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    6. FUNK.TAG in Kassel am 27.04.2024

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      Sechstes HAMNET-Treffen zum Thema Notfunk mit hoher Beteiligung

      Am 23. Februar konnte das sechste HAMNET-Treffen am niederbayerischen Grandsberg erfolgreich durchgeführt werden. Die hohe Beteiligung mit 25 Teilnehmern aus allen bayerischen Distrikten zeigt, dass Softwaretechnik und Vernetzung im Amateurfunk nach wie vor eine wichtige Entwicklung sind und auch weiterhin ausgebaut werden müssen. Besonders die Kontextsetzung "Notfunktauglichkeit" erwies sich als starkes Zugpferd.

      Das Treffen begann mit einem Überblick über aktuelle Hardwaretrends und einer Rekapitulierung der auf der Bremer HAMNET-Tagung vorgestellten Entwicklungen rund um die HAM Cloud und um die Neuerungen der HAMNETDB. Die Entwicklung zentraler, schnell erreichbarer Services ist in vielerlei Hinsicht wichtig, und es zeichnet sich auch ab, dass die Entwicklung eines verteilten SDR-Empfängernetzwerks auf Broad- und Multicast-Netzwerke hinausläuft.

      Doch auch die dezentrale Bereitstellung von SDR-Plattformen macht Fortschritte:

      Auch im Distrikt U gibt es nun schon mehrere im HAMNET erreichbare SDR-Plattformen, und auch der Es'HailSat wird in der naheliegenden Zukunft im HAMNET mit einem webbasierten Empfänger nutzbar sein, sodass man sich nur noch um einen entsprechenden Sender kümmern muss, wenn man über den Satelliten arbeiten will.

      Die Vorträge behandelten ebenfalls innovative Themen, nachdem der Schwerpunkt des Nachmittags auf Notfunk und die Verfügbarkeit des Netzes bei Stromausfällen gelegt wurde:

      Florian Schmid, DL1FLO, berichtete über einen erfolgreichen Versuch, LORAWAN mit vorgefertigten Massenmarkt-Modulen auf 70cm für IP- Verbindungen zu benutzen. Er konnte von gesicherten Durchsatzraten von 12 Kilobit / Sekunde bei Verbindungen berichten, die Dank des LORA-Protokolls mit sehr geringen Leistungen über viele Kilometer möglich sind.

      Tobias Christoph, DC3TC, stellte mit AREDN (Amateur Radio Emergency Data Network) ein Mesh-Projekt vor, bei dem die bekannten Hardwarekomponenten der Hersteller Mikrotik und Ubiquiti für selbstkonfigurierende und selbstvernetzende Accesspoints mit alternativer Firmware versehen werden können.

      Thomas Kalmeier, DG5MPQ, referierte über die Konzepte der vollständigen Autarkie des Relais und HAMNET-Knotens am Hesselberg auf Basis von Windkraft und Solarenergie. Seinen Erfahrungen nach sei nicht der Sommer die große Herausforderung, sondern der Winter, da Solarzellen bei Hochnebellagen höchstens zehn Prozent der angegebenen Kapazität an Leistung bringen können.

      Bernhard Mayer, DL1MAB, stellte die Monitoring-Infrastruktur des Relais DB0SL auf Basis von openHAB vor, einem Standardsystem aus der Hausautomatisierung, mit dem Akkustände und Verbraucher überwacht und im Fall von Unter- oder Überschreitung von Meßwerten entsprechende Alarme ausgelöst werden und Statistiken über die gemessenen Werte erstelt werden können.

      Die abschließende Diskussion um die Verfügbarkeitsplanung des Amateurfunknetzes brachte ebenfalls solide Resultate: Mit Blick auf den jüngsten Stromausfall in Berlin konnte sich die Diskussion auf ein Klassensystem zur Bewertung von automatischen und bemannten Amateurfunkstellen für Notfunkzwecke verständigen: Die Grundklasse A bezeichnet eine Amateurfunkstelle, die bei einem Stromausfall zwei Stunden oder länger ihren Betrieb aufrecht erhalten kann. Diese niedrige Grenze, die von kommerziellen Providern abgeleitet ist, soll zwar eine gewisse Herausforderung darstellen, aber es für jeden Notfunk-Teilnehmer oder jeden Betreiber einer automatischen Funkstelle möglich machen, eine gewisse Mindestqualifikation ausweisen zu können.

      Die nächsthöhere Klasse B beschreibt, dass eine automatische Funkstelle oder eine bemannte Funkstelle einen durchgehenden Betrieb von 72 Stunden sicherstellen kann. Automatische Funkstellen müssen also Vorkehrungen treffen, für diesen Zeitraum über eine ausreichende Energieversorgung zu verfügen. Bemannte Funkstellen müssen ausreichend Personal und sonstige Vorräte vorsehen. Die höchste Klasse C erfordert alle Vorkehrungen für den autarken Dauerbetrieb. Beispiele seien hierfür in jedem Fall der Standort am Hesselberg für eine automatische Funkstelle. Bemannte Funkstellen würden in dieser Klasse C wohl nur professionelle Einrichtungen organisieren können, wobei dies im Amateurfunk nicht unbedingt nötig ist.

      In jedem Fall dient die erarbeitete Klassifikation der Möglichkeit der Selbsteinschätzung und als Diskussionsgrundlage für weitergehende Normierungsbemühungen, sowie um das HAMNET für Stromausfälle resilienter zu machen. Es sei wünschenswert, wenn alle Knoten des ostbayerischen HAMNETs bei einem größerflächigen Stromausfall mindestens Klasse A erreichen und für mindestens zwei Stunden in Betrieb bleiben könnten.

      Foto: Gerd Aßmann, DL7GA
      Text: Markus Heller, DL8RDS

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