„So gut waren wir noch nie vorbereitet“ – sagte Herbert, DL5MGW ein paar Tage vor dem Wettbewerb.
Laut Wetterbericht sollte ein Sturmtief auf uns zukommen, das mit 120l/m2 einen ergiebigen Niederschlag mit sich bringen könnte. Das Hardcore-Team, bestehend aus dem Auf- und Abbauteam (Herbert, DL5MGW; Wolfgang, Helmut, DL2MAJ; Gerhard, DG6MCX; Michael, DG1KUM) und dem CW-Team (Ralf, DK7AH, Csaba, DH7KU) war fest entschlossen den Plan durchzusetzen, egal wie viel Wasser runterkommen sollte. Kurz vor der Aktivität haben auf die Empfehlung vom Landwirt und vom Roten Kreutz einige OV’s ihre Teilnahme abgesagt. Allein das Betreten der Wiese mit sehr aufgeweichtem Boden und Windböen bis zu 100 km/h gefährden die Sicherheit der Mannschaft, die im Zelt untergebracht ist – so die offizielle Warnung von C18. OK, dann verdoppeln wir die Abspannungen vom Zelt und wir nehmen dicke Heringe mit, aber wir werden funken – sagte ich mutig.
Ein Tag vor unserer Fieldday Aktivität wurde ich von Helmut vorgewarnt, dass man zum Betreten der Wiese unbedingt Gummistiefel braucht. Moorgebiet hin oder her, Gummistiefel habe ich keine, aber ich werde meine Winter- und Bergschuh anziehen, sie sind eine Weile schon wasserdicht – dachte ich optimistisch. Außerdem hat es doch nicht so viel geregnet in den letzten Tagen. Mein Garten sah relativ harmlos aus, keine Pfütze oder Matsch. Ausgewachsene 40-er Gummistiefel von meinem Sohn habe ich doch noch gefunden, die fast genau auf meinen Fuß passten, und so lag ich eigentlich auf der sicheren Seite.
Der große Tag begann erst mal relativ freundlich. Für kurze Zeit ließ sich sogar die Sonne blicken und so blieben wir bis Mittag vor dem Regen geschont. Als wir an dem ausgesuchten Standort auf der Wiese von Überacker ankamen, habe ich nur gestaunt, wie viel Wasser auf dem Feld war. Keine Chance in Bergschuhen, Gummistiefel mussten her. Mit meinem Auto traute ich mich nicht zu reinzufahren, und so musste das gesamte mitgebrachte Equipment in den X3 umgeladen und mit diesem transportiert werden. Nur Wagen mit 4-Radantrieb hatten da überhaupt eine Erfolgsaussicht durchzukommen.
Es wurde schon angekündigt, dass Gerhard ein Holz-Fass mitbringt, aber ich habe falsch assoziiert... Beim Bestaunen des Geländes kam er tatsächlich mit seinem Campingfass (Bild 1) von 4 m Länge und 2,2 m Durchmesser an, es stand auf einem 5 m x 2 m Drehschemelanhänger. Unglaublich! Das war eine super Idee, da konnte man zu zweit drin schlafen und es gab auch noch genügend Platz für die kleine CW-Station. Der Plan wurde schnell geändert und so blieben Zelt, Folien, Teppich, Gasheizung und was weiß ich, was wir noch alles mitgeschleppt haben, in den Autos. Der kleine Luxus mit beheizbaren Betten und Vorraum mit zwei Sitzbänken und ausziehbarem Tisch klang verdammt gut. Mit seinem Pajero war es ein Kinderspiel den großen Anhänger hineinzuziehen und die sehr spektakuläre Fahrt wurde auch mit der Kamera als Film verewigt.
Kurz darauf wurde mit dem gut organisierten Team der 15 m Alu-Mast relativ schnell aufgebaut. Alle Abspannseile mit Seemannknoten wurden schön befestigt, und die Antenne und die Hühnerleiter wurden auf die berechnete Länge verlängert und anschließend am Mast hochgezogen. Es geschah alles noch im Trockenen, nur bei der Befestigung der Antennenenden fing es an zu regnen und nach 10 Minuten wurden die Klamotten trotz Regenjacke bis zur Haut durchnässt. Der Wind schaffte es, dass Wasser durch das Material zu drücken. Der Hauptanteil der Aufbauarbeiten wurde erledigt, und so konnten wir uns schon gegen 14 Uhr mit der Programmierung des Antennenkopplers beschäftigen.
Das Abstimmen (Bild 2) verlief zunächst relativ flott, nur auf 160 m fanden wir keine richtige Resonanz und so blieb das SWR über 10. Doch der zweite Antennenkoppler im TRX schaffte es das SWR auf 2 zu drücken, aber damit stand auch fest, wo unsere Schwäche liegen würde. Auf 10 m wusste ich, dass die Abstrahlung der Antenne schlecht ist, aber da im Moment eh nicht viel los ist, sollte es auch kein großes Problem darstellen.
Die Zeit verging sehr schnell mit Resonanzsuche, Programmierung aller Bänder, Einweisung von Ralf und wir hatten nur noch ca. 15 Minuten, um die Antenne auf 20 m durch QSOs zu testen. Aus Europa haben wir gute Rapporte bekommen, es sollte also schon funktionieren. Im Shack wurde es dann leiser, der Contest begann. Die anrufenden Stationen beschäftigten uns sehr gut, und zeitweise entstanden ordentliche Pile-ups, die wir mit 4 Ohren doch sehr schnell bewältigt haben. Draußen tobte der Sturm, der Anhänger schaukelte leicht und die Antenne produzierte merkwürdige Geräusche. Auch der Generator tuckerte sehr schön und trotzte den rauhen Wetterbedingungen. Das Log füllte sich rasch, und es machte Riesenspaß in dem gemütlichen Fass zu funken. Vor dem Einbruch der Nacht füllte noch einmal Herbert den Generator auf und verabschiedete sich auch.
Wir blieben zu zweit (Ralf und Csaba, Bild 3) auf der Wiese mitten drin im Moor. Der Wind und Regen nahm immer mehr zu, die Geräusche wurden immer lauter und das Fass schaukelte stark. Ich hatte das Gefühl, dass man auf einem Schiff sitzt und gleich seekrank wird. Skeptisch beobachteten wir die Abspannseile vom Mast, die sollten aber schon halten, die Windfläche ist letztendlich klein – beruhigten wir uns. Auch die Räder sanken immer tiefer in den Sumpf, aber wir saßen schließlich in einem Fass, das im Wasser eigentlich schwimmen kann, hi. Gegen Mitternacht musste ich raus, um nach dem Aggregat zuschauen und evtl. vollzutanken. Nur weniger als 10 Minuten war ich draußen, aber meine Bekleidung musste ich komplett tauschen. Der Regen war unglaublich heftig und das Wasser war geschätzt um 10 cm gestiegen.
Herbert verabschiedete sich am Abend mit dem Trost, dass er gegen 7 Uhr Frühstück und Kaffee mitbringt. Doch wir blieben allein bis 11 Uhr. Bei dem Wetter war es kein Wunder, dass er nicht raus wollte. Inzwischen war draußen ein kleiner Teich entstanden, was eine kleine Truppe von Wildenten zum Baden einlud. Wir habe die Nacht ganz gut überstanden und der Wind ließ nach, nur der Regen wollte nicht aufhören (Bild 4). In dem Fass hingen überall die gewechselten, nassen Klamotten, zum Aufwärmen kletterte ich ab du zu ins Bett hinauf und deckte mich mit den dicken, warmen elchbedruckten Decken zu. Ralf machte alleine weiter, ich schlief ein. Im 2 Stunden Rhythmus haben wir uns abgewechselt und so durfte ich nach einer Stunde relaxen wieder den Betrieb aufnehmen. Das Aufstehen fiel mir nicht leicht, mit Kuhaugen starrte ich den Bildschirm an und etwas zögerlich tippte ich die ersten Rufzeichen ein. Man hatte aber doch seinen Spass und die Contester riefen uns fleißig an.
In der Nacht auf 160 m konnten wir nur auf einer Frequenz funken, da die beiden Tuner es nicht geschafft haben, die Antenne außer auf 1,813MHz+/-1kHz abzustimmen. Vergeblich riefen wir die Stationen neben unserer Frequenz. Das SWR war zu groß und die abgestrahlte Leistung tendierte gegen Null. Unser Herz schlug höher als wir VK8, JA und W arbeiteten, alles auf CQ. Es ging also ganz prima mit dem langen Dipol. Unser Gefühl war auch, dass ohne die russischen Stationen die QSO-Zahl viel niedriger ausgefallen wäre.
Ralf saß fast immer neben mir und hörte auch zu. Er hat fast keine Minute geschlafen, eine unglaubliche körperliche Leistung von ihm. Eine halbe Stunde vor dem Contest-Ende hatte ich die Ehre die Station als letzter OP zu besetzen und unsere Aktivität mit den letzten Verbindungen zu beenden. Das Pile-up war bei der Uhrzeit manchmal erstaunlich groß, und es machte Riesenspaß das Tempo auf 40 WPM hochzudrehen und jeden Anrufer schnell zu bedienen. Am Ende standen 1107 QSOs im Log, 187 Multis und ca. 635.000 Punkte. Auf 160 m hatten wir keine gut funktionierende Antenne und wir haben leider eine kurze Öffnung am Samstagabend auf 10 m verpasst, weshalb uns das Team von Ben (DL0LA/p) überholte. Herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Ergebnis!
Das Abbau begann selbstverständlich im strömenden Regen, aber es ging relativ schnell. Wir haben uns entschieden, die Geräte und mitgebrachten Sachen erst auf der asphaltierten Straße in die Autos umzuladen, um damit etwas Zeit zu sparen. Die Ausgänge, wo die Enten es sich bequem gemacht hatten, waren völlig unter Wasser, die Wassertiefe betrug ca. 40 cm. Herbert machte mit dem X3 vor, wie man rauskommen sollte und zeigte gleichzeitig einen möglichen Weg für den Geländewagen mit dem Anhänger. Die Fahrt durch das tiefe Wasser war sehr spektakulär, so dass ich die Kamera mitlaufen ließ. Herbert kam mit dem X3 noch durch, Gerhard mit dem Fass blieb aber schon vor dem Teich stehen, alle Räder drehten durch, der Anhänger zog hinten stärker, als gedacht. Der Geländewagen wurde noch schnell abgehängt und nach 5 Minuten Kämpfen war der Pajero wieder auf der Straße. Die einzige Chance das Fass rauszuholen wäre ein Traktor gewesen, aber der Bauer war selber mit seinen Problemen beschäftigt Es lief neben anderen Kellern auch seine voll, und so musste er erst mal Kanäle baggern, in die das Regenwasser hineingepumpt werden konnte. 3 Tage nach unserer Wasserfunkaktion hat der Bauer den Anhänger rausgezogen. Die Räder sanken bis zur Achse in den Schlamm hinein.
Das beste Ergebnis für DL0FU mit 635.000 Punkten wäre ohne die Unterstützung von unserem Aufbauteam und dem zweiten CW Operator nicht möglich gewesen. Ich hoffe, dass es allen Riesenspaß gemacht hat, bei dem Fieldday-Contest mitzumachen. Ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team von DL0FU! Ein unvergessliches Abenteuer.
Vy 73 de Csaba / DH7KU