CW lernen - wie? Ein Erfahrungsbericht

    6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

    CW lernen - wie? Ein Erfahrungsbericht

      Warum CW

      CW-Verbindungen haben etwas für sich:

      • Der Operator funkt noch selbst, man steht "in Kontakt"
      • Die Reichweite ist auch bei kleiner Leistung recht ordentlich
      • Man braucht keinen Computer
      • Man kann auch mit kleinen, einfachen Geräten gute Ergebnisse erreichen

      Dem steht ein Nachteil gegenüber - man muß CW mit (meist) mehr oder (selten) weniger großem Aufwand erst erlernen. Lehrgänge gibt es aus verschiedenen Gründen faktisch nicht mehr. Der Computer ist für QSOs nur bedingt brauchbar, man muß ja hören, was die Gegenstation gerade sendet, und gerade beim Hören hat das Maschinchen seine Probleme, besonders bei QRM.

      Fazit: Lernen in Eigeninitiative, aber auf Ratschläge achten.

      Meine CW - Anfänge

      Die ersten Kontakte hatte ich mit 16, also etwa 1957. Ein Lehrer hatte eine Arbeitsgemeinschaft gebildet und brachte uns mit einer Handtaste die Zeichen bei. Tempo um 20 Bpm erreichten wir, man konnte schön die Piepser mitzählen, was sich später als üble Bremse erwies. Von Koch-Methode u.a. wusste damals keiner etwas. Danach kam eine lange Funkpause, bedingt von den Umständen, nur die Elektronik beschäftigte mich weiter.
      !994 machte ich die Lizenz "C", das bedeutete nur UKW-Bereich. KW nur mit CW 30 Bpm "B" oder 60 Bpm "A"). Also wurde die Hürde wieder angegangen, auch schon mit Computerunterstützung, aber, wie es beim Lernen im eigenen Saft vorkommt, nach der alten Methode: Langsam die Zeichen Lernen und dann das Tempo schrittweise erhöhen. Das Ergebnis: Bis 40 Bpm ging es ganz gut vorwärts, darüber wurde es immer schwieriger und 60 Bpm waren faktisch die Grenze. Es reichte gerade so (1997) für die Lizenz "A", aber der Spass kommt nicht auf, wenn man beim Hören immer wieder rauskommt. Ich denke, 80 Bpm sollte man schon hören können, wenn kein Frust aufkommen soll, und das beherrscht man nach der "Zählmethode" der Töne kaum, die Fehlerrate steigt enorm. So kam es zunächst zu einer CW-Pause von fast 10 Jahren, PSK und später JT65 / FT8 machten Spass. Aber Sonnenfleckenminimum und FT8 (PSK faktisch weg) setzten diesem Spass eine deutliche Grenze. Man lernt zwar schnell mit der Maus klicken, aber ansonsten wurde es nach einem Jahr FT8 pur mir zu eintönig (Ich mache es immer noch, aber nur hin und wieder). Eine Lösung musste gefunden werden, ich versuchte, meine CW-Kenntnisse aufzufrischen.

      Wie wird man besser?

      To top

      Wichtig ist zuerst die Motivation. Ich hatte bereits einen nur-CW TRX (Bausatz BCR, 2006) und legte mir einen 2. zu (Bausatz QCX, 2018). Urlaubsgerät/Outdoorgerät waren ab sofort nur noch diese Geräte, sozusagen Zwang: CW oder nicht funken. Das hilft gewisse Hemmungen abzubauen, die ich z.B. hatte.
      Mein Stand lag etwa bei 16WpM, aber typische Fehler (4-V, 5-H usw.) traten weiterhin gehäuft und stabil auf. Also fing ich noch einmal, wenn auch im Schnelldurchlauf, ganz von vorn an, und ich empfehle allen, ebenso vorzugehen. Es ist nicht nur der bessere, sondern auch der schnellere Weg.
      Wer noch nichts über die Koch-Methode gehört hat, sollte sich vorher unbedingt damit beschäftigen. Dieses Vorgehen wird heute beim CW-Lernen allgemein als effektiv anerkannt. Einfach Tante Google fragen, "CW KOCH" genügt als Suchbegriff. Es ist wirklich wichtig, danach vorzugehen, wenn man nicht in der Sackgasse landen will. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich es richtig ernst genommen habe.

      Das Lernen der Zeichen
      Welche Zeichen sollte man lernen? Ich habe mich für ein Minimum entschieden, also Buchstaben ohne Umlaute, Zahlen und wenige Sonderzeichen (/ , . - ?). Damit kommt man hin bzw. man kann später dazulernen, was gebraucht wird. Ähnlich ist es mit Betriebsabkürzungen und Q-Gruppen, zu gefühlt 95% werden nur wenige verwendet.
      Zum Lernen/Festigen der Zeichen verwende ich "Morse Mentor" (Android), die Geschwindigkeit stelle ich auf etwa 25WpM, Farnsworth wird freigegeben und auf eine WpM-Zahl entsprechend meinen Möglichkeiten eingestellt, als Anfänger vielleicht so um 10 WpM. Unbedingt auf den Zeichenklang achten, nicht versuchen, Töne mitzuzählen. Dann gehe ich die Lektionen durch. Die gegebenen Zeichen kann man auswählen, so daß auch spezielle Trainings auf Problemzeichen möglich sind. Die gehörten Zeichen (+ Pausen) werden sofort über die Tastatur eingegeben, nach der Lektion kann man das Ergebnis anschauen. Aufgrund des Tempos ist eine BlueTooth- Tastatur empfehlenswert, die Bildschirmtastatur ist schwierig zu bedienen, finde ich. Beherrscht man die Zeichen, kann man auch mit dem beabsichtigten QSO-Tempo trainieren, dann ohne die Farnsworth-Pausen.
      Für die Etappe des Lernens ist auch der Trainer von G4FON (WINDOWS) gut geeignet (leider fehlt in der altuellen 9.2.4 die Möglichkeit, Textfiles abzuspielen). Man muß die Zeichen zwar zwischen Papier und Bildschirm auswerten, dafür bietet er Ergänzungen wie QRM und verschiedene Eigenheiten von Zeichen (Chirp usw.), die in der Praxis auftreten können.

      Weitergehendes Training
      Im weiteren, denn Zeichen sind nur der Anfang, verwende ich das Programm "IZ2UUF Morse Koch CW" (Android). Es ermöglicht die Ausgabe von Zeichenketten einstellbarer Länge (bis 8Z). Gearbeitet wird wieder mit 25WpM (Training auf notieren aus dem Gedächtnis, wichtig bei Rufzeichenerkennung), die Zeichen werden auf einem Zettel mitgeschrieben. Nach jeder Zeichenkette sagt das Programm die ausgegeben Zeichen an, man kann also einfach vergleichen, wer sie sich merken kann, auch in der Küche oder im Bus, aber nicht gerade als Fahrer. Die Länge der Zeichenkette wird je nach Können angepasst (1-8). In der PRO-Version kann man noch QSO-Texte und Rufzeichen speziell trainieren, der Preis ist allerdings schon zweistellig.
      Hier ist unbedingt auch RufzXP (WINDOWS) zu nennen, weil es das Tempo automatisch je nach Fehlerquote anpasst (gehörte Rufzeichen/Zeichenketten werden über Tastatur eingegeben), das Merken von Zeichen trainiert wird und es eine Punktbewertung ausgibt (nach Fehlerquote, Zeichentempo und Gesamtzeit zur Eingabe), an der man seinen Fortschritt messen kann. Geeignet, sobald man die Zeichen beherrscht.
      Bei allem Tempotraining - zwischendurch auch mal eine andere Geschwindigkeit hören. Und natürlich "echte" QSOs auf KW, vorwiegend im oberen CW-Bereich, z.B. auf 40m bei 7.030-7.035kHz findet man auch Stationen mit gemäßigtem Tempo.

      Warum geht es trotzdem nicht wie erwartet vorwärts? Meist liegt es daran, daß zu unregelmäßig geübt wird, besonders bei den Grundlagen. Und dann gibt es Hürden: Das Erkennen einzelner Zeichen ist einfacher wie das Erkennen von Wörtern, und auch (Klar-)Texte haben es in sich. Es ist also nicht ungewöhnlich, daß man dann in RufzXP ein Zeichentempo von 150Bpm schafft und dann im Klartext bei Tempo 60 sich verheddert. Zur Sicherheit kann man realem bei Empfang einen Decoder mitlaufen lassen. Kontraproduktiv ist, wenn man dann mehr auf den Decoder als auf die gehörten Zeichen achtet, noch ein wenig QRM, und man ist raus aus dem Mithören, weil im Decoder nur wirre Zeichen sind und das Ohr den Anschluß verloren hat.

      Bis hierher bin ich auch gekommen, normale QSO mit 18WpM sind ok, "unterhalten" in CW ist schwierig.  Gute Funker hören keine Buchstaben, die sie zu Worten zusammensetzen, sondern sogleich den Text. (Bei einer Fremdsprache übersetzt auch nur der Anfänger im Kopf, der Durchbruch kommt, wenn man in der Sprache denkt). Bis man das kann, ist mitschreiben angesagt, für die wichtigen Infos sowieso. Aber auch das hat bei 18Wpm schon seine Tücken.

      Geben
      Geben gehört natürlich auch dazu. Ich empfehle, gleich mit der gewünschten Taste zu üben, ein Paddle ist am Ende einfacher und sauberer als eine einfache Morsetaste (zeigen lassen, welche Handhaltung die Gebequalität sichert), spätestens ab 15WpM, finde ich. Aber das ist subjektiv. Mitschreiben mit einem Dekoder, wie in Fldigi (Sender sperren, Monitorfunktion ein), zeigt, was man so von sich gibt bzw. dem anderen zumutet. Es bewährt sich, zumindest anfangs einen Zettel mit den Standardfloskeln zum Ablesen neben der Taste zu haben. Und da war noch etwas mit Betriebstechnik, sollte man mal gehört haben, wenn man nicht unangenehm auffallen will (besonders im PileUp von DX-Stationen). Aber dazu wurde auch viel im Netz geschrieben. Und senden mit dem Computer: im DX-QSO oder Contest sicher verbreitet, aber im Normalbetrieb unflexibel, und endlose Texte aus dem Computer will keiner hören.
      Wenn das Geben und Hören halbwegs funktionierte (bei mir so um die 18 Wpm), ging es verstärkt aufs Band. Die anfänglichen Hitzewallungen (wenn man sich mal total verheddert) verlieren sich mit der Zeit (vor allem, wenn man merkt, daß die anderen auch nicht alle Berufsfunker sind), und so langsam geht es auch flüssiger und mit dem Tempo höher. Ok, bei DX-Stationen (ga 5nn tu mit Tempo über 25Bpm) benutze ich auch noch den Computer, das dabei übliche Tempo funktioniert bei mir über die Taste noch nicht. Und man sollte nur soweit mit dem Tempo gehen, daß man eine eventuelle Rückfrage noch mitbekommt. Und in einem PileUp ohne Splitbetrieb stelle ich mich auch (noch?) nicht an, da summt mir nur der Kopf.

      So, das waren meine Erfahrungen bisher. CW lernen ist kein Wochenendprojekt, lieber mal vorab etwas mehr recherchieren, aber es macht Spaß, wenn man es (einigermaßen) kann.

      73 DL8LRZ

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