsui East, Kowloon, Hong Kong) ausgestellt. 

Quelle und mehr  Informationen: englischsprachige Wikipedia, Suchwort: "Chinese telegraph code". 

Griechenland

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Das griechische Morsealphabet (Ο Ελληνικός Κώδικας Μορς)

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Hier sind nur die Buchstaben des Alphabets abweichend. Man hält sich - soweit sinnvoll - an das internationale Morse-Alphabet.

CodeBuchstabeName Buchstabieralphabetalternativ

Κωδικοποίηση
σε Μορς

Γράμμα

Όνομα

 Ελληνικό
φωνητικό Αλφάβητο
( mit Aussprache; ´ = betonte Silbe;
alle Silben sind kurz ! )

Εμπορική ναυσιπλοΐα

Handelsschifffahrt

• — 
α, ΑalphaΑστήρ   (Astír)Αθανάσειος
— • • •β, ΒbetaΒύρων  (Vírron ;  V wie W )Βασίλειος
— — •γ, ΓgammaΓαλή     ( Gallí)Γεώργιος
— • •
δ, ΔdeltaΔόξα      (Dhóksa, Dh = stimmhaftes "th")Δημήτριος
ε, ΕepsilonΕρμής     (Ermís)Ελένη
— — • •ζ, ΖzetaΖεύς      (Zefs, Z =stimmhaftes "s")Ζηνοβία
• • • •η, ΗetaΗρώ      (Irró)Ηρακλής
— • — •θ, ΘthetaΘεά       (Theá, Th = stimmloses "th")Θεόδωρος
• •
ι, ΙjotaΊσκιος    (Ískjos)Ιωάννης
— • —
κ, ΚkappaΚενόν     (Kenón)Κωνσταντίνος
• — • •λ, ΛlamdaΛάμα      (Lámma)Λεωνίδας
— — μ, ΜmiΜέλι        (Mélli)Μενέλαος
— •
ν, ΝniΝαός        (Naós)Νικόλαος
— • • —ξ, ΞksiΞέρξης     (Ksérrksis)ξενοφών
— — —ο, ΟomikronΟσμή        (Ossmí)Οδυσσεύς
• — — •
π, ΠpiΠέτρος      (Péttros)Παναγιώτης
• — •ρ, ΡrhoΡήγας        (Ríggas)Ρωξάνη
• • — •σ,ς, ΣsigmaΣοφός        (Soffós)Σωτήριος
τ, ΤtauΤίγρης        (Tíggris)Τιμολέων
— • — —
υ, ΥypsilonΎμνος        (Ímmnos)Υψηλάντης
• • — •φ, ΦphiΦωφώ        Foffó  Φώτιος
— — — —χ, ΧchiΧαρά          (charrá ; ch = hier ach-Laut)Χαράλαμπος
— — • —ψ, ΨpsiΨυχή          (Psichí ; ch = hier ich-Laut)ψάλτης
• — —ω, ΩomegaΩμέγα        (Ommégga)Ωμέγα

 Die Aussprache im Buchstabieralphabet wurde dem deutschen Sprachgefühl entsprechen beschrieben, wäre exakt sie im "Internationalen phonetischen Alphabet wiederzugeben. Beachte: "th" ähnlich dem englischen th-Laut.

Der Tonos (τόνος) (kennzeichnet die betonte Silbe) wird nicht übertragen. Dadurch entstehende Doppeldeutigkeiten müssen aus dem Kontext beseitigt werden, so bezeichnet  "η"  den weiblichen Artikel "die"  und  "ή" die Konjunktion "oder".
Nicht genutzt werden die Codes für J, U, V, die somit für eine andere Verwendung frei sind. Früher wurden sie zusammen mit anderen Zeichen genutzt, um im Griechischen vorhandene Diphthonge zu codieren. Diese werden heute durch Übertragung der Zeichen für die jeweiligen Buchstaben  ersetzt.

Das gr. Fragezeichen (;) wird seiner Bedeutung entsprechend als internationales Fragezeichen codiert ( • • — — • • ).
Bisher konnte keine Information gefunden werden, ob und wie das Satzzeichen "  Hochpunkt" (ist das gr. Semikolon) codiert wirdWer kann Hinweise geben?

Nicht mehr übliche Zeichen:

Codegr. DiphthongBemerkung
• — • —αι
• • — —αυ
• • •ειKollision mit σ.ς
— — — •ευ
• • • —ηυ
— — — • •οιKollision mit 8
• • —ου
• — — —υι

Einige Diphthonge kommen sehr häufig vor, so dass ein eigenes Zeichen evt. den Verkehr  beschleunigen könnte, aber die Nachteile durch Kollisionen wiegen offensichtlich schwerer.

 

Quellen und mehr Informationen:
Griechischspachige Wikipedia, Suchwort "Κώδικας_Μορς" und Suchwort: "Ελληνικό φωνετικό αλφάβητο".
Englischsprachige Wikipedia, Suchwort "Morse code for non-Latin alphabets".

Russland

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Das russische Morsealphabet (Код Мо́рзе, Морзя́нка , А́збукой Мо́рзе)

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CodeBuchstabeBuchstabieralphabet Aussprache(1)Alternative
· −АА́ннаAnnaАнто́н
− · · ·ББори́сBaris
· − −ВВаси́лийWassilij
− − ·ГГриго́рийGrigorijГали́на
− · ·ДДми́трийDmitri
·Е, auch für ЁЕле́на Ellenaёлка(2)
· · · −ЖЖе́няSchenjaжук (3)
− − · ·ЗЗинаи́даSinaϊdaЗо́я (4)
· ·ИИва́нIwan
· − − −ЙИва́н кра́ткийIwan kratkijйот
− · −ККонстанти́нKonstantinкилова́тт
· − · ·ЛЛеони́дLeonid
− −ММихаи́лMichailМари́я
− ·ИНикола́йNikolai
− − −ОО́льгаOlga
· − − ·ППа́велPawel
· − ·РРома́нRomanра́дио
· · ·ССемён (2)SemjonСерге́й
ТТатья́наTatjanaТама́ра
· · −УУлья́наUljana
· · − ·ФФёдор (2)Fjodor
· · · ·ХХарито́нChariton
− · − ·ЦЦа́пляZaplaцентр
− − − ·Ччелове́кTschelowek
− − − −ШШу́раSchura
− − · −Щщу́каSch(t)schuka
− − · − −Ътвёрдый знак (2)twortöj snak
− · − −Ые́рыjeröи́грек
− · · −Ь ( auch für Ъ)мя́гкий знакmjachkij snakзнак
· · − · ·Ээ́хо (5)EchoЭ́мма, Эмилия
· · − −ЮЮ́рийJurij
· − · −ЯЯ́ковJakow

(1) Die Aussprache wurde nach deutschem Sprachgefühl angegeben. Für eine exakte Darstellung wäre der Internationale Phonetische Code zu verwenden gewesen.
Die betonte Silbe ist am russischen Text durch das Betonungszeichen (´) zu erkennen.
(2) Der Buchstabe ё, Ё ist stets betont.
(3) Ж ... stimmhaftes sch,
(4) З ... stimmhaftes s
(5) х ... Ach-Laut

Quelle für das Buchstabieralphabet: Autorenkollektiv: Amateurfunk. Militärverlag der DDR, 4. Auflage, Berlin 1963, S. 560.

Satzzeichen
Die Satzzeichen im russischen Telegraphiebetrieb unterscheiden sich in mehreren Zeichen von den im Deutschen üblichen (durch !!! markiert). Auch ist die Quellenlage hier dürftig. Wer kennt eine gedruckte Veröffentlichung? Hinweise bitte an DH7WM via DARC

Code

Zeichen

russisch 

Merkhilfe

Bemerkung

• • • • • •

. Punkt

точка

<iii>

        !!!

• — • — • —

, Komma

запатая

<rk>

         !!!

— — — • • •

: Doppelpunkt

двоеточие

<os>

        

— • — • — •

; Semikolon

точка с запатой

<kr>

       

• • — — • •

? Fragezeichen

вопросительный знак

<imi>

       
— — • • — —! Ausrufezeichen восклицательный знак<mim>

!!!

— • • • • —

- Bindestrich

минус

<ba>

auch math. Minus 

— • — — • —

(  ) Klammer

скобка

<kk>

!!!

• — — — — •

´ Auslassungsz.

апостроф

<amn>

• — • • — •

<< ... >> Anführungsz.

кавычки

<rr>

— • • • —

=  

знак расдела /  равно

<tst>

• — • — •

+  , math. Add.

плюс 

<ar>    

 

— • • — •

/  , math.Div.

<nr>

— • • —

x math. Mult. 

раз

<x>

auch Buchstabe ь

• — — • — •

@

<ac>

 

Verkehrszeichen:
hier fehlt eine sichere Quelle sowohl hinsichtlich der Zeichen als auch einer evt. veränderten Semantik

 

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