Popularisierung der Funktechnik – Selbstbau, Technikbegeisterung und Science Fiction
Neben den berühmten Wissenschaftlern, die maßgeblich zur Weiterentwicklung der Funktechnik beigetragen haben – Namen wie James Clerk Maxwell, Heinrich Hertz und Guglielmo Marconi sind jedem Funkamateur bekannt – steht der Name Hugo Gernsback für die ungeheure Faszination des Kommunikationsmediums Funk, die breite Teile der Bevölkerung spätestens in den 1920er Jahren erfasste – also auch jene, die sich nicht beruflich mit der revolutionären neuen Technik beschäftigten, aber im privaten Raum begeistert auf die ersten Funk-Aussendungen reagierten und mitmachen wollten.
Gernsback veröffentlichte ab 1908 populär-wissenschaftliche Magazine, wie „Modern Electrics“, „Radio Amateur News“ oder „The Electrical Experimenter“ mit technischen Beiträgen für den Selbstbau, aber auch mit spekulativen Artikeln über die weiteren Möglichkeiten der technologischen Entwicklung. Im Laufe der Zeit brachte er Magazine heraus, die sich stärker auf den Bereich der Science Fiction konzentrierten (Amazing Stories). An seiner Person lässt sich sehr gut nachvollziehen, wie die Radio-Begeisterung vor allem deshalb um sich griff, weil Radio und Fernsehen als innovative und vielversprechende Kommunikationstechniken in den 1920er Jahren eine gigantische Technikbegeisterung weckte und zeitglich eine Erwartungshaltung schuf mit Blick auf die Weiterentwicklung der Menschheit mit Hilfe der Technik.
„Long live the Wireless! Long live the Amateur!“ [1]
Mit der Gründung der Wireless Association of America schuf Gernsback eine Organisation, die auch versuchte die Interessen der Radio-Amateure zu vertreten – bevor die ARRL aus der Taufe gehoben wurde. In einem Editorial seiner Zeitschrift Modern Electrics veröffentlichte Gernsback 1912 – nach eigenen Angaben als erster überhaupt – mit Blick auf die geplante gesetzliche Regulierung des Funks (Alexander Wireless Bill) den Vorschlag, dass Amateure das Recht bekommen sollten, auf den Funkfrequenzen bis 200 m – die kommerziell nicht genutzt wurden – zu senden. Diese bekannte Regelung wurde im oben genannten Alexander Wireless Bill umgesetzt. Damit war die Grundlage geschaffen, dass Funkamateure für ihre Experimente eine gesetzliche Regelung erhielten.
In der ersten Ausgabe des Wireless Blue Book der Wireless Association of America veröffentlichte Gernsback bereits 1909 das erste Callbook, in dem neben den bekannten Funkdiensten auch Namen und Rufzeichen von Funkamateuren (U.S. Amateur Stations) aufgeführt sind (s. www.seas.upenn.edu/~uparc/documents/First%20Annual%20Official%20Wireless%20Blue%20Book%20-%201909.pdf (Link der University of Pennsylvania Amateur Radio Club)
[1] Aufruf von Hugo Gernsback in "Wireless and the Amateur", Modern Electrics, February, 1913. Quelle: earlyradiohistory.us/1913retr.htm