
Notfunk-Telefonanlage
Einfache und schnelle Kommunikation ist im Rahmen von Not- und Katastrophenlagen sowohl für Beteiligte von Behörden als auch für zivile Betroffene von grundlegender Wichtigkeit. Da die Situation, in der sich der Nutzer befindet, bereits eine Ausnahmesituation mit einer besonderen Belastung darstellt, sollte die Kommunikation so einfach und vertraut wie möglich ablaufen.
Daher wurde durch das Referat für Not- und Katastrophenfunk innerhalb des DARC eine sehr einfach zu bedienende Plattform für Telefonie geschaffen. Diese besteht zum einen aus einer sehr einfach zu konfigurierenden Telefonanlage, welche nur die notwendigsten Funktionen zur Verfügung stellt. Weiterhin aus einem Backbone, welcher Dual-Homed im Hamnet wie auch im Internet zu erreichen ist. Sowie aus einem Koffersystem mit passenden Telefonen, welche sich nahtlos in das MESH-Netzwerk integrieren und nahezu ohne Konfigurationsaufwand an der Telefonanlage genutzt werden können.
Wieso eine weitere Telefonanlage?
Im Hamnet gibt es bereits seit längerer Zeit die Möglichkeit zur Telefonie. Hierbei wird z.B. das eigene Rufzeichen in eine wählbare Nummer umgewandelt. Es handelt sich hierbei also um bereits erprobte und genutzte Technologie. Im Notfunk können wir uns jedoch nicht immer auf eine Rufnummer pro Rufzeichen verlassen und auch Insellösungen ohne Zugang zum Hamnet sollten möglich sein. Angesichts dessen hat sich ein Team um Sebastian (DL3SD) daran gemacht und eine Infrastruktur für die Telefonie im Notfunk geschaffen.
Kern dieser Infrastruktur ist eine Telefonanlage, welche auf einem Kleinstrechner wie z.B. einem Intel NUC mit einfachen Werkzeugen installiert und betrieben werden kann. Diese Telefonanlage kann dann in einem Mesh-Netzwerk oder an einem Hamnet Knoten betrieben werden. Diese Anlage bietet ein einfach zu nutzendes Frontend auf einer Webseite, welches nur die benötigten Dienste und Informationen zur Verfügung stellt, um auch unerfahrenen Nutzern den Einstieg zu erleichtern. Über dieses Webfrontend können Telefone eingerichtet werden und sobald diese sich im Netzwerk anmelden, werden diese automatisch für die Nutzung vorbereitet, erhalten ihre Rufnummer und auch ein Telefonbuch der anderen Teilnehmer im Netz. Bisher werden Telefone des Herstellers Snom mit diesen Funktionen unterstützt, die Erweiterung auf weitere Hersteller ist jedoch bereits geplant.
Bereits mit diesem einfachen Set-up, kann ein Netz von Telefonen zum Beispiel in einem Landkreis verteilt und genutzt werden. Jedoch bedarf es für so ein „einfaches System“ keine monatelangen Vorbereitungen und Tests und so kann das System noch mehr. Je nach Größe der Schadenslage kann es unter Umständen interessant sein, auch andere Nutzer zu erreichen, welche an einer weiteren Notfunk-Telefonanlage angebunden sind. Hierzu wurde sowohl im Hamnet als auch im Internet SIP-Router und Gateways aufgebaut, damit die einzelnen Telefonanlagen sich untereinander erreichen können – sofern ein Hamnet oder Internetzugang existiert. Alle diese Systeme wurden nicht nur ausgiebig getestet, sondern auch redundant ausgelegt, sodass bei einem Systemausfall die Nutzung weiterlaufen kann.
Die Rufnummer in diesen Netzen setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen. Einer Vorwahl, welche die Telefonanlage definiert, auf der man ein Endgerät erreichen möchte, diese kann wie im normalen Telefonnetz bei einem lokalen Gespräch weggelassen werden und als zweiter Bestandteil steht die eigentliche Rufnummer des Telefons. So ergibt sich für ein Telefon mit der Durchwahl 23 an der Telefonanlage 142 die Rufnummer 142-23 oder, sofern man an derselben Telefonanlage angebunden ist, einfach die Rufnummer 23. Hierdurch sind alle Telefone in diesem Netz eindeutig identifiziert und von jeder Telefonanlage bzw. von jedem Telefon erreichbar.
Durch das redundante Set-up und die Anbindung von Gateways ist es uns auch möglich, das öffentliche Telefonnetz mit anzubinden. Natürlich immer vorausgesetzt, eines der Gateways im Hamnet und Internet hat noch eine Anbindung an das öffentliche Internet. Dies bedeutet, dass die Teilnehmer der Telefonanlage sowohl Teilnehmer im öffentlichen Telefonnetz anrufen als auch von diesen angerufen werden können. Hierzu muss der Anrufende die Nummer eines der Gateways sowie das Ziel seines Anrufes kennen. Bei einem Anruf auf einem der Gateways erhält man die Möglichkeit, die gewünschte Zielrufnummer einzugeben (z.B. 14223). Nach der Bestätigung der Eingabe mit der #-Taste wird die Verbindung hergestellt und das angerufene Telefon klingelt.
Das Logo der Notfunk-Telefonanlage wurde von Phil (DF5PMF) erstellt und steht unter CC-BY-NC 4.0 Lizenz.