6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

MSWE 2013 und Hochwasser bei DK0MHD auf der Atlantis

Endlich geschafft, die Atlantis wurde zum "Segelboot" umgerüstet
Regenpause und Start für den Antennenaufbau der G5RV zwischen den Laternen
Nur nicht die Leine locker lassen, sonst rutscht die G5RV wieder die Laterne runter
Dirk hat die Sonne mitgebracht und versorgte uns prächtig mit Grillgut
So sah unsere 14m GP auch noch mal die Sonne am späten Nachmittag
Der ATU der GP bekam noch einen umgestülpten Eimer als Regenschutz
Der Regen ist wieder da und Aufwaschwasser läuft von selbst nach
Jeder darf mal mit dem Funkloch kämpfen, DD1RE an der SSB Station
Grillen unter der Regenplane, auch die Wassersäcke müssen mal geleert werden
Auf zum Endspurt, wir haben doch noch den ganzen Tag.
Leberwuschtbemmchen, frischen Kaffe und etwas Zufriedenheit in der Arzt Kajüte
Keiner dachte am Sonntagnachmittag, dass wir noch höher steigen würden
Und in dieser Höhe fing alles an

Jedes Jahr stehen gewisse Funkevents an, denen man sich als OV S05- Mitglied verpflichtet fühlt. So fängt es meist an, dass man als Funkamateur auch persönliches Interesse entwickelt und irgendwann die Pflicht mehr in Spaß an der Sache mündet. Eins dieser Events ist das alljährliche internationale Museumsschiff- Wochenende (MSWE), das bereits einen festen Platz in unserem Klubleben eingenommen hat. Immer am 1. Wochenende im Juni sammeln sich Funkfreude auf schon längst ausgedienten Kähnen der Welt und erfüllen diese mit Leben, indem von dort aus aktiver Funkbetrieb mit Gleichgesinnten durchgeführt wird. Da dieses Aktivitäts- WE kein Sportwettkampf ist, wo es um möglichst viele QSOs geht, ist es für uns umso interessanter. Jedem vom OV oder unserer Gäste steht es offen, sich mal richtig am Funkgerät auszutoben, einfach in gemütlicher Runde zusammen zu sitzen, mit einander zu klönen oder einfach mal nur einen Sonnenuntergang auf der Elbe zu erleben. Unsere Gäste können mit leeren Taschen kommen, um sich einfach mal nur eine Stunde ans Gerät setzen oder auch Antenne und Gerätschaft mitbringen. Wer sich dem MSWE verbunden fühlt und mehr vom Leben auf unserer „Atlantis“ mitbekommen möchte, bleibt auch über Nacht auf dem Schiff. Für uns als Organisatoren ist das schon selbst verständlich. Über die letzten sieben Jahre der Teilnahme am MSWE entwickelte sich so ein Team an OV S05- Mitgliedern und Gästen, mit denen wir nicht nur erfolgreich am Funkevent teilnehmen, sondern sich auch unter allen Beteiligten ein Teamgeist entwickelt hat, der dem einer tollen Familie gleicht. Egal, ob wir als Organisatoren etwas mehr Arbeit haben und die Gäste nur einen kleinen Teil beitragen können, es funktioniert nur so gut, weil jeder seine Aufgabe kennt und zum Nutzen aller umsetzt. So war es uns auch möglich, bei widerlichstem Wetter und üblen Funkbedingungen drei erfolgreiche Aktivitätstage zusammen zu erleben, die noch lange in unserem Gedächtnis bleiben werden. Wir haben schließlich unser zweitbestes Ergebnis überhaupt erreicht! Am Freitagmittag fängt immer alles an. Eigentlich ist das nicht ganz richtig, denn bereits Monate vorher reden Martin/DM5LP, Jürgen/DJ7AL und Rene/DD1RE schon kräftig miteinander, wie das kommende MSWE für uns sinnvoll und spannend gestalten werden können. Es müssen Mails geschrieben und Aufgaben verteilt werden. Wer wird wann funken, wie regeln wir die Verpflegung, welche Technik soll diesmal aufbaut werden…. so in der Art gehen im Vorfeld Gespräche über 600 und 50 Ohm- Leitungen. Was wir dieses Mal nicht vorher sehen konnten, war von Anfang an Regen ohne Ende, mit einer Elbeflut, die fast die Höhe von 2002 erreichen sollte. Ob unsere Antennen das viele Wasser aushalten würden und ob es Steak und Wurst vom Grill geben wird, war auch unklar. Nur die Funktechnik würde definitiv im Trockenen stehen. Mit diesen bangen Gedanken gingen wir ins MSWE 2013. Martin als einer der Hauptorganisatoren hatte am Freitag schon einen Tag Urlaub, Rene als Verantwortlicher für den Antennenaufbau konnte erst ab Mittag vom QRL weg und lagerte schon am Vortag eine Autoladung Antennenkram auf der „Atlantis“ ab. Eins war uns allen nun klar, ohne die schweren Regenklamotten wird dieses Wochenende nicht zu überstehen sein. Während Martin mit Jürgen schon seit Vormittag die Funkräume und Kombüse einrichteten, konnten wegen Regen und Hafenbetrieb die Antennen erst am Nachmittag aufgebaut werden. Viel wichtiger wurde es aber, eine trockene Zone auf Deck einzurichten, da es ohne Unterbrechung ab Mittag wie aus Kannen goss. Die Stimmung sank auf einen Tiefst Punkt. Wie soll nur Dirk/DD1UDW als unser bestellter, weltbester Grillmaster seine Aufgabe erfüllen? Abdeckplanen mussten her, um das Mittelschiff und das Heck des Schiffes zu überdachen, und das so schnell wie möglich. In zwei Stunden verwandelten wir mit riesigen Planen das Motorschiff „Atlantis“ in ein „Segelboot“ in blau und orange. Mit viel Seil an und Wasser in den Ärmeln konnten wir nicht nur den Zugangsbereich zum Schiff, sondern auch einen kleinen, windgeschützten Teil auf Deck „trocken legen“. Die Stimmung stieg wieder zusehends unter uns dreien, denn als wir gegen 17:00Uhr Küchenzeit mit dem „Zeltbau“ fertig waren, gab es eine Unterbrechung des Regenwetters und damit endlich die Möglichkeit, unsere zwei wichtigsten Antennen aufzubauen. Noch vor Ende des Regens kamen auch schon die ersten Gäste. Für uns zur Freude ließen sie sich nicht vom Mistwetter abhalten und konnten beim Antennenaufbau mit helfen. Während Dirk mit Fleisch und Wurst anrückte, entstand zwischen zwei Laternen oberhalb der Hafenmauer eine FD4 und auf dem Verladeplatz des Hafens eine 13,5m hohe Groundplane. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches MSWE waren geschaffen und die Stimmung stieg weiter, als Joe/DJ5AA uns begrüßte. Wir hatten ihn eingeladen, um uns als CW- Speerspitze durch die erste Nacht zu begleiten, und er hatte zu unserem Glück zugesagt Er brachte auch seine Technik mit und es entstand auf dem Oberdeck der „Atlantis“ noch am Abend eine weitere, 10m hohe Vertikalantenne. Aber der Abend sollte noch viel besser werden, denn es zeigte sich noch mal die Sonne und im Hafen entwickelte sich bei Bier und Grillwurst eine Stimmung von Erfolg und Zufriedenheit unter uns. Aus der reichlich blechern klingenden Beschallungsanlage der „Atlantis“ dudelte Musik aus den 20er, 30er und 40er Jahren und am Ufer sammelten sich neugierige Passanten mit der Frage, was hier wohl stattfindet. Während wir noch die einmalige Stimmung an Bord genossen, gesellte sich auch noch der ex Chef der „Atlantis“ mit seiner Frau zu uns, Oberst Freiherr v. Richthofen. Ob er nur „Adieu“ sagen wollte oder aber Dirk´s Bratwürste ihn anlockten, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Jedenfalls waren wir zufrieden und sprachlos, hörten Lale Anderson aus dem Druckkammerlautsprecher zu und genossen zugleich die Steaks und den Sonnenuntergang. Leider sollte das für uns auch der einzige trockene Abend zum MSWE bleiben. Gegen 21:00Uhr fing der Regen wieder an, und wie!!. Rene und die Helfer vom Nachmittag fuhren erst mal nach Hause. In der ersten Nacht wurde die „Atlantis“ von Martin und Joe besetzt. Der Samstag begann mit der Wertung für uns um 02:00Uhr Küchenzeit / 00:00Uhr UTC. Joe besetzte seine mitgebrachte CW- Station im Kartenraum und Martin die SSB- Station im benachbarten Funkraum der „Atlantis“. Große Aktivitäten sind so früh noch nicht zu erwarten, denn viele der an dem Event teilnehmenden Schiffe können erst zu täglichen Öffnungszeiten besetzt werden. Die Masse der angemeldeten Stationen lag in westlicher Richtung, und so früh sind die weiten Stationen eher aus dem Osten zu hören. So richtig wollte es zur Eröffnung des MSWE 2013 nicht losgehen. Aus dem Lautsprecher drangen später seltsam verquere Signale – Aurorabedingungen- gruslig, surreal, aber auch mächtig gewaltig zugleich! Je mehr der Sonnenaufgang heranrückte, desto leiser wurden die Gegenstationen, irgendwie verkehrte Welt. Sollte es an unseren aufgeweichten Antennen liegen? Wo waren die sicheren Stationen, welche jedes Jahr schon in der Frühe mit lauten Signalen zu hören waren? Das Cluster meldete Aktivitäten und zu hören war Nichts. Da selbst das europäische Gewitter- QRN kaum noch S- Meterausschläge verursachte, wurde die Funkwettervorhersage abgefragt und siehe da, wir alle wurden von einem üblen Funkloch (Mögel- Dellinger- Effekt) heimgesucht. Ein schlagartig ansteigender K- Index machte die Kurzwelle platt bis weit über den Mittag. So blieb dann wenigstens etwas Ruhe für das Frühstück, welches Punkt 09:00Uhr durch unsere Frühstücksfee Andrea mit frischen Brötchen vom Bäcker eingeleitet wurde und damit auch das Kommen und Gehen von Früh~ und Nachtschicht. Martin übergab an René die SSB Station, um dann unten in der Kapitänskajüte erst mal seinen verdienten Nachtschlaf nachzuholen, und Joe übergab an Bernd/DL2DXA, der sich als Gast anmeldete und die CW- Station übernahm. Trotz hartnäckiger Funkausbreitungsverweigerung der Atmosphäre ließen wir die Bänder nicht unbewacht und eine Station war immer mit einem Ohr an Masse. Gerade auf 40m gelang so in kurzen Pausen des QSBs das eine oder andere Europa- QSO. Am Vormittag reichten diese Öffnungen, um in CW gerade mal die Rufzeichen zu tauschen. Am zeitigen Nachmittag konnten dann auch die ersten kompletten QSO in SSB geführt werden. Das QSB war aber noch extrem, in einem Durchgang Signale von S2…S7 mit Lesbarkeiten von R2…5 machte es uns allen schwer. Wir sahen unser Ziel, mindestens 15 Schiffe zu arbeiten, schon schwinden. Zum Mittag, immer noch bei wechselnden Dauerregen, traf pünktlich Dirk mit der nächsten Grilllieferung ein. Die BBQ- Station als Kontrastprogramm zur CW- Station wurde auf unserem speziell eingerichteten „Trockendeck“ angeheizt und alle machten sich gegenseitig Mut. Bis Mittag bekamen wir auch wieder Besuch auf der „Atlantis“ und alle brachten die neusten Nachrichten über die heranrückende Flut mit. Schon seit Freitag zählten wir, wie viele Stufen vom Hafenkai zur „Atlantis“ noch frei sind. Mal nach zwei Stunden am Funkgerät wieder draußen, Regenluft schnuppern, schon stand das Wasser wieder eine Stufe höher. Vom Oberdeck aus konnte man schon über die Hafenbordwand sehen, was bei Normalpegel der Elbe lange nicht möglich ist. Bis zum Abend gab es dann noch viel Zeit für tiefsinnige Gespräche, nicht nur zur Hochwasserlage oder den Funkbedingungen. Dank der vorzüglichen Versorgung durch Dirk und Andrea wurde jede Art aufkommender schlechter Laune durch Kaffee und Bier wieder weg gespült. Eigentlich lief alles prächtig, die Funkstationen funktionierten auch im Regen bei miesen Ausbreitungsbedingungen, wir hatten reichlich zu Essen und Trinken und konnten mit Gleichgesinnten über Gott und die Welt reden; und das alles bei Dauerregen mit Hochwasserpotential. Jeder, der anwesend war, auch der OM, welcher nur mal zum Quatschen gekommen war, trug zum Gelingen unseres MSWE auf der „Atlantis“ bei. An dieser Stelle schon mal den herzlichsten Dank von DK0MHD an alle Mitmacher und Besucher. Knuth/DH1DO übernahm die Nachtschicht zusammen mit Joe. Martin und Rene hielten Schlafwache in den Unterdecks, während draußen starker Wind aufkam und der Regen heftig auf das Deck trommelte. Die Nacht sollte unruhig werden. Sonntag- die Wellen planschten an die Bordwand und die Planen knallten im Wind. Die Nachtwache wurde immer mal wieder aus dem Schlaf gerissen, weil das Schiff unsanft an die Kaimauer stieß. Nachts gab es dann einen Jubelschrei. Joe konnte das 15.Schiff ins Log eintragen. Erleichterung umgab uns, hatten wir nun doch unser Ziel erreicht, Bestätigung auch für alle, die bei uns mitgemacht haben, egal ob beim Antennenaufbau oder am Grill. Nach dem Aufstehen ging es sofort zum Kontrollrundgang auf Deck. Rene und Joe mussten mit Regensachen nach oben, eine der Planen hatte sich selbständig gemacht. Der Wind hatte sie einfach an einer Ecke abgerissen. Ein wichtiger Termin zum MSWE ist auch der morgendliche Kontakt zur MF- Runde auf 80m. Als MF- Mitglieder pflegen meist Martin oder auch Jürgen diesen Kontakt; nicht ganz unwichtig, da er gerade zum MSWE das eine oder andere Schiff ins Log bringt. Pünktlich zur gewohnten Morgenstunde stand dann auch wieder unsere liebe Frühstücksfee vor der „Atlantis“ und wollte zu ihren Jungs; diesmal extra in Gummistiefeln. Nur ging das an diesem Morgen nicht mehr so einfach. Das Wasser der Elbe stand jetzt schon so hoch, dass wir über die Kaimauer sehen konnten, normalerweise beträgt dieser Abstand ca. drei bis vier Meter! Da wir über Nacht die Haltetaue gelockert hatten, um das Boot bei steigendem Wasser nicht in Bedrängnis zu bringen, machte es jetzt, was es wollte. Andrea hätte einen 3m Sprung wagen müssen, um an Board zu kommen oder abwarten, bis sich das Boot mal für 30s an die Kaimauer wagte. Das Risiko wollten wir nicht eingehen und so kam es lediglich zur Körbchenübergabe. Zufrieden über das 15. Schiff im Log gab es nun erst mal Funkstille und im Unterkunftsraum des Schiffsarztes (sehr gemütliche Sitzbank) ein ausgiebiges Frühstück mit selbstgeschmierten, warmen! Leberwurstsemmeln und frischem Kaffee. Gott, hat der geschmeckt; und während dessen regnete es weiter, wurde unser Gefühl immer mulmiger. Von wegen Jahrhundertflut 2002 – bereits 11 Jahre später haben wir die gleiche Grütze wieder. Andererseits sitzen wir auf einem Schiff, zur Not machen wir alle Leinen los, aber dann! Das MSWE war aber noch lange nicht zu Ende und die Gästeliste an den Funkstationen noch nicht abgearbeitet. Unser Klaus/DH2KK hat schon fast seine feste Funkzeit am Sonntag und beschließt nach dem Mittag meist für uns das MSWE. Unsere beiden CWisten haben zwei Tage harte und erfolgreiche Arbeit geleistet und so wurde deren Station bereits am Vormittag abgebaut und durch eine PSK- Station ersetzt. Rene versuchte dort noch eines der gemeldeten Schiffe auf 20m zu erreichen, aber ohne Erfolg. Wir lagen in der toten Zone und konnten nur sehen, wie Stationen aus SP oder UK unser Schiff arbeiteten. Trotz umfangreicher Contestaktivitäten gaben wir nicht auf, denn es gab in Europa noch ungearbeitete Museumsschiffe, die auch auf unseren Ruf warteten. Es wurde Mittag und Dirk mit Familie besuchte uns im Regenloock. Er hätte bestimmt nochmal den Grill angeworfen. Er hat sich mit uns über die 15 Schiffe gefreut und bekam als Lohn den Abbaubefehl. Es waren noch genug fertige Steaks und Würste übrig und irgendwie musste auch er seine Grillstation wieder nach Hause bringen. In der Zwischenzeit gaben unsere SSB- Falken alles und aus den 15 Schiffen wurden 19, selbst der Panzerkreuzer „Aurora“ war endlich im Sack, es lief alles wie am Schnürchen. Leider stieg der Elbepegel sehr schnell und im gesamten Hafengelände fiel gegen 13:30 der Strom aus, der Hauptschaltkasten überflutet wurde. Für uns war das das Zeichen, die „Atlantis“ zu räumen. Im Dauerregen mussten nun Antennen und die Planen wieder zurückgebaut werden. Auch hier zeigte sich wieder der Teamgeist aller Leute, die da waren. Da jeder mit anpackte, waren in zwei Stunden alle Außenarbeiten beendet. 18:00Uhr Küchenzeit waren abschließend Martin und Rene mit dem Beladen der Fahrzeuge fertig und das Schiff in einen sicheren Zustand gebracht. Die Stromversorgung von Land wurde abgesteckt, war sowieso bereits entbehrlich geworden, da der Wetterbericht noch weiter steigende Elbepegel ansagte und keiner von uns wusste, ob wir das Schiff je wiedersehen würden. Das klingt wohl etwas heftig, aber solche Gedanken kommen einem zwangsläufig. Als eine der Letzten verließen wir das Hafengelände, glücklich und mit dem Gefühl von einem alten, zerlatschten Seebären, der ordentlich was geschafft hat – geiles Gefühl!

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