6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

OV-Gründung 1955 (DL-QTC)

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OV-Gründung 1955 (DL-QTC)

KW-Ausstellung und Gründung des Ortsverbandes Burgau (Schwaben)

Am Samstag, dem 29. Oktober, hatte der OV Burgau seinen großen Tag. Umfangreiche Vorarbeiten waren nötig gewesen, um pünktlich die angekündigte Ausstellung eröffnen zu können. Die Antennen für die Ausstellungsstation hatten gespannt und die Geräte herangeschafft, der Ausstellungsraum hatte dekoriert und noch vieles Andere vorbereitet werden müssen. Aber als am Samstagmorgen die ersten Besucher erschienen, hatten die Burgauer OMs unter Leitung ihres OVV DJ2QF, OM Weidmann, alles bewältigt.

Die Ausstellung sollte der Burgauer Öffentlichkeit einen Einblick in die Welt des KW-Amateurs geben. Das gelang ihr in vollem Umfang, und in ihrer Vielseitigkeit hätte diese Ausstellung sicher auch in mancher Großstadt starke Beachtung gefunden.

Besonders interessant war ein VFO neuester Konstruktion mit Thermostat für alle Amateurbänder von 70 cm bis 80 m, der es ermöglicht, auch auf 430 MHz bei einer Frequenzkonstanz von 10 (sic!) variabel zu arbeiten. Zum Anschluß an diesen VFO sah man eine automatisch abstimmbare Sender-Endstufe mit einer Maximalleistung von 500 Watt für den Bereich von 3 bis 32 MHz. Aufsehen erregte auch die in einem Ford Taunus eingebaute komplette 80-m-Station, deren quarzgesteuerter Sender eine Leistung von 8 Watt lieferte. Als Empfänger diente ein Converter in Verbindung mit einem normalen Autosuper.

Neben einer Fülle von Einzelteilen und Röhren wurden außerdem noch zahlreiche Geräte gezeigt, die das Herz eines jeden Amateurs höher schlagen ließen: Eine QRP-Station (Sender/Empfänger), deren Abmessungen nur 25 x 15 x 10 cm betrug (sic!); HRO mit Panoramic-Adapter; Rauschgenerator; Antennascop; Grid-Dipper; Radar-Frequenzmesser (8500 bis 10 500 MHz) und vieles andere. Nicht zu vergessen das vorbildliche Morse-Übungsgerät des OV Burgau mit Morseschreiber.

Ein besonderer Anziehungspunkt war natürlich die Ausstellungsstation, für die DJ2QF seine Anlage zur Verfügung gestellt hatte. Sie war auf allen Bändern zwischen 10 und 80 m qrv, und im Verlauf der Ausstellung wurden von dort aus zahllose QSOs mit dem In- und Ausland gefahren. Die Besucher konnten sich dadurch ein gutes Bild vom praktischen Amateurfunkbetrieb machen. Bei einem vermeintlichen DX-QSO waren die OPs der Ausstellungsstation allerdings einem Scherz ihrer Freunde im Nachbarraum zum Opfer gefallen, die sie von dort aus mit der QRP-Station aufs Glatteis geführt hatten.

Der rege Besuch der Ausstellung hielt auch am Sonntag unvermindert an, und sie dürfte in der Öffentlichkeit großes Verständnis für die Arbeit der Burgauer Funkamateure erweckt haben. Allen OMs, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, sei hiermit herzlichst für ihre Mitarbeit gedankt.

In Verbindung mit der Ausstellung fand am Sonntag, dem 30. Oktober, auch die offizielle Gründungsversammlung des OV Burgau statt. Stadtrat Fritz überbrachte dabei die Glückwünsche der Stadt Burgau und richtete von einer anschließenden Probefahrt über die Auto-Station eine Ansprache an die OMs. Danach hielt der OVV Augsburg DL3HB, OM Menke, einen Vortrag über das Wesen und die Ziele des Amateurfunks. Abschließend gab er dem jungen OV Burgau im Namen des DARC die besten Wünsche für eine erfolgreiche Zukunft mit auf den Weg.

Das DL-QTC 12/1955, S. 582 - 583

Medikamenten-Notruf 1958 (Schwäbische Landeszeitung)

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Medikamenten-Notruf 1958 (Schwäbische Landeszeitung)

Wettlauf mit dem Tode

Amateurfunker und Presse suchen fieberhaft ein Serum

Deutsch-polnische Aktion zur Rettung eines schwerkranken Patienten - Flugzeug bringt Blutplasma von Berlin nach Bromberg

Augsburg. Ein dramatischer Wettlauf mit dem Tode begann in der Nacht zum Freitag in Burgau und kurz darauf in Augsburg und Westberlin, um einen in Lebensgefahr schwebenden polnischen Patienten in einem Bromberger Krankenhaus zu retten. Am Freitagabend hatte ein polnischer Amateurfunker Hilferufe nach einem unbekannten Medikament ausgesandt. Der Funkspruch wurde in Westberlin und der Bundesrepublik aufgefangen, jedoch konnte das Medikament nicht sofort beschafft werden, weil es unter der angegebenen Bezeichnung "Serum Pulv. LAG Nr. 4 S pro Infusione Intravenosa" unbekannt war. Erst mehrere telefonische Berliner Rückfragen bei dem Leiter der Inneren Abteilung des Bromberger Krankenhauses, Dr. Rekowski, ergaben, daß dringend eineinhalb Liter Blutplasma benötigt wurden.

Mit als erster Helfer hatte den Notruf aus Polen der Funkamateur Georg Weidmann (DJ 2 QF) aus Burgau im schwäbischen Kreis Günzburg aufgefangen. Weidmann war am vergangenen Freitag schon zu Bett gegangen, hatte aber sein kleines Funkgerät noch eingschaltet und vernahm nach 22 Uhr einen schwachen SOS-Ruf. Um besser empfangen und antworten zu können, eilte er in seine Werkstätte und schaltete die fragliche Welle auf seinem größeren Gerät ein. Ein polnischer Amateurfunker bat über den Aether unentwegt um das erwähnte Serum an die Adresse: Znin, Postbox 13, Polen. Der polnische Anmateur war von einem Apotheker um die Verbreitung des Hilferufes gebeten worden, da der Patient nur noch vier bis fünf Tage zu leben habe, wenn das Serum - ein Nierenpräparat, wie es in dem Notruf hieß - nicht umgehend beschafft werden könne. Georg Weidmann lief zur nächsten Apotheke, konnte das Serum dort jedoch nicht erhalten. Nun wandte er sich an den Burgauer Mitarbeiter der "Schwäbischen Landeszeitung", der sich sofort mit unserer Zentral-Redaktion in Augsburg in Verbindung setzte. Spät in der Nacht ließ die Redaktion der "Schwäbischen Landeszeitung" unverzüglich ihre Nachrichtenmittel spielen und schaltete sich in die fieberhafte Suche nach dem Serum ein. Von Augsburg aus ging der Hilferuf über das Münchener Büro der Deutschen Presseagentur (dpa) an die deutschen Tageszeitungen weiter.

Das Serum für den todkranken Polen war weder in Augsburg noch in München, wo mehrere große Apotheken und das zentrale Arzneimittellager angerufen wurden, zu haben. Auch das Bayerische Rote Kreuz in Augsburg und München sowie US-Dienststellen bemühten sich um das benötigte Serum. Georg Weidmann aus Burgau alarmierte mit seinem Funkgerät auch Schweizer Freunde. Es war bereits Samstagmittag, als sich bei Weidmann nacheinander zwei Berliner Funkamateure und einer aus Hessen mit der Erfolgsnachricht meldeten, daß das Serum in Berlin aufgetrieben worden sei. Georg Weidmann war glücklich. Schon vor zwei Jahren hatte er aus Polen einen ähnlichen Notruf aufgefangen und sofort sein Rettungswerk begonnen. Er erhielt damals ein Diplom des Polnischen Amateurfunkverbandes. Bei der Rettungsaktion vom letzten Wochenende war Weidmann mit dem Funkamateur Manfred Laun in Raunheim bei Rüsselsheim in Hessen und zwei Berliner Funkamateuren in Verbindung getreten. So wurde die Funkverbindung mit Polen bs zum Ende der Rettungsaktion aufrechterhalten.

In der Nacht zum Sonntag standen in Westberlin ununterbrochen zwei Funkamateure mit dem polnischen Funkamateur und ein Journalist mit Dr. Rekowski in Verbindung. Das Deutsche Rote Kreuz Westberlins beschaffte in den Nachtstunden in einer Sonderaktion das schwer erhältliche Blutplasma. Westberliner Funkwagen brachten aus verschiedenen Krankenhäusern das Blutplasma zum DRK. Von dort wurde es sofort mit einem Kraftwagen des DRK zur Grenze zwischen dem Ostsektor und der Sowjetzone in der Nähe des Flugplatzes Schönefeld gebracht. Ein Wagen der polnischen Botschaft in Ostberlin beförderte dann das Medikament vom sowjetzonalen Grenzkontrollpunkt zum Flugplatz Schönefeld, von wo es gestern um neun Uhr vormittags mit einer polnischen Militärmaschine nach Warschau geflogen wurde. In einem weiteren Ferngespräch erklärte Dr. Rekowski, eine andere polnische Militärmaschine sei von Bromberg nach Warschau unterwegs, um das Blutplasma abzuholen. Der Arzt drückte seine Zuversicht aus, daß es gelingen werde, den in Lebensgefahr schwebenden polnischen Patienten noch am Sonntagnachmittag zu retten.

dpa/jdg

Schwäbische Landeszeitung, 15.12.1958

Ausstellung 1961 (Günzburger Zeitung)

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Ausstellung 1961 (Günzburger Zeitung)

Günzburg ruft Basel HB9AAS

Der Amateurfunk schlägt eine Brücke zur Welt - Zahlreiche Besucher bei der Ausstellung der Günzburger Kurzwellenamateure

G ü n z b u r g. Am Wochenende führte der Ortsverband Günzburg des Deutschen Amateur-Radio-Clubs in der Günzburger Turnhalle eine Funkgeräteausstellung durch, die an beiden Tagen zahlreiche technisch interessierte Besucher anlockte. Die übersichtlich aufgebauten Funkanlagen und Geräte sowie die Vorführung von Funkverbindungen gaben den Besuchern einen nachhaltigen Einblick in die Welt des Amateurfunks. Die Ausstellung darf als schöner Erfolg der im Ortsverband zusammengeschlossenen Amateurfunker aus Günzburg und Umgebung gewertet werden. Sie zeigte, wie Freizeitbeschäftigung sinnvoll und interessant sein kann.

Unter den Steckenpferden ist der Kurzwellenamateurfunk wohl eine der dankbarsten und technisch interessantesten Betätigungen. Seine Geschichte beginnt bereits mit den Anfängen des Funkverkehrs. Waren es zunächst nur Fachleute, die sich mit Funktechnik befaßten, so tauchten in den USA schon um das Jahr 1910 die ersten Amateurfunkstationen auf. Von Amerika griff die Bewegung nach England und schließlich auf andere europäische Staaten über. Heute befinden sich in den Vereinigten Staaten allein 80 000 und in Deutschland etwa 4000 lizenzierte Amateure.

Fernab politischer oder wirtschaftlicher Interessen betreibt der Funkamateur seinen Sport. Sein Ziel und seine Bestrebungen sind, die internationale Freundschaft zu festigen und zu fördern. Jederzeit sind die Funkamateure bereit, in Notfällen helfend einzugreifen. Gerade in den vergangenen Jahren konnten sie bei den großen Ueberschwemmungskatastrophen in England, Holland und Italien, bei den schweren Erdbeben in Agadir und Chile, aber auch bei den Wirren am Kongo die öffentlichen Nachrichtenverbindungen über Tage und Wochen ersetzen. Besondere Verdienste erwarben sich die Funkamateure bei der Beobachtung der Ionosphäre und der Erforschung der Wellenausbreitung im internationalen geophysikalischen Jahr. Heute noch sind Industrie- und Sendegesellschaften dankbar für die Forschungsarbeit der Kurzwellenamateure auf dem Gebiet der UKW- und Hochfrequenztechnik und des Fernsehens, weil niemand die Vielzahl der von Bastlern angestellten Versuche finanzieren könnte.

Der größte Teil der deutschen Kurzwellenamateure ist zusammengeschlossen im Deutschen Amateur-Radio-Club, dem DARC. In jedem größeren Ort befinden sich Ortsverbände, in denen in geselligen Zusammenkünften die Mitglieder ihre Erfahrungen austauschen können.

Bereits mehr als sechs Jahre ist es her, seit die Amateurfunker aus Günzburg und Umgebung zum letzten Mal an die Oeffentlichkeit traten. Es war 1955 bei der Gründung des Ortsverbandes Burgau des DARC. Diese Gründung war mit einer Geräteausstellung verbunden, die in Burgau damals großes Aufsehen erregte. Der Ortsverband zählte seinerzeit zehn Mitglieder.

Inzwischen hat sich der Amateurclub gewaltig vergrößert, und, was wesentlich ist, sogar eine Erhöhung der Zahl der Stationen erreicht. Dank der guten funktechnischen Ausbildung innerhalb des Clubs erhielten mehrere Mitglieder die Sendegenehmigung. Damit war die Voraussetzung geschaffen, um innerhalb des Landkreises ein Funknetz aufzubauen. Jeden Sonntag treffen sich nun die Günzburger Amateure auf dem 80-Meter-Amateurband, um sich dort im Sprechfunk über ihr Hobby zu unterhalten. Neben den technischen Mitteilungen wird auch der persönliche Kontakt nicht vergessen. Da auch andere Amateure an diesen Gesprächen interessiert sind, kommt es oft vor, daß die lokale "Sonntagsrunde" sich weit über die Landesgrenzen ausdehnt. Es ist nicht selten, daß sich Amateure aus der Schweiz, aus Frankreich, Italien, ja sogar aus Spanien der Runde anschließen. Selbstverständlich sind dafür hochwertige Sende- und Empfangsgeräte erforderlich, die sich die einzelnen Amateure meist in mühevoller Arbeit gebaut haben.

Um dem technisch Interessierten nun einen Einblick in die Beschaffenheit dieser Geräte und in die Arbeit der Amateure zu geben, veranstaltete der Ortsverband am Wochenende in Günzburg eine Funkausstellung. 48 verschiedene Geräte sowie eine Fülle von Kleinmaterial und Literatur zeugten von der regen Tätigkeit des Clubs. Ein selbstgebautes Netzteil, ein Modulator, ein tragbares Funk-Sprechgerät und zwei komplette Funkstationen und viele andere Geräte wurden gezeigt. Die Clubstation stellte an den beiden Tagen 254 Funkverbindungen her. Sämtliche Funkverbindungen wurden im Sprechverkehr abgewickelt.

Wie so ein Funkgespräch abläuft, sei hier kurz geschildert: Der Günzburger Amateur meldet sich mit einem "Anruf an alle":

Ruf: CQ CQ CQ - Anruf an alle, hier ist die Günzburger Ausstellungsstation DL0GU mit einem allgemeinen Anruf auf dem 80-Meter-Band! - DL0GU beendet seinen Anruf und geht auf allgemeinen Empfang - bitte kommen!

Antwort: Achtung DL0GU, Achtung DL0GU hier ist die Schweizer Station HB9AAS - bitte kommen!

Ruf: HB9AAS, HB9AAS von DL0GU - herzlichen Dank für Ihren Anruf lieber Freund, ich empfange Sie hier in Günzburg mit guter Lautstärke und Qualität, der Name hier ist Fritz. Das Mikrophon geht wieder an Sie zurück - bitte kommen.

Antwort: DL0GU, DL0GU hier kommt HB9AAS wieder für Sie zurück. Herzlichen Dank, lieber Fritz, für die Aufnahme. Ich empfange Sie hier ausgezeichnet mit guter Lautsprecherqualität. Mein Name ist Hans und mein QTH (Standort) ist Basel. Wir haben hier sehr schönes Wetter. DL0GU bitte kommen!

Ruf: HB9AAS - hier kommt DL0GU für Sie zurück. Ich habe alles von Ihnen O. K. und bedanke mich für Ihren Rapport. Lieber Hans, ich betreibe hier eine Ausstellungsstation und bin von zahlreichen Zuschauern umgeben, die mit Spannung unseren Funkverkehr beobachten. Ich freue mich, daß Sie mich so gut aufnehmen können und gebe das Mikrophon wieder an Sie zurück.

Antwort: HB9AAS zurück für DL0GU, vielen Dank, lieber Fritz, für den Anruf, ich arbeite hier mit der kompletten Geloso-Station und habe eine 40 Meter lange Antenne. Ich bedanke mich für die nette Verbindung, wünsche weiterhin viel Erfolg bei der Ausstellung. Damit verabschiedet sich nun die Schweizer Kurzwellenstation HB9AAS, alles Gute noch und did did did da did da.

Ruf: HB9AAS, es kommt noch DL0GU zurück, herzlichen Dank für die nette Verbindung, viel Erfolg und Spaß mit Ihrer Station, und damit verabschiedet sich Günzburg in der Hoffnung auf ein baldiges Wiederhören, did did did da did da.

Von den bisherigen Erfolgen der Günzburger Kurzwellenamateure kündeten fünf Diplome an den Wänden des Ausstellungsraumes, eines davon stammte bis aus Japan. Zahlreiche Bestätigungskarten, die sich die Kurzwellenamateure zur Bestätigung von Funkgesprächen zuschicken, bewiesen die weltweiten Verbindungen der Günzburger Funkamateure. Die Karten stammten u. a. aus Amerika, Japan, Afrika, Australien, Rußland und von Inselgruppen im Pazifik. Im Rahmen der Funkausstellung war es allerdings nicht möglich, über solch weite Strecken zu funken, da ja die Antenneneinrichtungen in der Turnhalle nur provisorisch waren.

Das Prunkstück der Ausstellung war ein Funksprechgerät, das in mühevollen 300 Arbeitsstunden selbstgebastelt wurde und in der Lage ist, 14 Funktionen zu erfüllen.

Zum Abschluß des ersten Ausstellungstages fand in Günzburg ein Amateurtreffen der benachbarten Ortsverbände statt, zu dem neben zahlreichen Amateurfunkern als prominenter Gast auch der Distriktsvorstand von Südbayern, Gradmann, erschien. In einer Ansprache würdigte er die Verdienste des Ortsverbandes Günzburg und bezeichnete die Ausstellung als vollen und verdienten Erfolg.

d/fh

Die Klubfunkanlage der Günzburger Amateurfunker, die auf unserem Bild zu sehen ist, war während der Ausstellung ständig besetzt und suchte Kontakt mit in- und ausländischen Funkamateuren. An den beiden Tagen wurden über 250 Funkverbindungen hergestellt.
Günzburger Zeitung, Nummer 239, 18.(?)10.1961 (Autor: Fritz Haugg DJ6OH)

Fritz DJ6OH erzählt

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FRITZ DJ6OH (LIZENZ SEIT 1960) ERZÄHLT

     

1. Das Schlüsselerlebnis

Es begann mit einem simplen Erlebnis: Mein Freund Siegfried aus Denzingen zeigte mir eines Tages einen Kristall-Detektor, ein ganz einfaches Gerät (Glasröhrchen, Kristall usw.), das in einer kleinen Box steckte, an die auch der Kopfhörer angeschlossen war. Wenn man da auf dem Kristall mit einer Nadel ein wenig herumstocherte, konnte man an bestimmten Stellen eine leise Musik oder Sprache im Kopfhörer wahrnehmen. Das waren die Mittelwellensender Stuttgart oder München.

Toll! Das war für mich der Beginn der 'Faszination Amateurfunk' (Titel eines Buchs unseres OM Ludwig Röll DL9MDK, Silent Key)!

Die Begeisterung für den Amateurfunk hat mich rückblickend viel Zeit, eine ganze Menge Geld und harte Arbeit gekostet, mir Enttäuschung und Frustration, Selbstzweifel, aber auch viele beglückende Stunden beschert, die all das Negative letztlich bei weitem überboten haben.

 

2. Der erste Empfänger

In der Zeitschrift Hobby (1955) fanden mein Freund Siegfried und ich eine geeignete Bauanleitung für ein Mittelwellenradio. 'Auf Wellenjagd mit der Zigarrenkiste' - so war der Artikel überschrieben.

Die Bauteile waren rasch gekauft bei einem Berliner Elektronikversandgeschäft, der mechanische Aufwand war gering und die Einzelteile (Röhre, Drehkos usw.) waren schnell montiert. Das Verdrahten erfolgte in Arbeitsteilung: Mein Freund lötete, wohin ich zeigte. Als alle Leitungen verlegt waren, setzte er den Kopfhörer auf und lauschte: Nichts konnte er hören, aber auch gar nichts, nicht einmal das leiseste Rauschen.

Mir ging es natürlich genauso, ich machte ein langes Gesicht und mein Freund brach in ein schallendes Gelächter aus. Was hatten wir falsch gemacht?

Von  der Radiobastelei hatte er genug, ihn interessierte ohnehin mehr die Schießerei. Luftgewehre, Kleinkalibergewehre, aber auch Pistolen usw. gehörten zu seiner Sammlung.

Ich aber wollte das Radiobasteln nicht an den Nagel hängen. Also machte ich allein weiter. Ein oder zwei Jahre später bastelte ich das Zigarrenradio noch einmal. Ich hatte mir inzwischen einige theoretische Kenntnisse über die Radiotechnik angeeignet und wusste nun, was ich damals falsch gemacht hatte. Die Röhre DF 96 war im Eimer. Ich hatte die Anodenspannung ausgerechnet an die Anschlüsse für die Heizspannung angeschlossen. Also musste ich mir die DF 96 noch einmal besorgen. Dass jede Röhre eine bestimmte Sockelbelegung hat, war mir damals nicht bekannt.

Um es kurz zu machen, das fertig gebaute Gerät probierte ich in der Küche aus, wo meine Eltern saßen. Ich steckte die Antenne aus dem Grundig-Mittelwellenempfänger um in meine Zigarrenkiste und lauschte. Tatsächlich - ein Pfeifen (Rückkopplung) und dann eine Stimme und Musik. Ich brach in einen unbeschreiblichen Freudentaumel aus. Das Gerät funktionierte! Der Jubel bekam allerdings einen kleinen Dämpfer: Meine Eltern zeigten sich überrascht über meine emotionalen Ausbrüche und fragten mich, ob ich übergeschnappt sei, und meinten, ich solle 'zum Spinnen aufhören'. Das hat mir aber nichts ausgemacht, Hauptsache war, die Zigarrenkiste funktionierte!

Später habe ich mindestens noch einen Mittelwellenempfänger gebaut, allerdings mit E–Röhren auf Alu-Chassis. So hatte ich meinen eigenen Radioapparat in meinem Schlafzimmer, das zugleich mein Bastelzimmer war.

Für meine Mutter war das Betten in meinem Zimmer oft nicht ganz einfach, denn der Fußboden war oft voll bedeckt mit allem möglichem Material, mit elektrischen Geräten, Kabel, Werkzeug, und dergleichen mehr, über das sie erst steigen musste.

 

Anleitung zum Bau des 'Zigarrenradios' (Zeitschrift 'hobby' 12/1955)

                                                                                                                                               

3. Der erste Sender - ein Schwarzsender

Besitzt man die nötigen Mittel und das Know-How, um einen Sender zu bauen, dann fällt es schwer, der Versuchung zu widerstehen und zu warten, bis man eine Lizenz besitzt.

Mein erster Sender (AM) entsprach etwa dem unten gezeigten Bild aus dem Buch von Karl Schultheiss 'Der Kurzwellenamateur' und war zweistufig: ECO und PA, bestückt mit einer EF 80 und einer EL 84 in der PA. Die Leistung betrug etwa 2 - 3 Watt. Etwa die gleichen Geräte hatten XXX (vgl. Hinweis unten) und YYY. Alle drei waren wir damals noch nicht lizenziert. Wir sendeten irgendwo auf dem 41-Meter-Band, denn das hatte jeder Rundfunkempfänger, und einen richtigen Kurzwellenempfänger zu bauen, war zu umständlich und wohl auch zu schwierig. Als Decknamen benutzten wir Figuren von Walt Disney. XXX war Micky Maus, ich Donald Duck - und was der YYY war, habe ich vergessen. So gab es auch schon damals eine Sonntagsrunde, allerdings eine illegale. Die Sache hätte jedoch böse ausgehen können, denn mein Sender (ohne Pi-Filter!) produzierte jede Menge Oberwellen, und eine meiner Nachbarinnen, die von meinem Hobby wusste und sich in ihrem Fernsehgenuss durch mich gestört fühlte, sagte einmal: "Des tuat ja furchtbar (im Fernseher!), wenn du dein' Apparat einschaltest!" Es hatte also nicht nur optische Störungen, sondern auch sehr unangenehme akustische gegeben.

Gefährlich hätte es damals werden können, als ein Nachbar behauptete, ich hätte durch meine Störstrahlungen die Bildröhre seines Fernsehers zerstört. Glücklicherweise war der Betreffende ein Kunde der Firma Weidmann Burgau, und als er den Fernsehmeister Weidmann höchstpersönlich kommen ließ, um seine Behauptung bestätigen zu lassen, bekam er zu hören, dass eine Bildröhre niemals durch die Senderausstrahlungen eines 'Funkamateurs' kaputt gemacht werden könne. Er ließ sich überzeugen und die Sache war für mich jedenfalls noch einmal gut ausgegangen!

[XXX, YYY: Name und Call vom Redakteur entfernt, werden bei Vorliegen einer ausdrücklichen Zustimmung der betreffenden OMs wieder eingesetzt]

 

In einer vergleichbaren offenen Bauform war mein erster Sender ausgeführt (Schultheiss: Der Kurzwellenamateur)

                                                                                                                                             

4. Die erste Amateurfunkstation

Im Jahr 1960 erlangte ich die Lizenz, allerdings erst beim zweiten Anlauf. Technik und Morsen waren bestens gelaufen, auch das Gesetz über den Amateurfunk vom 14. März 1949 hatte ich brav gelernt, allerdings nicht das 'völlig unwichtige' Fernmeldeanlagengesetz, das stand aber auch nicht in Schultheissens 'Kurzwellenamateur', und so war mir nicht bekannt, dass man das auch zu lernen hatte.

Nach der Lizenzierung baute ich mir einen dreistufigen Sender mit einer Röhre LS 50 in der Endstufe bei einer Anodenspannung von ca. 500 Volt; das ergab eine Leistung von etwa 30 - 50 Watt (leider habe ich kein Bild mehr davon).

Die Modulation war eine Schirmgittermodulation. Ich wusste, dass die beste Modulation die Anoden-Schirmgitter-Modulation ist, also machte ich mich an die Arbeit und kaufte zunächst ein schönes Gehäuse mit grauem Hammerschlaglack, teure Trafos usw. Zwei LS 50 in der Endstufe sollten die nötige Energie für die Anoden-Schirmgittermodulation liefern. Außerdem sollte der Verstärker mehrere Eingänge haben. Eine Erscheinung, die mir bei meiner Selbstbautätigkeit immer wieder Probleme machte, war die Selbsterregung. Drehte man den Eingangsregler bei einer bestimmten Stufe auf, dann fing der Verstärker zu pfeifen an. Erst als ich die Eingangsglieder (Widerstand, Kondensator) der betroffenen Stufe vollkommen kapselte, war der Spuk zu Ende.

Ich habe mit meiner selbstgebauten Station auf 80 Metern viele schöne Verbindungen hergestellt - innerhalb von Deutschland, nach Österreich und in die Schweiz. Auf einen CQ-Ruf antwortete einmal eine gewisse Rene Franke - ich wusste erst hinterher, dass sie eine prominente YL war. Sie hatte eine eigene Sendung im Rundfunk, und die hieß, so glaube ich mich zu erinnern, 'Nachtcafe mit Rene Franke'! Oder so ähnlich. Jedenfalls - nach Beendigung des QSOs war der Ansturm groß. Jeder wollte mit Rene Franke in Kontakt kommen. Sie hat mir dann auch eine schöne QSL-Karte mit ihrem Foto darauf geschickt.

Nun, besonders stabil war mein Sender nicht; der Oszillator genügte wohl nicht ganz den üblichen Anforderungen (gelinde ausgedrückt!). So kam es oft vor, dass ich meinem QSO-Partner entschwand, nicht durch normales Fading, sondern durch meinen Oszillator, der sich wie ein Hase verhielt, d. h. 'Seitensprünge' machte. Viele QSO-Partner aber machten sich die Mühe, mich wieder zu finden und suchten mich - die Skala auf und ab.

In einem QSO mit Georg Weidmann DJ2QF teilte mir dieser mit, wie weit mein Sender 'gelaufen' sei. Er hatte dazu sogar einen Frequenzmesser benutzt. Seine Angabe habe ich aber nicht mehr im Kopf.

Im Jahr 1963 machte ich Abitur. Von 1963 bis 1966 studierte ich in Augsburg Pädagogik. Ich lernte meine spätere Frau kennen, was bedeutete, dass mein Hobby in den Hintergrund trat. Hinzu kam, dass die AM-Zeit zu Ende gegangen war. Die Modulationsart SSB setzte sich fast schlagartig durch. Meinen Sender konnte ich nun verschrotten, und mein mit viel Mühe gebauter Modulator für die Anoden-Schirmgitter-Modulation war überflüssig geworden.

 

Mein selbst gebauter Modulationsverstärker (von vorne, von unten)

                     

5. Mit neuer Technik in Gundremmingen

Es folgte nun eine lange Latenzperiode, in der ich so gut wie nicht aktiv war. Im Jahr 1966 war ich nach Gundremmingen umgezogen, wo ich meine Lehrerstelle angetreten habe. Einer, der mich immer wieder zu neuer Aktivität ankurbeln wollte, war der Ferdl DJ2FF. „Jetzt kaffst (kaufst) dr (dir) mal was Gscheids“, sagte er meistens, wenn ich ihm begegnete. Damit meinte er, ich solle doch endlich mal einen modernen Transceiver kaufen.

Im Jahr 1984 war es dann so weit, und Träume gingen in Erfüllung. Mein Sohn Wolfgang hatte die Lizenzprüfung bestanden und erhielt das Rufzeichen DL4MEL. Nun fand seine Mutter auf einmal, dass sich die Anschaffung eines Transceivers rentierte. Die Firma Kenwood hatte gerade den TS 430 S herausgebracht - und den kauften wir uns bei der Firma Horst Delfs in Crailsheim. Ich bzw. wir waren nun stolze Besitzer eines modernen Transceivers, klein, kompakt, mit vielen Features. Oben, auf dem Dachboden meines Mietshauses, gab es noch ein geräumiges Zimmer, da richteten wir uns eine gemütliche Funkbude ein. 

 

Im neuen Shack in Gundremmingen (auf dem Tisch Kenwood TS 430 S, im Regal WKII-RX BC 348, darunter RX Heathkit HR 20)

 

6. Eigenbau-Antennen für weltweiten Funkverkehr

Ein jeder hat so seine Ideale - auch beim Hobby. Von Anfang an gab es für mich nur ein Ziel: DX. Hinaus in die weite, weite Welt, mal so richtig ein 'Weltenbummler' sein  im eigenen Shack. Das musste das höchste der Gefühle sein. Und natürlich galt die Devise: Je weiter desto besser!

Einmal spannte ich einen einfachen Dipol für 20 m auf dem Dachboden und, oh Wunder, ich bekam Kontakt mit einer kanadischen Station. Wiederum intensives Glücksgefühl, mein erstes DX-QSO, was für ein schöner Erfolg. Aber mit einer Dipol-Antenne unter Dach kann man weiß Gott keine weiten Sprünge machen (im wörtlichen Sinn!); es musste etwas Besseres her. So fasste ich den Entschluss, zwei HB9CV-Antennen zu bauen, eine für 15 m und die andere für 10 m. Eine 20-m-HB9CV schien mir ein doch zu monströses Gebilde zu sein; da musste etwas Bescheideneres her. Um erste Erfahrungen zu sammeln, baute ich mir zunächst die HB9CV für 10 m, befestigte sie an einem Wasserleitungsrohr von etwa 4 m Länge und stellte sie an die Pausenhalle meiner Schule (Bild). Das Dach der Pausenhalle ist begehbar, so konnte ich bequem erste Abstimmversuche machen. Das natürlich nur am Nachmittag, wenn keine Schulkinder mehr da waren.

Später baute ich mir die HB9CV für 15 m, das war schon ein ordentliches Ding. Für 20 m begnügte ich mich mit einer selbstgebauten Groundplane. Die montierte ich einfach an die Wand des Schulgebäudes, welche an unseren Balkon grenzte. Um Erlaubnis habe ich niemanden gefragt. 

 

Selbst gebaute Antennen (HB9CV, Groundplane) an den Schulgebäuden

 

Bei allen Arbeiten zur Installation eines Drehrichtstrahlers stand mir mein Schwager Sepp hilfreich zur Seite. Ohne seine Hilfe wäre z. B. das Problem der Montage der Antennen nicht zu lösen gewesen. Zunächst ging es einmal darum, einen Rotor für die Montage unter Dach zu bauen. Zu diesem Zweck statteten wir (mein Schwager und ich) der Firma Gröger in Günzburg einen Besuch ab. Damals konnte man noch ungehindert das Firmengelände betreten, im Altmetall herumwühlen und manch brauchbares Stück 'erwischen'. Schon nach kurzer Zeit entdeckten wir auf dem Schrotthaufen eine alte Waschmaschine, die mit einem primitiven, aber sehr robusten Zahnradantrieb ausgestattet war. Den bauten wir an Ort und Stelle aus.  Nun brauchten wir nur noch einen langsam laufenden Motor für den Antrieb des Zahnrads. Auch das hatte der Gröger, nämlich einen LKW-Scheibenwischermotor. Aus diesen beiden Teilen, die mich nur ein paar Mark gekostet hatten, baute mir mein Schwager einen Rotor zusammen, der am Fußboden des Dachgeschoßes festgeschraubt werden konnte.

Eine große Antenne muss auch bei Stürmen eine entsprechende Windlast aushalten. Das ganze Gebilde aus den beiden HB9CV-Antennen musste also stabil aufgebaut werden. Gott sei Dank bestand der Dachstuhl meines Mietshauses aus äußerst dicken und massiven Balken. An diesen wurde das äußere Montagerohr mit kräftigen Schellen befestigt. Das innere Rohr war über ein Kugellager leicht drehbar, und an diesem wurden die beiden HB9CV-Antennen befestigt. Der Rotor selbst wurde an den Fußboden des Dachbodens angeschraubt. Die Richtungsanzeige war äußerst primitiv: Ein Schleifer rutschte bei Drehen der Antenne über 24 Kontaktpunkte, und über ein 24-adriges Kabel leuchteten dann entsprechende LEDs in der Richtungsanzeige im Shack auf.

Selbstgebaute Antennen sollten, um beste Ergebnisse zu erzielen, möglichst am endgültigen Standort abgestimmt werden. Bei der Erinnerung an die Abstimmung meiner HB9CV-Antennen läuft es mir immer noch kalt den Rücken hinunter. Als ich zunächst - allein - mit Abstimmversuchen beginnen wollte, merkte ich, dass meine Arme zu kurz waren, um an die Abstimmungspunkte der Antennen heranzukommen. Mir blieb nichts anderes übrig, als in Untätigkeit auf meinen Schwager zu warten. Schließlich tauchte er auf und stellte sich, bevor ich recht schauen konnte, ruck-zuck auf den Kamin - ohne Absicherung, versteht sich -  und konnte von dort freilich die Abstimmglieder der HB9CV's leicht erreichen. Ich sah auf das Stehwellenmessgerät und er schob nach meiner Anweisung den Schleifer für die Abstimmung hin bzw. zurück.

Es hat sich sehr schnell als zweckmäßig herausgestellt, beide Antennen um 90 Grad versetzt zu montieren. So ergibt sich praktisch keine gegenseitige Beeinflussung mehr. Leider habe ich kein Foto von diesen beiden Antennen über dem Dach meines Hauses in Gundremmingen, doch nach dem Umzug 1989 nach Günzburg habe ich beide Antennen auf meinen 10 m hohen Mast montiert.

Ich habe in Gundremmingen oft nach dem Mittagessen QSOs gefahren und im Laufe der Zeit alle Kontinente dieser Erde gearbeitet, die Antarktis ausgenommen. Das war eine schöne Zeit! Einmal hatte ich ein QSO mit einer XYL aus Coimbra (Portugal). Ihr Name ist Lucia, und ich erzählte ihr so nebenbei, dass meine Tochter Elisabeth demnächst eine Tour durch Portugal machen wird, zusammen mit ihren Freundinnen, und dass auch Coimbra auf dem Besuchsprogramm stünde. Daraufhin lud sie die jungen Damen spontan zu sich ein, und sie durften wohl 2 oder 3 Tage ihre Gastfreundschaft genießen. Mit einem Zinnteller aus Günzburg habe ich mich dann bei Lucia für diese nette Geste zu revanchieren versucht.

Viele QSO's fanden auch in CW statt. Dazu habe ich einfach meine Luftwaffen-Taste benutzt. Mein Sohn war da etwas fortschrittlicher: Er benutzte eine vollautomatische Taste, die wir zusammen gebaut hatten. Das  entsprechende IC (Curtis) mussten wir uns aus Amerika schicken lassen. Wolfgang  beherrschte  tatsächlich diese Taste schon nach kurzer Zeit, ich dagegen gab nach ein paar kurzen Versuchen auf.

Im Jahre 1989 zog ich mit meiner Familie von Gundremmingen nach Günzburg um. Das bedeutete den Abbau aller Antennen. Natürlich wollte ich auch in Günzburg meine QSO's auf den höheren Bändern fortsetzen. Die Frage war: Antennen über das Dach (wie in Gundremmingen) oder auf einen Mast im Hof. Meine Frau entschied, dass die Antennen auf einem Mast montiert werden sollten. Und das war eine gute Entscheidung (wohl dem Mann, dessen Frau im entscheidenden Moment eine weise Entscheidung trifft!).

Auch diesmal wäre dieses Projekt ohne die Hilfe meines handwerklich außerordentlich geschickten Schwagers nicht zu realisieren gewesen. Für ein paar Mark kaufte ich einen ausrangierten 13 m langen Lichtmast der Lechwerke in Augsburg. Der Transport über die Firma Luible war wesentlich teurer. Zuvor musste auf meinem Grundstück mit Spaten und Schaufel eine 2 m tiefe Grube als Fundament für den Mast ausgehoben werden. Wie aber den schweren Lichtmast aufstellen? Mein Schwager meinte, ich solle mich beim Bauhof der Stadt Günzburg nach großen Scherenstangen erkundigen, wie sie etwa bei der Maibaumaufstellung in Gundremmingen verwendet werden. Ich hatte da ein flaues Gefühl im Magen. Ob das gut ging mit den Scheren? Aber ich machte mich auf den Weg zum Bauhof. Und dort, gefragt nach dem Grund meines Wunsches, bot mir der Leiter des Bauhofs, ein freundlicher, hilfsbereiter Mann, gleich an, den Mast mit Hilfe des städtischen Kranwagens aufzustellen. Und das ging dann ohne Probleme. Gekostet hat mich die ganze Aktion nur eine Kiste Bier für die Arbeiter des Bauhofs. Vor der Aufrichtung des Mastes montierte mein Schwager noch eine ca. 8 m lange, schmale Aluminiumleiter an den Mast. Warum diese Leiter so wichtig ist, brauche ich Funkamateuren nicht erklären. Später schweißte er noch aus Winkeleisen eine Bühne zusammen, die man mit einer Kurbel und Stahlseil an der Leiter auf- und abbewegen kann. Damit ist es mir möglich, an die entscheidenden Stellen der Quad problemlos heranzukommen.

Ich habe mit zunehmendem Alter Höhenprobleme, und zehn Meter die Alu-Leiter auf- und abzuklettern wird für mich immer schwieriger. Aber mit der Quad habe ich nun eine ausgezeichnete Antenne und auch für das 20-m-Band einen Dreh- Richtstrahler. Ich gebe zu, in Bezug auf meine Antenne etwas eitel zu sein, denn bei jedem QSO auf 20 m, 15 m oder 10 m weise ich bei der Stationsbeschreibung darauf hin: My antenna is homemade.

 

HB9CV und Quad - hier gerade ohne Reflektor - auf dem 'Lichtmast'

 

7. Damals und heute

Wenn ich an die Anfänge meines Hobbys vor 50 Jahren denke, dann hat damals der Selbstbau sicher eine größere Rolle gespielt als heute. Damals war die Bearbeitung eines Alu-Chassis für den Bau z .B. eines Senders oder Netzteils eine schweißtreibende Arbeit. Und man war sich nie sicher, ob das Gerät hinterher auch funktioniert. Aber beim nötigen Einsatz von Energie und Durchsetzungskraft gelangte man doch in den meisten Fällen zum Erfolg, und der war verbunden mit einem richtigen Glücksgefühl, eben dem Erfolgserlebnis. Ich wünsche allen jungen Leuten, die sich mit unserem Hobby beschäftigen, Freude am Selbstbau, die Fähigkeit, auch mal Enttäuschungen zu ertragen, wenn etwas nicht klappt, immer wieder Momente des Glücks und des Erfolgs und nicht zuletzt gute Freunde, die helfend zur Seite stehen, wenn man selber nicht mehr weiter weiß. 73 de DJ6OH!

 

Zusammen mit Sohn Wolfgang DL4MEL selbst gebaut: Elektronische Morsetaste
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